Die schöne Rächerin
»Vermutlich eine gute Idee. Ich bin froh, dass es nicht funktioniert hat.«
»Ich auch.« Sie strich sich mit der Hand die Haare aus dem Gesicht. Er hatte sie nie so traurig gesehen. »Der Lord und das Hausmädchen. Kaum die passende Verbindung.«
»Also habe ich geknurrt.«
»Und ich gebissen.«
»Und da wären wir.«
Sie rollte sich in seine Armbeuge, sah ihn nicht mehr an. »Da wären wir.«
Die nächste Frage hing in der Luft, aber sie waren beide nicht willens, sie zu stellen.
Und was machen wir jetzt?
Das Feuer brannte herunter, und es wurde langsam kalt im Zimmer. Collis erhob sich, zog seine Hosen an und stocherte in den Kohlen. Er zog sich das Hemd über den Kopf und ließ es lose herabhängen. Dann nahm er den zerwühlten Überwurf vom Sofa, breitete ihn über die schlafende Rose und stieg zu ihr ins Bett. Sie drehte sich sofort zu ihm um und breitete die Arme aus, um ihn in ihre Wärme zu ziehen.
Es erschien ihm sehr großzügig von ihr, dass sie lieber ihn aufwärmte, als sich um ihre eigene Bequemlichkeit zu kümmern. Sie legte die Arme um ihn und zog ihn zu sich. Er entspannte sich und fühlte sich erschreckend zu Hause.
Da trat sie ihn. »Heiß«, murmelte sie und zog die Bettdecken bis zu den Hüften hinunter.
Nun, vielleicht nicht ganz wie zu Hause. Er zog die Decken wieder hoch. Das Zimmer war seiner Meinung nach fast eisig. Er zog die Decken über ihre Schultern, genoss die Wärme an seinem Hals. Rose schien nichts davon zu halten, denn sie schob sie wieder nach unten. »Uff«, protestierte sie, dann trat sie ihn wieder.
Schließlich gab er seufzend auf. Ihr war es offenbar warm genug, und er war vermutlich nur zu verwöhnt. Er ließ sie halb zugedeckt liegen und zog sich auf die andere Seite des Betts zurück. Und er nahm den Überwurf mit.
Die neue Position verschaffte ihm ungeahnte Vorteile. Er konnte nach Herzenslust ein halb nacktes Mädchen bewundern. Das Feuer glühte wieder heller, und sein Schein ließ Roses Haut im abendlichen Licht wie Schnee leuchten. Kurven und Täler, von der Natur geformt … seine eigenen, privaten Alpen.
Collis’ schläfrige Betrachtungen wurden vom Krachen einer Tür gestört, die irgendwo im Haus aufflog. Irgendwo ganz in der Nähe - im Zimmer nebenan, in dem sich der Prinzregent befand.
Collis war sofort auf den Beinen und zog unter einem Berg aus Kleidern seine Waffe hervor. Rose war nur einen Sekundenbruchteil später auf den Beinen. Sie zog sich ihr Kleid über den Kopf und suchte nach ihrer eigenen Waffe.
Zu spät. Die Tür zu ihrem Zimmer flog unter den Schlägen mehrerer groß gewachsener Kerle auf. Collis war sich nicht ganz sicher, aber sie schienen den Schlägern zu ähneln, die sie verfolgt hatten. Sie strömten wie eine Flutwelle in den Raum.
Collis brachte seine Pistole nur eine Sekunde zu spät in Anschlag. Eine massive Hand schlug ihm den Arm nach unten, und der Schuss war an den Steinboden verschwendet. Er warf die nutzlose Pistole weg und nahm es per Hand mit dem Kerl auf.
Er nahm undeutlich die Schreie und den Tumult wahr, die aus dem anderen Zimmer zu hören waren, und aus dem Augenwinkel sah er, wie eine raue Hand eine sich verzweifelt wehrende Rose niederdrückte.
Aber die Mehrzahl der Schläger befand sich auf seiner Seite des Raums, und er nahm es bereitwillig mit ihnen auf. Es waren nur einfach zu viele. Kaum hatte er einen mit einem rechten Haken niedergestreckt, stand schon der nächste da.
Irgendwer hatte hier nichts dem Zufall überlassen und eine ganze Armee angeheuert. Collis musste nicht lange überlegen, wer. Rose hatte völlig Recht gehabt. Louis Wadsworth wollte sein Geheimnis um jeden Preis bewahren.
Als er unter dem Ansturm eines Massenangriffs unterging und von übel riechenden Körpern begraben wurde, hatte Collis das dumpfe Gefühl, dass man es ihnen auf die harte Tour heimzahlen würde.
Collis war außer Gefecht. Rose konnte sehen, wie er kraftlos zwischen zwei Männern hing, die ihn fortzerrten. Sie wollte einen der beiden mit dem nackten Fuß treten, aber er hatte seine Lektion gelernt und wich ihr aus. Sie selbst hing gleichfalls zwischen zwei Kerlen, einen an jedem Arm, die sie mit ihren verschwitzten Händen, die wie Schraubstöcke um ihre Handgelenke lagen, bewegungsunfähig machten.
Sie schleiften Collis auf den Gang und Rose hinterher. Als sie die Tür passierten, sah sie Mrs. Blythe und den Prinzregenten, die sich in derselben misslichen Lage befanden. Der Prinzregent schien der
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