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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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immer bleiben würde.
    Sie trug eine Wanne mit heißen Tüchern von Bett zu Bett. Weiter unten fütterte Clara Simpson, eine junge Witwe, die mit Mrs Trapp verwandt war, einen reglosen Jungen mit dem Löffel und flüsterte ihm ermutigend zu, während ihr selbst die Tränen über die Wangen liefen.
    Agatha sah weg. Die Frauen, die im Hospital arbeiteten, wussten allesamt vom Leid der hoffnungslosen Fälle, doch sie sprachen untereinander nie darüber. Laut über den Tod zu sprechen, war, als lüde man ihn ein.
    »Ah, der hellste aller Sonnenstrahlen hat doch noch zu mir gefunden!« Die laute Männerstimme hinter ihr schien keinen Trübsinn zu kennen.
    Agatha drehte sich nach dem Sprecher um, und ihr Lächeln war echt. Collis Tremayne war ihr Lieblingspatient, nicht nur wegen seines redegewandten Charmes.
    Collis hatte davon geträumt, Musiker zu werden. Bevor er die Uniform übergestreift hatte und in den Krieg gezogen war. Bevor ihm in der Schlacht ein Arm zertrümmert worden war.
    Es hieß, es sei schon beschlossene Sache gewesen, dass er den Arm verlieren würde, aber ein scharfsichtiger Arzt, der den Berg aus amputierten Gliedmaßen neben sich nicht mehr ertrug, hatte bemerkt, dass die linke Hand des jungen Soldaten noch warm war und zuckte, wenn man sie stach.
    »Lassen wir ihn den Arm behalten«, hatte er erklärt. »Er wird wahrscheinlich wie ein nutzloser Klotz herumhängen, aber der Bursche ist wenigstens noch ganz.« Dann hatte er die Wunden zugenäht, die Knochenstücke so gut er konnte eingerichtet und den Arm fest geschient.
    Als Collis sich hier auf der Station vom Schock der Operation und des Transports erholt hatte, hatte Agatha in seinen Augen den Schmerz über den Verlust gesehen. Sein linker Arm war kaum mehr als eine Dekoration, die zu seinem rechten passte.
    Er hatte still dagelegen, hektisch gezwinkert und die Decke fixiert. Dann hatte er die Lippen zu einem winzigen Lächeln verzogen, sie angesehen und gesagt: »Damit ist es dann entschieden. Ich werde jetzt wohl Trommel lernen müssen.«
    Das hatte er tatsächlich getan. Als sie ihn das nächste Mal gesehen hatte, hatte er aufrecht im Bett gesessen, eine Trommel auf dem Schoß, wie sie die Kapellen bei der Parade spielten.
    Zur Freude – und manchmal zum Leidwesen – seiner Kameraden lernte er einhändig Trommel spielen, beide Schlagstöcke präzis mit einer Hand führend.
    Jetzt tippte er die Schlagstock-Zwillinge zum Gruß an die Stirn. Wenn er nicht spielen konnte, wirbelte er die Stöcke die ganze Zeit über herum, um sie noch besser in den Griff zu bekommen.
    »Guten Morgen, Collis.« Agatha konnte nicht widerstehen, ihn aufzuziehen. »Sie passen lieber auf, wenn Sie die Dinger durch die Luft werfen. Gefreiter Soames hat geschworen, dass er sie verbrennt, wenn Sie ihm nochmal einen in die Nase stecken.«
    »Soames ist ein Kunstbanause. Er weiß die hohe Kunst des Trommeins nicht zu schätzen.« Collis beugte sich zu ihr. »Ich habe Sie vermisst, süßer Engel.« Er sah sich um und flüsterte: »Die Karten, haben Sie die Karten dabei?«
    »Collis, mir gehört inzwischen Ihr Haus, Ihr Vieh und Ihr erstgeborenes Kind. Haben Sie noch nicht genug?«
    »Vermutlich.« Er sank enttäuscht in die Kissen zurück. »Ich gewinne heute sowieso nicht. Aber wollen Sie nicht für mich mischen? Ihnen zuschauen, ist wie einer Künstlerin bei der Arbeit Zusehen.«
    Agatha setzte sich auf den Rand der Pritsche und balancierte die Wanne auf den Knien. »Gut, ich mische für Sie. Geben Sie dann Ruhe und betteln nicht wieder um eine zweite Chance?«
    »Mit keinem Wort.«
    Sie schaute ihn zweifelnd an, aber er lächelte nur unschuldig. Agatha griff in die Tasche ihres Kleides und holte ein Päckchen Karten heraus.
    Collis setzte sich nach hinten, lachte, und ein paar von den anderen Patienten reckten die Hälse, um besser zu sehen.
    Was faszinierte die Männer so an Karten? Jamie hatte die Karten immer geliebt und ihr ein paar Tricks beigebracht, als sie jung waren. Während sie gewartet hatte, dass er zu einem seiner seltenen Besuch nach Hause kam, hatte sie geübt und neue dazugelernt, bis sie ihren Lehrer, sehr zu dessen Freude, überholt hatte.
    Sie teilte die Karten in zwei Stapel, spreizte die Hände und mischte die beiden Stapel zu einem einzigen ordentlichen Stapel auf Collis’ Knie.
    Er schloss verzückt die Augen. »Was für eine Frau. Sagen Sie, dass Sie mich heiraten. Ich werde heute entlassen. Das ist Ihre letzte Chance, ja zu sagen, süßer

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