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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Seidensäckchen.
    Vergiss dein nutzloses Geißkraut. Nimm lieber das hier!
    Die Wurzel der Belladonna! Bislang kenne ich sie nur von Zeichnungen. Ein überaus gefährliches Gewächs. Wer von ihren Früchten kostet, muss sterben, das habe ich schon als Kind gelernt.
    Er lacht, als ich das sage, versucht, meine Furcht zu zerstreuen.
    Die Wurzel ist ungiftig. Du brauchst also keine Angst zu haben! Sie kräftigt die Erinnerung und soll, so sagt man, Liebende verbinden.
    Liebende – beinahe hätte ich ihm mitten ins Gesicht gelacht. Es gibt nur einen Einzigen, mit dem mich diese Gefühle verbinden.
    Ich stecke das Säckchen trotzdem ein, um ihn nicht zu kränken, und nehme mir vor, bei Gelegenheit meine Mutter ausführlich darüber auszufragen.
    Dazu ist es allerdings bislang noch nicht gekommen.
    Stattdessen wächst meine Unruhe.
    Kann diese Wurzel daran schuld sein? Bringt sie mich dazu, Caspar wiedersehen zu wollen?
    Ich habe mich von ihm küssen lassen …
    Meine Beine zittern noch immer, wenn ich daran denke, seine Lippen aber sind warm und fest, und die Hände bleiben zwar zahm, wissen aber dennoch, was sie zu tun haben.
    Wenn jemand uns beobachtet hat?
    Allein bei dieser Vorstellung könnte ich auf der Stelle sterben …

Atropa belladonna
    auch genannt Irrbeere, Taumelstrauch, Teufelsbeere, Schlafkirsche
     

     
    Positive Wirkung: Hilft bei Magen- und Darmschmerzen, sowie Augenkrankheiten.
    Negative Wirkung: Hochgiftig!, Erbrechen, Schwindel, Halluzinationen, Abortivum.

Kapitel II
BELLADONNA
     
    Augsburg, Mai 1556
     
    Wenn sie beim Betreten des Welserhauses die Augen schloss, war alles wieder wie früher. Ein einzigartiges Gemisch an Gerüchen drohte ihre Sinne zu überfluten: Safran und Pfeffer konnte sie ausmachen, Lavendel, Zimt und Kamille. Dazu kamen Leder, Sackleinen und Hanf, Wagenschmiere und Pferdemist. Der Duft nach Freiheit, Waghalsigkeit – und Untergang.
    Wie mutig und rücksichtslos waren ihre Vorfahren im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts in die Ferne aufgebrochen!
    Städte hatten sie gegründet und Festungen erbaut, Kolonialisten angesiedelt und Einheimische gnadenlos geknechtet. Tief waren sie eingedrungen in den wilden, unerforschten Kontinent – allerdings ohne ›El Dorado‹ zu entdecken, jenes sagenumwobene Goldland, von dem sie so lange geträumt hatten. Der Preis, den sie dafür bezahlen mussten, war hoch. Onkel Bartholomé büßte nicht nur einen Großteil des Vermögens ein, sondern verlor auch seinen ältesten Sohn. Bartholomäus, der als Sechster dieses Namens die Linie weiterführen sollte, geriet in einen Hinterhalt und wurde zusammen mit seinem Begleiter Philipp von Hutten brutal gemeuchelt. Vom reichen Dutzend seiner Kinder hatte er ihn am meisten geliebt, auch und vielleicht sogar, weil er wusste, wie draufgängerisch, maßlos und unüberlegt der Sohn sein konnte.
    Als die Nachricht von Bartholomäus’ Tod nach Monaten Augsburg erreichte, wurde das Firmenoberhaupt über Nacht zum alten Mann, dessen Kopf zu wackeln begann, als weigere er sich, zu fassen, was inzwischen geschehen war, wenngleich sein Gehirn noch immer mit der Präzision eines Uhrwerks zu arbeiten vermochte.
    An seiner Stelle saß nun Christoph im Kontor, der weder in Gestalt noch im Wesen Ähnlichkeit mit seinem Vater besaß. Niemand wusste, wie er die Brüder dazu gebracht hatte, ihm diesen Vortritt zu lassen. Doch innerhalb der Familie kursierte dazu eine Reihe hässlicher Gerüchte.
    Philippine strich sich das Haar aus der Stirn, als sie die Hand auf die Klinke legte. Sie trug ihr bestes Kleid aus rosenfarbenem Taft – und fühlte sich trotzdem elend. Diese Bettelgänge, zu denen die Mutter sie immer wieder verpflichtete, waren ihr aus tiefstem Herzen zuwider. Aber blieb ihnen etwas anderes übrig, da Franz Welser ja kaum noch für ihren Unterhalt aufkam?
    Christoph blickte nur kurz auf, nachdem sie eingetreten war, dann führte er in Seelenruhe seine Liste weiter. Drei weitere Männer arbeiteten an den langen Tischen, erfahrene Buchhalter, dem Unternehmen seit Jahren treu ergeben. Neben seinem Tintenfass stand ein großer Humpen Bier. Sein Wanst, der sich unter dem Wams aus braunem Samt wölbte, verriet diese Vorliebe.
    »Welchem Umstand verdanke ich deinen Besuch?« Er legte ein leeres Blatt über seine Aufzeichnungen, als fürchte er, sie könne etwas erspähen, das nicht für ihre Augen bestimmt sei. »Ist euch schon wieder das Geld ausgegangen?«
    Wie sie es hasste, vor allen so angeredet zu

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