Die schöne Teufelin
Schwärmerei für Rose war nie zu etwas Ernstem geworden, aber verdammt, sie war immer noch so umwerfend wie früher.
Die Tatsache, dass sie nach Collis Tremayne verrückt war und schon immer gewesen war, hatte seinen Gefühlen eine Grenze gesetzt, denn nicht einmal Ethan würde sich hinter dem Rücken eines Freundes an dessen Frau heranmachen. Hätte Rose jedoch nur die kleinste Andeutung gemacht, hätte er dieses ungeschriebene Gesetz möglicherweise gebrochen.
Nein. Rose ließ ihn glauben, dass irgendwo da draußen jemand war, der so gut zu ihm passte wie sie zu Collis.
Sie betrachtete ihn gerade hoch konzentriert. Fast konnte er sehen, wie sich die Räder in ihrem Gehirn drehten. »Ich habe gehört, dass du Lord Etheridges Angebot abgelehnt hast«, sagte sie geradeheraus.
Ethan lächelte. Rose verschwendete wieder keine Zeit. »Ja, in der Tat.«
»Warum bist du dann gestern Abend zu Lord Maywell gegangen?«
Er erstarrte. Wie konnte sie das wissen? Ach so, Feebles. Er schnaubte. »Um euch zu beweisen, dass ihr mich nicht zwingen könnt – warte, das ergibt keinen Sinn.« Er runzelte die Stirn. »Verdammt! Es war so stimmig, als Jeeves es sagte.«
Rose legte den Kopf schief. »Wer ist Jeeves?«
»Mein neuer Butler.«
Sie schaute ihn für einen Augenblick verwirrt an. »Jeeves«, murmelte sie vor sich hin, und dann: »Magst du mich ein Stückchen begleiten?«
Als Antwort reichte Ethan ihr seinen Arm. Eine Weile spazierten sie schweigend. Ethan wusste, dass sie darüber nachdachte, wie sie ihn überzeugen könnte. Selbstverständlich würde es nicht funktionieren, aber er genoss ihre Gesellschaft
an diesem schönen Tag. Es gab schlimmere Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben.
Der Morgen war schon halb um, und Jane hatte ihren täglichen Brief an Mutter immer noch nicht beendet. Sie hatte über das mysteriöse Kerzenflackern geschrieben und sogar einen munteren Absatz über ihr abenteuerliches Eindringen in das verschlossene Zimmer.
Danach …
Sie zögerte. Sie konnte Mutter schwerlich von dem Kuss berichten! Und überhaupt, was gab es über Mr Damont schon zu erzählen? Er hatte nichts anderes getan, als mit ihrem Onkel Karten zu spielen.
Sie beugte sich über ihr Blatt und zählte pflichtbewusst sämtliche Gentlemen auf, die ihren Onkel am gestrigen Abend in dessen Spielzimmer begleitet hatten. Dabei erwähnte sie auch Mr Damonts Namen, weder am Anfang noch am Ende, um nicht unnötig Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Schließlich konnte man nie wissen, wie Mutter Mr Damonts Aufmerksamkeiten auffassen würde. Wenn sie über Mr Damont schrieb, dann wäre sie auch gezwungen, von ihrer allerersten Begegnung zu berichten. Und das wollte sie lieber nicht.
Ah, jetzt fiel Jane etwas anderes ein, worüber sie schreiben konnte!
»Onkel Harolds Geschäftspartner besuchte ihn sehr spät gestern Abend und hatte irgendwelche Neuigkeiten für ihn. Onkel Harold hat ihn in der Bibliothek empfangen. Er ist ein eher kleiner Mann mit einem runden Gesicht und trug einen Anzug aus brauner Wolle.« Mutter erfuhr solche Dinge sehr gern. »Simms servierte Kaffee, aber Onkel Harold und sein Geschäftspartner blieben nicht lange.«
Bitte schön. Sie hatte nichts als die Wahrheit geschrieben, nur war es nicht die ganze Wahrheit.
Jane hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, als sie den Brief versiegelte. Sie schuldete Mutter so viel. Im Gegenzug war sie gebeten worden, Mutter selbst das kleinste Detail während ihrer Anwesenheit in London zu erzählen.
Mr Damont war ein Problem.
Jane überdachte ohne Scham ihre Gefühle für den großen, dunkelhaarigen Kartenspieler. Er war auf eine Art, die sie schier verzweifeln ließ, attraktiv und charmant. Er benahm sich unglaublich und geradezu schockierend freizügig und war generell respektlos. Er war auch freundlich. Man musste sich nur ansehen, wie er Serena zu Hilfe geeilt war. Es war nur eine kleine Begebenheit, aber in sich derart galant, dass Jane es ihm in ihrer Bestandsaufnahme sehr hoch anrechnete.
Sie mochte ihn.
Er war absolut unpassend. Sie sollte mit einem solchen Mann nicht einmal sprechen.
Er war der interessanteste Mensch, den sie in den Monaten, die sie bisher in London verbracht hatte, kennen gelernt hatte.
Er war arrogant. Und bis tief in sein Inneres und für alle Zeiten verdorben.
Und doch mochte sie ihn.
Jane stützte frustriert den Kopf in die Hände. Wie löste man ein Problem wie Mr Damont?
» Du musst alles über jemanden herausfinden,
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