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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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gemietet haben.«
    Feebles schüttelte eilig den Kopf. »Oh, nein. Ich hab den Wagen nicht gemietet. Wissen Sie, ich halte nicht viel von Geld.«
    Jane warf dem kleinen Mann einen letzten erstaunten Blick zu, bevor der Deckel sich senkte und sie in eine Finsternis sperrte, die noch tiefer war als die des Hyde Park bei Nacht. Jane rollte sich auf der Seite liegend zusammen und wünschte sich plötzlich, die Kiste hätte doch einen Elefanten beherbergt, denn dann wäre sie viel größer gewesen.
    Beengte Räume hatten ihr nie etwas ausgemacht – bis zu ihrem Aufenthalt im Irrenhaus. Jetzt brachen die schrecklichen Erinnerungen an Bedlam über sie ein, und die ständige Angst, die sie nicht einmal vor sich selbst eingestanden hatte, drohte sie zu übermannen. Wieder war sie eingesperrt, hilflos, verletzlich -
    Atme! Die Kiste war massiv, aber zwischen den Planken hatten sich dank des häufigen Gebrauchs und ihrer langen Lebensdauer ein paar Lücken gebildet. Die Luft drang langsam
herein, aber Jane stellte fest, dass sie trotz des schlechten Geruchs gut atmen konnte.
    »Ich möchte baden«, flüsterte sie, um sich selbst mit dem Klang ihrer Stimme zu trösten. »Ich möchte baden, eine Tasse heiße Schokolade und ein Bett mit Ethan drin.«
    Sie schloss die Augen und versuchte sich diese Dinge vorzustellen – und nicht daran zu denken, wie sehr die Kiste sie an einen Käfig erinnerte, oder an einen Sarg …
    »Ich möchte ein Bad mit Lavendelseife und großen, flauschigen Handtüchern, die zum Wärmen über dem Herd gehangen haben …«
    Der Wagen setzte sich in Bewegung, und Janes Unbehagen erreichte eine völlig neue Dimension. Sie wurde schmerzhaft durchgerüttelt, und bei jedem Schritt des Ponys stieß sie mit einzelnen Körperteilen heftig gegen die Wände der Kiste.
    »Ich … will«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen aus, »… eine Axt.«
     
    Als die Liars sich dem Teil Mayfairs näherten, in dem Maywell House stand, zügelte Dalton sein Pferd und hob eine Hand, um die anderen in einen zügigen, aber fast lautlosen Schritt fallen zu lassen.
    Ethan brannte darauf, Jane zu befreien, aber er musste zugeben, dass es sinnvoller war, vorsichtig vorzugehen. Maywell musste damit rechnen, dass Ethan die Liars alarmieren würde. Ethan musste unbedingt verhindern, dass sie mit gezogenen Pistolen ins Haus stürmten und sich Maywell gezwungen sah, gegen seine Nichte vorzugehen.
    Wie die Dinge standen, hatte Ethan den schrecklichen Verdacht, dass der Mann es bereits getan hatte. Sie war in
der Kutsche so still gewesen, gerade so, als sei sie gar nicht mehr da …
    Ein eisiger Ring legte sich um sein Herz und drohte es zum Stillstand zu bringen. Seiner freimütigen, schockierenden, schmerzlich geliebten Jane ging es gut. Es musste so sein, denn wenn dem nicht so war, dann hatte das alles keinen Sinn – die Liars nicht, der Krieg nicht und auch nicht sein eigenes Leben.
    Deshalb blieb er bei den Liars , als sie leise die letzte verschlafene Straße vor dem Barkley Square entlangritten, absaßen und sich sogar noch leiser in drei Gruppen aufteilten, um Maywell House zu umzingeln.
     
    Als Ethan und Dalton den Platz erreichten, hatte Stubbs bereits die Laternen in der Nähe gelöscht, indem er einfach an den Pfählen hinaufgeklettert war und unter die bleiglasgefassten Laternenschirme gepustet hatte.
    Kurt führte eine Gruppe von gefährlich aussehenden Kerlen zur Gasse hinter den Gärten und Stallungen. Collis übernahm die Wache am Haupteingang, postierte jeweils zwei Männer zu beiden Seiten der Haustüre und noch mehr im Schatten des umliegenden Parks. Kaum ein Rascheln von Laub war zu hören, und nur ganz schwach spielte entferntes Lampenlicht auf gezogenen Klingen.
    »Mir gefällt das nicht«, murmelte Dalton. »Die Gefahr, erkannt zu werden, ist viel zu groß. Ich will die Chimäre, aber es muss nicht alle Welt wissen, dass ich ihn habe.«
    Ethan schaute ihn ruhig an. »Die Chimäre ist da drin. Wenn Sie ihn wollen, holen Sie ihn sich. Ich will nur Jane.«
    Dalton kniff die Augen zusammen. »So, so. Jane, also.« Dann nickte er brüsk. »Na gut!«

    Dalton hob die Hand, um das Zeichen zum Angriff zu geben …
    … da erregte ein schwacher Lichtschein Ethans Aufmerksamkeit. Er zog Daltons Hand herunter. »Warten Sie – sehen Sie nur.«
    Im ersten Stock auf der Seite zum Platz war nur ein Zimmerfenster beleuchtet. Ethan versuchte sich den Plan des Hauses vor sein geistiges Auge zu holen. Es war Janes Zimmer!

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