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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Cunnington?
    Er beschloss, sie zu beobachten. Ganz genau.
    Natürlich nicht so genau, wie er sich das gewünscht hätte…
    Die Stimmen im Foyer vor Agathas Salon holten Simon abrupt zurück. Es war jetzt nicht die Zeit, sich von den Reizen dieser sinnlichen Lady ablenken zu lassen. Nein, er würde sich sein Vorhaben nicht wieder von Begehrlichkeiten vereiteln lassen.
    Sie verbarg etwas. Und er hielt eines ihrer Geheimnisse in der Hand. Die spiegelverkehrte Schrift war eng und flüssig, in Tinte vermutlich schwer zu lesen, unter verschmiertem Ruß überhaupt nicht.
    Er brauchte einen Spiegel. Er verließ eilig den Salon, schnüf-feite sehnsüchtig nach seinem Frühstück und lief die Treppe hinauf in sein Zimmer.
    Agatha zog den Kurzmantel aus, band sich im Umkleideraum eine der Schürzen für die freiwilligen Helfer um und versuchte, nicht mehr an den Brief zu denken. Auf dem Weg zum Hospital hatte er schwer wie ein Stein in ihrem Täschchen gelegen.
    Sie hatte ihn mitgenommen, weil sie nicht die Zeit gehabt hatte, nach einem passenden Versteck zu suchen. Das mochte albern sein, aber sie konnte nicht das Risiko eingehen, dass jemand ihn las und Lord Fistingham über ihren Verbleib informierte.
    Sie wusste zwar, dass Seine Lordschaft nur selten in der Stadt war, aber sie hatte zu ihrem Entsetzen feststellen müssen, dass der Londoner Adel eng Kontakt hielt. Fast die Hälfte der Leute, die sie gestern Abend getroffen hatte, war aus irgendeinem Grund mit Lord Fistingham bekannt. Und nun auch mit ihr.
    So sehr sie ihr neues Personal auch schätzte, sie durfte nicht vergessen, dass Dienstboten zum Klatschen neigten, auch wenn sie ihr sicherlich nicht schaden wollten. Es war bestimmt das Beste, wenn sie alles für sich behielt und das, was auf Agatha Cunnington hindeutete, sicher verwahrte.
    Aus dem Brief ihrer Haushälterin ging jedenfalls hervor, dass Seine Lordschaft von Tag zu Tag argwöhnischer wurde.
    Ich weiß nicht, wie lange ich ihn noch hinhalten kann, Miss Agatha. Er kommt fast jeden Tag mit seinem Sohn herüber und wartet manchmal stundenlang auf Sie. Ich erzähle ihm dann, sie seien Beerenpflücken, obwohl die noch gar nicht reif sind. Oder ich sage, Sie sind bei Miss Bloom zu Besuch, und am nächsten Tag erklärt er mir dann, Miss Bloom hätte gesagt, Sie seien seit Wochen nicht mehr da gewesen. Er wird immer misstrauischer.
    ###
    Es gab nicht viel, das Agatha von London aus hätte tun können, außer Jamie so schnell wie möglich zu finden. Für die Zwischenzeit hatte sie Mrs Bell Instruktionen erteilt, so gut sie konnte. Sie erschauderte, als sie aus der Ferne Reggies Berührung spürte.
    Da war es deutlich angenehmer, an Simon zu denken. Der Kuss von letzter Nacht, auch wenn er nur ein Ablenkungsmanöver gewesen war, brachte ihr Herz zum Pochen, sobald sie daran dachte. Seine Lippen waren warm und ermutigend gewesen, ohne fordernd zu sein. Es gefiel ihm, sie zu küssen, da war sie sicher.
    Ihr selbst gefielen seine Küsse bei weitem zu gut für ihren Seelenfrieden. Agatha leckte sich die Lippen und bildete sich ein, einen ganz schwachen Hauch von Zimt zu schmecken. Für einen Moment war sie wieder in dem schummerigen Arbeitszimmer und presste sich halb nackt an Simon…
    Zwei Damen, die Agatha nicht besonders gut kannte, betraten den Umkleideraum, und sie begriff, dass sie einige Zeit hier gestanden und den Kuss durchlebt hatte.
    Wie dumm von ihr. Als gäbe es nichts Dringenderes zu überlegen. Sie konzentrierte sich besser auf ihre Angelegenheiten.
    Sie verließ die Umkleide und machte sich zur Station im ersten Stock auf. Der Geruch aus Krankheit und Heilung ließ sie endlich die eigenen Sorgen vergessen.
    Sie war eine ganze Woche lang nicht hier gewesen, weil sie mit Simon gearbeitet hatte, und sie hatte ganz vergessen, was diese Arbeit ihr bedeutete. Alle, die hier arbeiteten, umgab eine ganz bestimmte Aura. Die permanente Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung, denn das Chelsea Hospital war einerseits ein Ort der Wunder, andererseits ein Horrorkabinett.
    So viele und alle so jung. Agatha hielt sich wirklich nicht für alt, aber die Burschen, die in den Zimmern und auf den Fluren in ihren Betten lagen, erschienen ihr wie Kinder.
    Bis sie einem in die Augen sahen. Manche hielten die Schmerzen mit Charme und Witzeleien in Schach, manche zogen sich, das Gesicht zur Wand, in ihre eigene stille Welt zurück.
    Doch in ihren Augen war der Schrecken von Feuer, Tod und Leid zu sehen, ein Schatten, der auf

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