Die schöne Teufelin
dieser ungeschickten Verstellung alles zusammen. Offensichtlicher hätte sie wohl kaum lügen können.
Mr Damont schien das nicht zu denken. Sein Blick zeugte von unterdrückter Heiterkeit, die von einem ausgesprochen anzüglichen Zwinkern unterstrichen wurde. Ogottogott! Er hatte sie doch wohl nicht dabei ertappt, wie sie den Schnitt seiner Hose begutachtet hatte?
»Einen wunderschönen Nachmittag, Lady Jane«, begrüßte
er sie mit schleppendem Tonfall. »Haben Sie etwas gefunden, das Ihnen gefällt?«
Oh, nein! Er hatte tatsächlich bemerkt, wohin sie geschaut hatte! Wie konnte er es wagen, so etwas laut auszusprechen – und dann auch noch mit diesem unverschämten Funkeln im Blick!
Panisch fing sie an zu stottern. Dann bemerkte sie, dass er mit einer Hand vage auf die Ausstellungsstücke des Hutmachers deutete. Er grinste auf sie herab. »Fühlen Sie sich nicht wohl, Mylady?«
Jane blieb der Mund offen stehen. Er hatte genau gewusst, was sie gedacht hatte. Sie sah es an seinem Blick. Oh, wie war er doch gemein!
Ethan hielt es nicht länger aus. Er beugte sich zu ihr herab und flüsterte ihr zu: »Sie sind zu leicht zu durchschauen, Lady Jane.«
Plötzlich fing sie an zu lachen. Vielmehr schnaubte sie hilflos. Ethan lächelte zufrieden. Lady Jane Pennington war beileibe nicht so unnahbar, wie sie sich gerne gab. Unter ihrem eleganten Äußeren verbarg sich ein ziemlich ungezähmter Sinn für Humor.
Er drohte ihr mit dem Zeigefinger. »Sie sollten nicht lachen. Wissen Sie denn nicht, dass eine echte Dame über meine Art von Scherzen niemals auch nur die Miene verzieht?«
Jane wandte sich ab, um ihr Lächeln zu verbergen. Er hatte recht. Sie verbrachte eine Weile damit vorzugeben, dass sie ihre Haube zurechtrückte, bis sie sich wieder einigermaßen im Griff hatte.
Mr Damont räusperte sich. »Äh … das ist … sehr … ansprechend.« Der unüberhörbare Zweifel in seiner Stimme ließ Jane zum ersten Mal wirklich in den Spiegel schauen.
Die Haube war scheußlich. Weintrauben und Weinlaub aus Seide fielen an einer Seite fast bis auf ihre Schulter. Sie sah aus, als trage sie einen Winzerkorb auf dem Kopf. Dann sah sie im Spiegel den wissenden Blick in Mr Damonts Augen und versteifte sich. »Es hat niemand behauptet, dass Sie Geschmack haben, Sir.«
Er nickte nonchalant. »Nur zu wahr. Das hat noch keiner.«
Jane zog die Haube vom Kopf und stülpte sie ehrfürchtig wieder auf ihren Ständer. Tatsächlich konnte sie das schreckliche Ding gar nicht schnell genug loswerden. »Ich liebe sie so sehr, aber ich befürchte, sie ist zu teuer.« Sie lächelte Mr Damont entschuldigend an. »Es war sehr nett, Sie wiederzusehen, Sir, aber ich muss mich jetzt wirklich auf den Weg machen.« Sie versuchte, an ihm vorbeizugehen, fand sich ihm aber erneut direkt gegenüber wieder.
»Äh, Lady Jane? Wenn es Ihnen nicht zu ungelegen kommt …« Er zögerte. Dann wandte er den Blick ab. Seine Unbekümmertheit verschwand zusehends.
Jane starrte ihn an. War er etwa nervös? »Ja?«
Er atmete tief ein und lächelte gequält. »Nun, äh, ich … ich wohne nicht weit von hier … und falls Sie heute Nachmittag nichts anderes vorhaben -«
Jane wich zurück. Eisiger Schrecken durchfuhr ihre Glieder. »Mr Damont, ich verstehe ja, dass ich Sie, indem ich Sie auf diese Weise aufgesucht habe, zu falschen Schlüssen verleitet habe, aber -«
»Oh! Nein!« Er riss die Augen auf und hielt beide Hände beschwichtigend in die Höhe. »Nein, das nicht … ich meine … ich hatte nur geglaubt, dass Sie vielleicht meine -«
»Oh!« Jane wich in Richtung Tür zurück. »Ich denke,
ich habe genug gehört!« Ihr war ganz schlecht. Mr Damont glaubte, dass sie eine … oh, nein, das war nicht zu ertragen! Sie drehte sich um und rannte buchstäblich hinaus. Sie hörte Robert hinter sich schnaufen. Der Arme! Jane schämte sich so sehr, dass sie sich voll und ganz in der Lage sah, den langen Weg zum Barkley Square zu rennen.
Ethan stand im Hutgeschäft. Lady Janes überstürzter Aufbruch hatte ihm schier den Atem geraubt. »Dass Sie vielleicht meine kleine Katze ansehen möchten«, beendete er lahm. Gütiger Himmel! Die Frau war ja davongestürmt wie ein Rennpferd! »Du lässt wirklich nach, alter Junge«, murmelte er vor sich hin. »Normalerweise dauert es mindestens eine Viertelstunde, bevor sie die Beine in die Hand nehmen.«
Aber was hatte sie da gesagt? … indem ich Sie auf diese Weise aufgesucht habe … Lady Jane hatte ihn besuchen
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