Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
wie ein bleierner Umhang auf den Schultern. Trotz der Freude darüber, dass James wieder gesund werden würde, empfand sie kaum irgendwelche Gefühle.
    Es war mitten in der Nacht, das Ende des vielleicht längsten Tags in ihrem Leben. Sie hatte während der letzten drei Tage nicht mehr als ein paar Stunden geschlafen, und sie wusste nicht, wie lange sie sich noch zum Funktionieren zwingen konnte.
    Sie musste noch den Arzt bezahlen, der sie derart missbilligte, dass er sich weigerte, auf die Bezahlung der Rechnung auch nur einen Tag zu warten. Sie hätte ihn nicht einmal dazu bewegen können, zu ihr ins Haus zu kommen, wäre Dalton nicht gewesen.
    Es war Dalton gewesen, der sie vor der Menge in Schutz genommen und dafür gesorgt hatte, dass man Jamie nach Hause brachte. Wäre Dalton mit seiner Kraft nicht gewesen, sie hätte nicht gewusst, wie sie all das hätte bewältigen sollen.
    Sie musste sich ausruhen, bevor sie noch ernstlich aus dem Gleichgewicht geriet.
    Als sie die Tür des Salons erreichte, musste sie feststellen, dass der Doktor bereits gegangen war. Dalton erwartete sie alleine.
    Sie betrat den Raum. Er hörte damit auf, ins Feuer zu starren. Seine Bilderbuch-Perfektion versetzte ihr erneut einen Schlag. Er war wirklich ein großartiger Bursche, und er erwies sich zudem als guter Freund.
    »Ich habe mich schon um den Doktor gekümmert, Miss Cunnington.«
    »Danke.«
    Er kam auf sie zu und nahm ihre Hände. »Sie müssen sich setzten, Sie sehen aus, als könnten Sie jeden Moment zusammenbrechen.«
    »Oh, nein, es ist schon Stunden her, dass ich zusammengebrochen bin. Ich schlafe nämlich, und Sie sind nur ein Traum.«
    Er lächelte.
    »Sie lächeln nicht besonders oft. Simon auch nicht.« Sie lächelte wehmütig. »Ich fühle mich immer, als hätte ich einen Preis gewonnen, wenn ich es schaffe, ihn zum Lachen zu bringen.«
    Dalton führte sie zum Sofa und setzte sich in den Sessel daneben. Seine Miene war nachdenklich. »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Ich denke, ich sollte eine Weile im Haus bleiben. James braucht mich, und ich fühle mich nicht besonders gesellschaftsfähig.« Sie versuchte, ihre missliche Lage herunterzuspielen, aber ihr wurde immer klarer, was sie getan hatte.
    Nicht, dass sie es bereut hätte, Simon freizugeben. Es war das, was er brauchte, von ihr frei zu sein. Aber wenn sie an ihre Zukunft und an die Zukunft des Kindes dachte, das sie vielleicht trug, verspürte sie eine tiefe Bestürzung. Es war eine Sache, in aller Abgeschiedenheit ein illegitimes Kind auszutragen, aber so wie die Dinge jetzt lagen…
    Sie selbst würde auf Appleby und dem Dorf, in dem man sie kannte und liebte, schon zurechtkommen, nur falls die Leute sie bemitleideten, würde es schlimm werden. Aber ihr Kind würde von allen, die Bescheid wussten, geschnitten werden. Und jetzt wussten alle Bescheid.
    Bastarde waren nur akzeptabel, wenn sie königlicher Abstammung waren. Für das Kind eines Kaminkehrers würde es nicht leicht werden. Das hatte sie dem unschuldigen Wesen wissentlich angetan. Ihre Selbstsucht kannte wirklich keine Grenzen.
    »Und was, wenn James wieder gesund ist?«
    »Nach Hause, nach Lancashire, vermute ich. Das Leben in London hat seinen Reiz für mich verloren, fürchte ich.«
    Sie entschied, dass es in Ordnung ging, das Thema zu wechseln. Sie versuchte ein strahlendes Lächeln. »Wissen Sie, dass James einen Orden verliehen bekommt, sobald er in der Lage ist, vor dem Prinzregenten zu erscheinen?«
    »Ja, das wusste ich. Man darf ihm wirklich gratulieren. Ich denke, sein heroischer Akt hat den letzten Verdacht ausgemerzt, er könne mit den Franzosen kollaboriert haben.«
    Sie blinzelte ihn an. »Sie wissen von seiner Tätigkeit für den Geheimdienst?«
    Er lächelte schwach. »Ja, ich bin da gleichfalls involviert.«
    Das war zu viel. Agatha fing zu lachen an, leise, hilflos und mit einer Spur von Verbitterung. »Natürlich, sind Sie das. Lassen Sie mich aus einer Menschenmenge einen attraktiven Mann aussuchen, und ich garantiere Ihnen, er ist ein Spion.«
    Dalton schien überrascht. »Sie finden mich attraktiv?«
    Agatha schnaubte. »Absolut. Sie sind ein sogenannter Traummann. Deshalb haben Sie sich auch garantiert einer ganz anderen Sache verschrieben. Es ist ein mathematisches Gesetz, das sich immer wieder als richtig erweist. Ich glaube, ich nenne es Agathas Theorem.«
    Daltons nachdenklicher Blick wurde mitfühlend. »Sie haben seine ganze Wirkung zu spüren bekommen, nicht

Weitere Kostenlose Bücher