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Die schöne Schwindlerin

Die schöne Schwindlerin

Titel: Die schöne Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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keinen Abtrünnigen?«
    Nathaniel warf ihr einen entsetzten Blick zu und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht.
    Jetzt hatte sie die ganze Aufmerksamkeit. Liverpool starrte sie an. In seinem ansonsten reglosen Gesicht malmte der Kiefer. Endlich sagte er etwas. »Sie wissen, wer die Royal Four sind, Kindchen?«
    Clara fror plötzlich. Es lag etwas Resigniertes, Tödliches in seiner Stimme, als hätte sie gerade den Punkt passiert, von dem ab es keine Umkehr mehr gab. »N-nein,
wer
sie sind, nicht. Ich weiß einfach nur, dass es sie gibt.« Sie war sich ziemlich sicher, zumindest einen der vier zu kennen – obwohl Nathaniel recht überzeugend den Schurken gespielt hatte. Aber das brauchte Liverpool nun wirklich nicht zu wissen.
    »Mrs Simpson, Sie sind eine sehr gefährliche Frau.«
    Claras Magen fror zu Eis. Das war nicht gut, das war überhaupt nicht gut.
    Dann wandte Liverpool sich den anderen zu, als hätte sie zu existieren aufgehört. »Also, jetzt, wo wir einen sehr alten Hund aufgestört haben, müssen wir zusehen, wie wir ihn wieder zum Schlafen bringen.«
    Daltons Kiefer arbeitete, doch er nickte. »Sicher, Mylord. Sobald ich Mrs Simpson nach Hause -«
    »Mrs Simpson ist für dich nicht mehr von Belang. Ich lasse sie nach Westminster Hall bringen, wo man sie medizinisch versorgen wird… und wo sie dann, bis auf weiteres, als Gast der Regierung verbleiben wird.«
    Clara wollte schon an Dalton appellieren, als sie seinen abwesenden Gesichtsausdruck sah. Er sah auch nicht ein einziges Mal in ihre Richtung. »In Ordnung, Mylord.«
    Zwei Wachen traten heran und eskortierten sie aus dem Zimmer. Sie warf einen Blick über die Schultern der rot befrackten Riesen und fühlte sich, als würde sie von Chirurgenhand von ihm abgetrennt. Sie wagte nicht, über den Augenblick hinauszudenken, sie wäre sonst zu einem bibbernden Häuflein Angst zusammengesackt.
    Dalton wirkte immer noch teilnahmslos. Nathaniel trat vor und nahm Clara am Arm. »Kommen Sie, Clara.« Sein Tonfall war bedauernd, aber sein Griff war fest.
    Als Nathaniel sie nach draußen führte, schloss sie die Augen und versuchte, nicht an Daltons ausdruckslose Miene zu denken, als er sie ohne ein Wort hatte gehen lassen.
    Wenigstens, dachte sie der Hysterie nahe, verließ sie den Raum durch eine Tür…
    Dalton verließ Reardons Haus mit leerem Blick und grimmigem Gesicht. James holte ihn draußen auf dem Gehsteig ein. Der neue Tag drohte so grau zu werden wie Daltons Gesicht. James beobachtete ihn besorgt. Er hatte Dalton nie so gesehen. »Er kann sie doch nicht einsperren, oder? Sie ist keines Verbrechens schuldig, jedenfalls nicht wirklich.«
    Dalton schüttelte den Kopf. »In Liverpools Augen schon.« Alle Lebhaftigkeit hatte ihn verlassen, seine Stimme war so farblos wie seine Augen. »Erstens ist sie eine bekennende Reformistin. Für einen alten Konservativen wie unseren Premierminister macht sie das suspekt. Zweites habe ich gerade ihr Schicksal besiegelt, weil ich meine Gefühle für sie habe durchblicken lassen.«
    »Dalton, ich weiß, dass Liverpool für Sie all die Jahre so etwas wie ein Mentor gewesen ist, so wie Sie für mich einer sind -«
    »Nichts von alledem. Sie sind einer meiner Männer, James. Ein Bruder. Liverpool betrachtet mich als sein Werkzeug. Zumindest tat er das bis jetzt. Jetzt hält er mich vermutlich für reinstes Schießpulver. Er wird mich so weit wie möglich vom Feuer weg haben wollen.«
    »Also von Clara.«
    »Exakt.«
    »Was wollen Sie jetzt tun?«
    »Was kann ich denn tun?« Er sah James kühl und mit hochgezogner Augenbraue an. »Ich bin ein Peer und Gentleman. Ich habe Rang und Verantwortung. Erwarten Sie von mir, dass ich im Dunkel der Nacht da einbreche und sie raushole?«
    »Nein, nein, natürlich nicht.«
    »Gut.«
    James hätte schwören können, dass Daltons silberne Augen zu blitzen begonnen hatten.
    »Dann erwartet Liverpool es auch nicht.« Dalton grinste James grimmig an. »Dann also los, Griffin. Wir haben heute Nacht eine Mauer zu erklimmen.«
    Claras hoch oben gelegenes Zimmer in Westminster Hall war kaum mehr als eine komfortabel möblierte Zelle. Sie befand sich in einem der Zimmer, die für Diplomaten von auswärts reserviert waren, weit entfernt von den wimmelnden Gängen und den überfüllten Räumen des Parlaments.
    Von ihrem Fenster aus hatte sie eine atemberaubende Aussicht auf die Themse und die unzähligen Hausdächer. Sie befand sich mehr als fünf schwindelerregende Stockwerke hoch und wagte

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