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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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nicht geglaubt, dass Simon, der Kaminkehrer, den sie von einem Leben als kleiner Dieb auf den Straßen Londons nach oben befördert hatte, niemand anders als einer der königlichen Spionagechefs war.
    Nein, es war besser für sie, schlecht von ihm zu denken, als die Wahrheit zu kennen. Sie durfte nicht herausfinden, dass James die Zielperson seiner Ermittlungen war. Einer von Simons Männern, den Simon finden musste, bevor er sein Land endgültig verraten konnte.
    Es würde keine öffentliche Fahndung geben, das hätte nur die Anonymität des Liar’s Club gefährdet. Bedauerlicherweise lag es allein an Simon, James zu finden.
    Finden, verhandeln und verurteilen. Und falls nötig…
    Hinrichten.

Kapitel 9
    Nein, das hätte Agatha nicht gefallen, überhaupt nicht.
    James Cunnington trieb träumend dahin, in der Falle seiner eigenen Phantasie gefangen. Hinter ihm lag der angenehme Nebel der Bewusstlosigkeit, und vor ihm erhob sich das Ge-sicht einer Schlange. Sie tanzte, über das Knäuel ihres Körpers aufgerichtet, vor ihm herum.
    »Jamessss.«
    Eklige Dinger, diese Schlangen. Widerlich, aber faszinierend.
    »James? Wer ist Mortimer Applequist? Ich weiß genau, ich hab dich diesen Namen sagen hören. Wer ist das?«
    Die Zunge schoss vor und zurück, und die Schlange sagte wieder seinen Namen.
    »James? Beantworte die Frage. Wer ist Mortimer Applequist?«
    Niemand.
    »Antworte, James. Wer ist er?«
    Hatte er dem verdammten, schleimigen Ding nicht gerade geantwortet? In seinem Traumland legte er die Finger um den Hals der Schlange und drückte zu.
    Aber die Stimme sprach weiter. »Wer ist er? Sag es mir, James.«
    Er wollte allein gelassen werden. Er musste nachdenken. Hier stimmte etwas nicht, aber er wusste nicht, was. Wenn nur die verdammte Schlange verschwand, vielleicht bekam er dann seine Sinne zusammen.
    »Is gar keiner«, murmelte er.
    »Keiner? Was soll das heißen?«
    Dummes Scheißding! »Niemand. Ein Deckname. Wenn du nicht erwischt werden willst, schieb’s auf Mortimer.«
    »Ein Deckname. Wessen Deckname? Deiner?«
    Manchmal. Manchmal auch der von Agatha. Am Schluss hatte sogar das Personal Mortimer hin und wieder als Sündenbock benutzt. Seinem Vater, dem Mathematiker, war schließlich nicht mehr bewusst gewesen, dass es keine Person dieses Namens gab, so sehr hatte er sich in seine Trauer und seine Studien vergraben. Er hatte sie nur angezwinkert und erinnert, sich ihre Gesellschaft gut auszusuchen und sich von diesem schrecklichen Applequist-Jungen fern zu halten. James und Agatha hatten ihm zugestimmt und feierlich genickt.
    Agatha. Es gab da etwas, das er nicht vergessen durfte. Wenn diese verdammte Schlange ihn nur endlich…
    Er sehnte sich nach dem nebelverhangenen Abgrund und drehte der Schlange den Rücken zu. Die Stimme sprach weiter, aber undeutlicher. James glitt in seine innere Leere zurück und hörte nicht mehr zu.
    Nach dem kurzen Besuch bei den Winchells trabte Simon frühmorgens hellwach die Treppe hinunter, obwohl er die Nacht mit Nachdenken und im Kreis laufen verbracht hatte. Er erwartete, Agatha wie üblich mit der Zeitung über den Frühstückseiern anzutreffen.
    Stattdessen stand sie bereits ausgehfertig im Eingang und sah die Post durch, von der es jede Menge gab. Die Applequists hatten bei den Winchells offenbar ziemlich Furore gemacht.
    Jedenfalls lag ein beeindruckender Stapel auf dem Tablett. Er konnte das schwere Papier und die prachtvollen Prägungen von weitem erkennen. Die meisten Frauen wären bei einer solchen Flut vor Verzückung in Ohnmacht gefallen.
    Agatha, exotisch wie sie war, beachtete den Stapel gar nicht. Sie war nicht von dem Dünkel getrieben, ihren gesellschaftlichen Rang zu heben, das musste er ihr lassen. Aber sprach das für ihre Wertvorstellungen oder nur für ihre Professionalität?
    Agatha war jedenfalls in einen mehrseitigen Brief auf gewöhnlichem Schreibpapier versunken. Es juckte Simon zu erfahren, was sie die schwarzen Augenbrauen runzeln ließ.
    Er wusste, es hatte etwas mit ihrer Geheimniskrämerei zu tun. Ein Hinweis auf den Aufenthaltsort ihres Geliebten vielleicht. Oder etwas, das ihm die Möglichkeit gab, ihr alles zu entlocken, was sie über die Aktivitäten James Cunningtons während der letzten sechs Monate wusste.
    Sie schaute auf. »Oh, guten Morgen, Pearson hat dein Früh-stück schon fertig.« Sie senkte beunruhigt wieder den Blick. »Wenn du mich entschuldigen würdest, ich muss das hier beantworten…«
    Sie ließ ihn stehen, ging

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