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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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lag Jahre zurück, dass sie zum letzten Mal hier gewesen war. Die Wände schmückten bunte Fresken, die ihr neu erschienen. An der einen Wandseite stand ein großer Tisch mit hohen Stühlen, an der anderen eine Truhe mit dunklen Intarsien. Vor das halb geöffnete Fenster hatte jemand einen Sessel geschoben, dessen breite Lehne ihr zugewandt war.
    Aus Enttäuschung über sich selbst stampfte sie mit dem Fuß auf.
    »Na, na, ganz so schlimm wird es doch wohl nicht sein«, hörte sie auf einmal eine vertraute Stimme. »Warum erzählst du mir nicht, was dich so aufgebracht hat?«
    »Onkel Bartholomé!« Sie lief zu ihm. »Mit keinem Wort hat er mir verraten, dass du in Augsburg bist!« Wie sie es schon als Kind getan hatte, kauerte sie sich zu seinen Füßen, während er seine warme Hand auf ihren Kopf legte.
    »Christoph?«, sagte er nach einer Weile. »Natürlich wieder Christoph!«
    Sie nickte.
    Wie gewohnt trug er das nachtblaue Samtbarett, mit dem er sein schütteres Haupthaar bedeckte, die einzige Eitelkeit, die sie jemals an ihm bemerkt hatte. Seine wasserhellen Augen waren groß und gütig, ein fesselnder Gegensatz zu dem schmalen, beherrschten Mund und der Adlernase, die schon so manchen beeindruckt hatte. Sein kurz geschnittener Bart, inzwischen mehr weiß als grau, verlieh ihm etwas Würdevolles. Was sie jedoch beunruhigte, war die durchscheinende Blässe seiner Haut.
    War er kränker als sie wusste?
    Der Gedanke, ihn zu verlieren, war unerträglich.
    »Er hat dir doch nicht etwa wehgetan?«, fragte er weiter.
    »Nein«, sagte sie. »Das würde ich nicht zulassen. Aber er hat mich sehr wütend gemacht. Mein Vetter Christoph besitzt wahre Meisterschaft darin, andere auf ihren Platz zu verweisen.«
    »Du hast ihn verschmäht. Das wird er dir niemals vergessen, solange du lebst. Ich wünschte, er wäre anders. Doch nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung.«
    »Er will alle klein halten«, sagte Philippine. »Um sich selbst größer zu fühlen. Das stört mich am meisten an ihm. Und ich hasse es, ihn um Geld anbetteln zu müssen!«
    »Warum fragst du dann nicht lieber mich?«, sagte Bartholomäus Welser. Sein Tonfall war scherzhaft, doch ihr entging nicht die gewisse Schärfe, die darin lag. »Du weißt doch, dass ich es anders mit den Menschen halte – und das wird so bleiben, auch wenn ich allmählich alt und zittrig werde.«
    »Vielleicht, weil ich mich schäme, dass wir ständig mit neuen Bitten und Forderungen daherkommen müssen?«, sagte sie leise. »Ich wünschte, du wärst mein Vater … seit jeher. Dann wäre alles leichter für uns. Aber das weißt du ja seit Langem.«
    »Du bist die Tochter meines Herzens, und das weißt du, seitdem du auf der Welt bist. Jetzt schau nicht mehr so grimmig drein! Es macht mich ganz krank, wenn dein hübsches Gesicht nicht fröhlich ist!«
    Mit dem Hauch eines Lächelns blickte sie ihn an.
    »Schon viel besser!« Es entging ihr nicht, wie schwer ihm das Aufstehen fiel, doch sie sprang ihm nicht bei, weil es ihn sonst gekränkt hätte. »Wollen wir nicht zusammen nach oben gehen, auf den Dachgarten?«
    Wie stolz war er damals gewesen, als alles nach seinen Plänen fertiggestellt war! Ein Turm hatte abgetragen werden müssen, ein Schuppen eingerissen, eine Treppe verkürzt, bis es so gewesen war, wie er es sich vorgestellt hatte. An ihrer Seite hatte er den Dachgarten schließlich zum ersten Mal betreten, in einer klaren warmen Augustnacht, in der unzählige Sternschnuppen über den Himmel tanzten.
    »Du musst dir etwas wünschen«, hatte er damals gesagt. »Aber darfst mir nicht verraten, was.«
    Genau das hatte sie getan.
    Philippine musste lächeln, als sie an jenen besonderen Augenblick dachte, und ihm erging es nicht anders, das spürte sie, ohne den Kopf wenden zu müssen. Ihr Wunsch von damals war in Erfüllung gegangen, wenngleich ganz anders, als sie geglaubt hatte.
    »Und noch ein Geheimnis will ich dir verraten, Pippa«, setzte Onkel Bartholomé heute hinzu. »Von weit oben werden alle Sorgen auf einmal sehr viel kleiner – daran solltest du stets denken!«
     
    *
     
    Wie kam es, dass ihre Füße auf einmal bergab ins Lechviertel strebten, anstatt sie auf dem schnellsten Weg nach Hause zu tragen?
    Im Nachhinein gab sie Onkel Bartholomé die Schuld daran. Wie keinem anderen in der Familie gelang es ihm, sie allein durch seine Gegenwart aufzumuntern. Sie fühlte sich wohl, wenn sie beide nur stumm nebeneinander saßen; noch viel erfüllender war es, sich mit ihm

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