Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
entschied sie, dass er es nicht ernst meinen konnte.
    Zumindest hoffte sie, dass er es nicht ernst meinte. Wie wütend konnte er schon sein? Immerhin war sie ihm nur gefolgt.
    Und hatte gelogen, um eingelassen zu werden.
    Und hatte sich wie eine Dirne hergerichtet. Wenn auch wie eine sehr teure.
    Sie erinnerte sich zu spät daran, wie Jamie vor langer Zeit einmal reagiert hatte. Sie war ihm zu seinem geheimen Versteck in einem riesigen Baum am Bach gefolgt. Er war so wütend gewesen, als er sie gesehen hatte. Sie hatte ihn ausgelacht und gehänselt, und er war ihr wochenlang böse gewesen.
    Der Reiz eines geheimen Ortes schien in seiner Verborgenheit zu liegen. Wenn jemand anderes davon wusste und wusste, dass man immer dort zu finden war, dann war der Spaß vorbei.
    Wie im Falle der alten Ruine, die ihr auf ewig verloren war, nur weil Reginald eine Stunde lang dort gewesen war.
    Aber Simon war kein Kind mehr. Und das hier war kein verborgenes Märchenschloss. Jeden Tag kamen viele Leute hierher. Es war nicht dasselbe.
    Oder doch?
    Die letzten Spieler waren gegangen – sie brachte es nicht übers Herz, sie Gimpel zu nennen – und Jackham zählte mit unverhohlener Freude den Gewinn. Ehrlich verdientes Geld war offenbar nicht halb so erfreulich wie erschwindeltes.
    Agatha war erschöpft. Vom vielen Lächeln tat ihr das Gesicht weh, und das qualvolle Korsett, in das Button sie geschnürt hatte, schnitt tief ins Fleisch. Sie wollte gehen, aber Jackham teilte ihr mit, das der Eigentümer mit ihr sprechen wolle.
    Nun, sie wollte gleichfalls mit ihm sprechen.
    Stubbs streifte durch den Raum, gähnte und fegte mit zweifelhaftem Erfolg den Boden. Schließlich gab er auf und ging zu Kurt, um ihm in der Küche zu helfen.
    Agatha betrachtete die Bühne. Stubbs hatte ihr die Schlangennummer am Ende doch noch beschrieben. Jetzt hatte sie wenigstens eine Vorstellung von der spärlich bekleideten Frau, die mit einer riesigen Schlange, die ihr wie eine Girlande über die Arme hing, über die Bühne getanzt war. Oder auch nicht.
    Sie tippte mit einem Finger auf die Unterlippe und ging im Geiste ihre Möglichkeiten durch, als Simon erschien. Sie drehte sich nach ihm um, dann studierte sie wieder die Bühne.
    »Ich frage mich«, sinnierte sie, »ob es wohl eine sehr große Schlange war?«
    »Oh, ja«, antwortete Simon leichthin. »Mindestens drei Meter lang. Ich hätte nicht gedacht, dass die arme Frau sie überhaupt heben kann.« Er lächelte bei der Erinnerung, und….
    Agatha hätte ihn am liebsten geohrfeigt. »Es war schon eine tolle Show.«
    »Das nächste Mal sehe ich sie mir an.« Agatha merkte, dass sie geiferte und versuchte, sich zu beruhigen.
    »Fast so toll, wie die Show, die du heute Nacht abgezogen hast. Ist dir eigentlich nie in den Sinn gekommen, dass man dich als die Witwe Applequist erkennen könnte?«
    »Du
hast mich doch selber kaum erkannt und das, obwohl du beträchtlich mehr von mir gesehen hast als die.« Es hörte sich nicht ganz so überheblich an, wie beabsichtigt. Sie drehte sich zu ihm um, das Kinn gereckt. »Du hast also ein weiteres Geheimnis.«
    »Du bist mir also gefolgt. Du bist sehr gut im Beschatten.«
    »Oh, Simon. Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass es hilft, den Mantel zu wechseln? Das klappt bei mir seit meinem sechsten Lebensjahr schon nicht mehr. Ich beobachte die Person, nicht die Kleider.«
    »Du scheinst schon recht früh eine unkonventionelle Ausbildung bekommen zu haben.«
    »Genau wie du. Kaminkehrer, Dieb, Spion. Und jetzt leitest du eine Spielhölle.«
    »Oh, eigentlich macht das Jackham für mich. Und es ist auch keine Spielhölle, sondern ein Herrenclub.«
    »Und ob. Der Liar’s Club. Womit schon alle Männer für die Mitgliedschaft qualifiziert sind.«
    »Wenn es so leicht wäre, hätten wir sicher auch Frauen hier.«
    Gefährliches Terrain. Zeit, das Thema zu wechseln. »Ist es in deiner Position nicht ungeschickt, gegen das Gesetz zu verstoßen?«
    Er zuckte die Achseln. »Karten und Alkohol sind nicht illegal.« Er lächelte durchtrieben. »Oder Schlangentänze.«
    »Nein«, sagte Agatha und betrachtete ihn nachdenklich. »Jede Frau tanzt früher oder später einmal mit einer Schlange, nicht wahr?«
    Er schlug die Hand auf die Brust. »Autsch. Treffer mitten ins Herz.«
    Er kam näher, und sie konnte das zornige Leuchten in seinen Augen sehen. Ah, sie hatte ihm doch sein Baumhaus verdorben.
    »Tut mir Leid, dass ich deinen kleinen Spionageclub gefunden habe. Ich hätte

Weitere Kostenlose Bücher