Die schöne Teufelin
Butler zog eine Augenbraue hoch. »Ja, Sir.«
»Sie sind ein Liar , nicht wahr?«
Pearson nickte. »Ehrenhalber, ja, ich glaube schon.«
Ethan schloss die Augen. »Sarah Cook?«
»Sie arbeitet mit mir bei Sir und Lady Raines, die die Akademie betreiben.«
»Uri?«
»Uri arbeitet für Seine Lordschaft, Sir.«
Ethans Kiefer mahlten. »Sagen Sie mir, Pearson … gehören meine Unterhosen wirklich mir, oder sind sie vom Premierminister geliehen?«
»Das können nur Sie selbst wissen, Sir.«
»Wo ist Etheridge?«
»Seine Lordschaft berät sich mit ein paar Männern im Zimmer nebenan, Sir.«
Ethan erhob sich schwankend. Er atmete tief ein, befahl seinen Knien, stark zu bleiben, und schritt in das Nebenzimmer, um Lord Etheridge zu konfrontieren.
»Wie können Sie hier sitzen und reden, wenn einer von Ihren eigenen Leuten in Gefahr ist?«
Etheridge drehte sich zu ihm um. »Wer ist in Gefahr?«
»Lady Jane!« Gott, hatte ihm denn keiner zugehört?
Etheridge legte den Kopf schief. »Ich kenne keine Lady Jane.«
Ethan spottete: »Ach, nein? Sie wissen nichts über Lord Maywells Nichte, den einzigen anderen Spion, den die Regierung in sein Haus einschleusen konnte -«
» Was?«
Ethan wankte leicht. Etheridge schob ihn zu einem Sessel. »Erklären Sie!«
»Nein.« Ethan blieb stehen. »Keine Erklärungen mehr, keine Tests, keine Übungen! Um Gottes willen, vertrauen Sie mir einfach! Wir müssen Lady Jane sofort aus Lord Maywells Fängen befreien. Wenn Sie Ihre Chimäre fassen wollen – Lady Jane ist diejenige, die sie Ihnen liefern kann!«
Etheridge sah sich im Zimmer um. »Sie haben den Mann gehört. Waffen und Messer!« Er wandte sich wieder an Ethan. »Wohin würde er sie bringen?«
»Nach Bedlam«, antwortete Ethan, wie aus der Pistole geschossen,
dann zögerte er. »Aber das wäre zu leicht, oder? Weil er es uns immer wieder gesagt hat …«
»Ein Ablenkungsmanöver, meinen Sie?«
Ethan nickte heftig. »Ja.«
Etheridge schaute ihm fest in die Augen. »Dann auf nach Maywell House.«
26
Als immer mehr Pistolenschüsse erklangen, schlüpfte Jane leise auf der anderen Seite aus der Kutsche. Sie duckte sich dicht an das Vorderrad und sah die Stiefel ihres Onkels wie einen Scherenschnitt vor dem Schein der Fackeln. Dahinter sah sie, wie sich ein paar Männer um zwei leblose Körper auf dem Boden drängten.
Keiner von ihnen trug einen blauen Gehrock. Auch war Ethan nicht unter den Stehenden. Er war entkommen! Für einen kurzen Moment gab sich Jane ihrer Erleichterung hin, kniff die Augen fest zusammen und drückte die Wange an den kühlen, schmierigen Rahmen des Kutschenrades. Sie hatte ihrem Onkel gegenüber eine Ohnmacht vorgetäuscht, aber sein Schlag verursachte ihr doch Kopfschmerzen.
Dann fing sie an, sich ihren Weg in die Dunkelheit zu suchen, wobei sie darauf achtete, dass sie immer die Kutsche zwischen sich und den Männern behielt. Sie kroch seitwärts, wollte unter keinen Umständen die Lichtung aus den Augen verlieren. Es war zu dumm, dass sie so ein helles Kleid trug. Jetzt wäre die passende Gelegenheit für ein nettes, vernünftiges braunes Kleid. Sie konnte nur hoffen, dass sie es außer
Sichtweite schaffte, bevor jemand auf die Idee kam, sich umzudrehen.
Ihr Herz hämmerte vor Angst und Anspannung, und sie hatte das Gefühl, als müsste sie sich übergeben, als sie gesehen hatte, wie der Mann auf Ethan angelegt hatte, aber alles in allem hielt sie sich recht tapfer. Nach einer Weile war es ihr gelungen, eine kleine Gruppe von Zierbäumen zwischen sich und die Fackeln auf der Lichtung zu bringen. Als sie den Fackelschein nicht mehr sehen konnte, richtete sie sich auf und rannte um ihr Leben.
Sie stolperte und stürzte hin, rappelte sich wieder auf und rannte weiter. Sie machte sich weniger Sorgen wegen des Lärms, den sie vielleicht verursachte, als darüber, so weit wie möglich von Lord Maywell fortzukommen. Sie hatte keine Zeit, um Ethan in der Dunkelheit finden zu wollen, denn sie hatte keine Ahnung, in welche Richtung er aus dem Chaos geflohen war.
Obwohl der Park künstlich angelegt und keineswegs verwildert war, waren die Bäume doch kaum mehr als dunkle Stämme vor noch finsterer Nacht. Tief hängende Zweige schlugen ihr immer wieder ins Gesicht, aber sie duckte sich lediglich und rannte weiter, wobei sie die Arme und Hände schützend vor sich ausstreckte.
Dann hörte sie es vor sich plätschern und das verschlafene Glucksen von Wasservögeln. Sie versuchte sich an ihre
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