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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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der Lage, die Welt hinter sich zu lassen und zu schlafen.

Kapitel 30
    Simon hatte nicht vorgehabt zu schlafen. Er hatte die ganze Nacht über Agatha wachen wollen. Doch als er neben ihr lag, die Arme schützend um sie geschlungen, holte die Erschöpfung ihn ein.
    Als er ein paar Stunden später erwachte, brauchte er eine Weile, bis er sich erinnerte, wo er war und warum. Anfangs verspürte er nur die Wärme der süßen Frau, die sich an ihn kuschelte. Sein Körper reagierte, noch bevor sein Verstand dem Gefühl einen Namen geben konnte.
    Dann erinnerte er sich an den Fluss, das vereitelte Attentat und – schmerzlich – an Agathas sehr öffentlichen Niedergang. Spätestens morgen wusste die ganze Stadt Bescheid, daran zweifelte er nicht. Sie war bis an die Grenzen ruiniert und würde für immer die »Kaminkehrer-Hure« sein oder welch boshafter Name sich sonst fand.
    »Lass mich dich aus England fortbringen«, flüsterte er an ihren Hals.
    »Nein«, flüsterte sie zurück.
    Ihm war nicht bewusst gewesen, dass sie wach war, doch jetzt war er froh darüber. »Warum nicht? Du könntest auf die Westindischen Inseln gehen. Keiner kennt dich dort. Du könntest neu anfangen.«
    Sie rollte sich herum, um ihn anzusehen, auch wenn im trüben Schein der glühenden Kohlen kaum etwas zu sehen war. Er spürte, wie sie die Hand hob, um sein Gesicht zu streicheln.
    »Ich werde nicht davonlaufen, Simon. Ich bin vor Reggie davongelaufen, und sieh dir an, was passiert ist. Es würde mich nur weiter verfolgen, so wie Reggie. Wenn ich etwas gelernt habe, dann, dass man der Vergangenheit die Stirn bieten muss, um mit ihr fertig zu werden.«
    »Du wirst deiner Welt vielleicht nie mehr wirklich angehören. Ich kenne das, ich habe mein Leben am Rand der Gesellschaft verbracht. Es ist kein guter Ort.«
    Sie erwiderte eine Weile lang nichts. Dann spürte er, wie sie sich bewegte. Ihre Lippen berührten sanft seinen Mundwinkel. »Dann baue ich mir meine eigene Welt«, flüsterte sie. »Du wirst immer ein Teil davon sein, auch wenn ich dich nie mehr wiedersehe.«
    Er legte das Gesicht an ihren Hals. Es war fast so schnell vorüber, wie es begonnen hatte. Doch in diesen wenigen Wochen war er so tief gefallen, dass er sich vielleicht nie mehr erholen würde.
    Ihre Finger gruben sich in sein Haar, und sie schmiegte sich weich an ihn. »Wir haben diese Nacht«, murmelte sie.
    »Ja«, antwortete er und nahm ihren Mund mit seinem. Ihnen blieben nur noch wenige Stunden, und plötzlich zählte jeder Augenblick. Jede Sekunde, jeder Seufzer, jeder erstickte Schrei.
    Er hatte ihr so vieles zu zeigen, ihr so vieles über ihren Geist und ihre Seele zu enthüllen. Er hätte ein Leben lang dafür Zeit haben sollen.
    »Du bist stark«, flüsterte er, während er sie über sich hielt, sich von ihr reiten ließ und ihr zeigte, welche Macht sie über sein Herz hatte.
    »Du bist großartig«, murmelte er, als er sie mit seinem Mund von einem Gipfel des Vergnügens zum nächsten brachte und ihr zeigte, welch grenzenlose Lust ihr Körper empfinden konnte.
    »Du bist tapfer«, sagte er, als er sich von hinten tief in sie hineinstieß, während sie vor ihm kniete und ihren Orgasmus in die Kissen keuchte.
    »Du bist schön«, schrie er in ihren Mund, als er sich zum letzten Mal in sie entlud und im ersten Licht der Dämmerung keuchend neben ihr auf das Bett sank.
    Sie küsste ihn sanft und antworte immer nur das eine.
    »Ich liebe dich«, sagte sie. Doch er ertrug es nicht, ihr zu antworten.
    Agatha erwachte alleine und bei spätmorgendlichem Sonnenlicht. Ihr Körper schmerzte, insbesondere die Handgelenke und die Schultern. Sie war schrecklich schwach und außerdem durstig, vor allem aber überwältigt von Traurigkeit.
    Ihre Augen brannten vor Tränen, und eine unsichtbare Hand aus Angst drückte ihr die Brust ab. Benommen versuchte sie zu denken. Warum erwachte sie mit solchem Herzeleid?
    Dann erinnerte sie sich. Der Verlust explodierte förmlich in ihr, und als der Kummer sie in Wellen überrollte, konnte sie sich nur noch verzweifelt zusammenrollen.
    Sie wollte schreien, um sich schlagen, alles Zerbrechliche auf der Welt gegen die Mauer ihres Schmerzes schleudern, doch sie konnte nur still daliegen, während ihre Tränen in die Kissen rollten.
    Es gab keinen Tobsuchtsanfall, der stark genug gewesen wäre, den Schmerz zu lindern. Keine Wut, die ihren Kummer schmälern konnte. Ohne jenen Zorn, der ihr Kraft hätte geben können, blieb nur die tödliche

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