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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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bewegen.
    Eine Frau. Nicht seine Frau, trotz seiner abenteuerlichen Überlegungen von vorhin. Jedenfalls noch nicht.
    Und was für eine Frau sie war. Sie war geschickt, temperamentvoll und intelligent, ein echter Gewinn für die Liars. Zudem war sie, stellte er überrascht fest, eine Freundin, wie er sie nicht mehr gehabt hatte, seit er in den Krieg gezogen war.
    Eine gute Freundin. Eine respektierte Kollegin. Er strich ihr über das Haar. Eine hinreißende Geliebte.
    Er wollte mehr.
    Es fühlte sich seltsam an, zum ersten Mal im Leben verliebt zu sein. Er sah sie an, wie sie in die saphirblaue Decke des sündigen Betts gehüllt dalag. Nur das Haar und die Nasenspitze sahen unter der Tagesdecke heraus.
    Das erste Mal.
    Und das letzte Mal.
    Sie hätte ihm nie zugehört, wenn er es ihr jetzt gesagt hätte. Er wusste, sie war der Ansicht, dass er sie nur ins Bett hatte bekommen wollen und nie das denken würde, was er gerade eben dachte.
    »Ich möchte dich heiraten«, flüsterte er so leise, dass sie es, selbst, wenn sie erwacht wäre, nicht gehört hätte. »Ich will dich mit einem Luxus überschütten, wie du ihn nie gekannt hast. Ich werde dir jeden Morgen Schokolade bringen. Ich werde in unserem Heim einen Kamin bauen, der groß genug für zwölf Feuer ist, und ich hänge im Ballsaal eine Zielscheibe auf, damit du mit deinen Messern üben kannst. Ich will dein Partner sein, dein Freund und dein Geliebter. Auf ewig.«
    Er gab ihr einen federleichten Kuss auf die Nasenspitze. Sie schniefte und zog den Kopf tiefer in die Laken. Collis kicherte. »Und dann, wenn die Ewigkeit vorbei ist«, atmete er in ihr Haar, »dann fange ich wieder von vorne an.«
    Sie regte sich, gähnte. »Collis?« Die Decke dämpfte ihre Stimme.
    »Ja?«
    »Warum ausgerechnet jetzt?«
    Er begriff, was sie wissen wollte. »Wenn ich zurückdenke, wird mir klar, dass ich Sie schon immer haben wollte.«
    Sie hob sich auf die Ellenbogen und starrte ihm ins Gesicht. »Wollten Sie nicht.«
    »Warum hätte ich sonst so darum kämpfen sollen, Sie zu vertreiben?«
    Er merkte es, als sie ihm schließlich doch glaubte. Ihr Körper schmolz an seinem, als ob all ihre Anspannung und Abwehr dahin sei und nur sie allein zurückgeblieben war. Nur Rose. Nur Collis.
    Sie legte die Stirn an seine Brust. Er streichelte ihr Haar, genoss die weichen Strähnen. Sie zu berühren, ihr Haar wirklich spüren zu können, ihre Haut, ihre geschmeidige Festigkeit … er wollte den Rest seines Lebens mit dem vergeblichen Versuch verbringen, dieser Frau überdrüssig zu werden.
    »Es gibt da eine Geschichte von einem Mädchen namens Wildrose«, sann er laut vor sich hin. »Gretchen, die mehr mein Kindermädchen war als die Gesellschafterin meiner Mutter, hat mir viele deutsche Geschichten erzählt. In den meisten kamen aus unerfindlichen Gründen hungrige Wölfe vor. Also wollte ich ständig welche hören.«
    Er spürte, wie ihr Lachen seine Haut streifte. »Ich weiß«, sagte sie.
    »Ich war ein blutrünstiger kleiner Rotzbengel. Aber da gab es eine über eine Prinzessin, deren Eltern eine Hexe verärgert hatten, weil sie sie nicht zur Taufe eingeladen hatten. Also kam sie später uneingeladen und hat die Prinzessin verflucht, die daraufhin für hundert Jahre eingeschlafen ist, während das Schloss von Wildrosen überwuchert wurde.« Er zog sie näher an sich und gähnte. »Da ich selbst einige Erfahrung mit Wildrosen habe, habe ich wirklich Mitleid mit all den Prinzen, die bei dem Versuch ums Leben gekommen sind, die dornigen Mauern zu überwinden.«
    Sie biss ihn ein wenig. Er lachte, dann erzählte er weiter. »Jedenfalls kam eines Tages ein ganz besonders gut aussehender und nobler Prinz des Wegs, und die Dornen teilten sich vor ihm. Er fand Dornröschen, wie die Prinzessin in der Geschichte heißt, schlafend im Turm. Und dann kommt der Teil der Geschichte, den ich ganz besonders faszinierend finde. Dornröschen ist keinen Tag gealtert, sondern noch genauso jung wie damals, als sie eingeschlafen ist. Nun, der Prinz ist natürlich gut bewandert in prinzlicher Etikette und küsst sie. Sie erwacht, verliebt sich unsterblich in ihn, und sie heiraten und leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage.«
    Er hörte und spürte ihr trotziges Schnauben an seiner Haut. »Was für eine Ladung Schmalz«, sagte sie. »Erzählen Sie mir eine von denen mit Wölfen.«
    Collis lachte laut. »Sie haben wahrlich Dornen.«
    Sie hob den Kopf. »Ich habe auch versucht, Sie zu verjagen.«
    Er nickte.

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