Die schöne Rivalin
hingeblättert wie Skatkarten … Was ist mit den Sandors?«
»Ich habe die Tochter kennengelernt.« Sonja drehte sich auf die Seite und schloß die Augen. Bruckmann erhob sich, ohne weitere Fragen zu stellen und ging aus dem Zimmer. Er ahnte, was passiert war und konnte nicht helfen. Das muß sie mit sich allein ausmachen, dachte er. Die Sandors, Heidecks, Trombergs und wie sie alle heißen, die in den Palästen am Elbufer wohnen, sind eine Welt für sich. Armer Spatz!
Er zog leise die Tür ins Schloß.
Sonja drückte das Kissen an den Mund und rollte sich zusammen. Sie weinte.
St. Tropez hatte eine kleine Lokalsensation: In der Nacht war beim Fotohändler Zambatti eingebrochen worden. Der Schaukasten war zerstört. Durch die Hintertür waren die Diebe in den Laden gekommen und hatten alles durchwühlt. Aber sie hatten weder die wertvollen Kameras noch den Inhalt der Ladenkasse mitgenommen; statt dessen fehlten sämtliche Abzüge der Bilder vom Fotowettbewerb, und die Negativkartei war völlig durcheinandergebracht.
»Es müssen Irre gewesen sein!« schrie der Fotohändler. Sein italienisches Temperament ging mit ihm durch. Er habe einen Millionenschaden, behauptete er übertreibend. »Nur die prämierten Bilder sind weg. Ein Fetischist war das! Dreiundzwanzig Fotos von Nastasja Kinski und sieben Abzüge des Fotos, das den zweiten Preis erhielt. Den dritten Preis haben sie überhaupt nicht beachtet. Madonna mia, diese Gangster!«
Die Polizei arbeitete gründlich, aber sie fand nichts. Keine Fingerabdrücke, keine Hinweise. Mehr als tausend Francs hatte Zambatti in der Ladenkasse gehabt – sie waren unberührt. Das verwunderte die Polizei am meisten.
»Es kann auch ein Racheakt sein«, meinte der Polizeileutnant, der die Untersuchung leitete. »Vielleicht einer, der bei dem Fotowettbewerb keinen Preis bekommen hat? Es gibt solche Hitzköpfe.«
»Sag ich es nicht? Ein Idiot!« Zambatti rang die Hände und weinte fast. »Man ist seines Lebens nicht mehr sicher.«
Aber so gebrochen war er nun auch wieder nicht, als daß er nicht erkannt hätte, wie gut sich dieser Einbruch für die Reklame verwenden ließ. Schon am Nachmittag hing ein Plakat über der zerbrochenen Glastruhe mit der werbewirksamen Aufschrift: ›So gut sind Zambattis Fotos, daß man sie stiehlt!‹ Und in der Zeitung ließ er eine Anzeige veröffentlichen: ›Früher stahl man die Mona Lisa – heute die Fotos von Zambatti. Erstes Haus von St. Tropez.‹
Ohne diese Anzeige hätte Kommissar Jean Bouchard nie etwas von dem Vorfall erfahren. Ihm kam es merkwürdig vor, daß jemand Fotos klaute, und er rief in St. Tropez an.
»Was war auf den Bildern zu sehen, Leutnant?« fragte er.
»Das eine war ein Foto, das Nastasja Kinski zeigte, die Schauspielerin.«
»Aha. In Ordnung. Für einen Kinski-Fan wäre das ein Motiv … Und das andere?«
»Wie der Fotograf Zambatti sagte, habe man darauf ein Stück Strand gesehen, eine Jacht und zwei unbekannte Männer im Gespräch.«
»Oha?!« Bouchard wurde hellhörig. Der Leutnant in St. Tropez wunderte sich. Welches Interesse konnte man in Cannes an diesem dämlichen und sinnlosen Einbruch haben? »Zwei Männer am Strand … Gibt es noch einen Abzug?«
»Keinen. Alles gestohlen.«
»Eine Veröffentlichung?«
»Das kann sein. Anläßlich der Preis Verleihung …«
Es gab tatsächlich einen Abdruck in der Zeitung, aber er war so schlecht und unscharf, daß man wohl das Bild als Ganzes erkennen konnte – aber unter der Lupe zerfloß alles in helle und dunkle Rasterpunkte. Bouchard warf die Lupe weg und starrte auf das Zeitungsbild. Diese beiden Kerle, die da zu sehen sind, dachte er … die haben bestimmt den Einbruch veranlaßt. Sie haben alles Interesse daran, daß keine Fotos von ihnen existieren. Und ich fresse drei Pfund Seesand, wenn es nicht heimliche Freunde von mir sind!
Er schnitt das Bild aus der Zeitung aus und legte es wie einen großen Geldschein in seine Brieftasche. Wenn man schon die Gesichter der Männer nicht erkennen konnte – die schöne weiße Jacht war deutlich genug. Und diese Jacht wollte Bouchard aufsuchen. Über dieses Schiff war das Rätsel vielleicht zu lösen.
Vielleicht …
Roger Corbet sah sich die Bilder an, die Dufour ihm auf den Tisch gelegt hatte. Er war betroffen darüber, wie deutlich man ihn und den großen Mr. Zero erkennen konnte. Daß Dufour auch gleich die Nastasja-Kinski-Fotos mitgenommen hatte, fand er gut – als Trick, um den Diebstahl als Tat eines
Weitere Kostenlose Bücher