Die schöne Teufelin
Hutschachtel. »Simms hat mir gesagt, ich hätte einen Besucher, aber als ich hier hereinkam, habe ich nur dieses Geschenk entdeckt.«
Onkel Harold schaute wenig interessiert auf die zerdrückte Haube. »Es hat dir wohl nicht besonders gefallen, hm?«
»Nein, ganz und gar nicht«, sagte Jane aufrichtig.
Onkel Harold besah sich die beiliegende Karte. »Was ist das für ein Missverständnis?«
»Ich bin mir nicht sicher«, wich Jane aus. »Ich glaube, ich habe mich über etwas aufgeregt, was ein Gentleman gesagt hat.«
Onkel Harold runzelte die Stirn. »Wer?«
Mist! Sie hatte befürchtet, dass er das fragen würde. »Ich glaube, einer der Gentlemen, die gestern Abend hier waren. Ich kann mich nicht so gut an alle erinnern.« Und das entsprach nur der Wahrheit. Neben Mr Damont verschwammen alle anderen Herren in ihrer Erinnerung.
»Hm.« Onkel Harold schien das Interesse zu verlieren. Jane konnte sich nicht erklären, warum er überhaupt welches gezeigt hatte. Warum, nach diesen ganzen Monaten, interessierte er sich plötzlich für ihre Angelegenheiten?
»Na gut«, sagte Onkel Harold gelangweilt. »Wir sehen uns beim Abendessen, Liebes.«
»Ja, Onkel Harold.« Jane blieb, wo sie war – mitten im Raum, mit einem ausdruckslosen Lächeln im Gesicht, bis die schweren Schritte ihres Onkels auf dem Flur verklungen waren. Dann atmete sie erleichtert aus und eilte zur Salontür, um sie wieder zu schließen.
Mr Damont klebte an der Wand, seine Augen waren zugekniffen und seine Hände schützend über seinen Unterleib gefaltet. Jane schürzte die Lippen und wandte den Blick ab. »Er ist weg, Sir.«
Ethan öffnete die Augen und starrte Lady Jane Pennington an, dieses Muster adligen … na ja, dieses Muster von so ziemlich allem und erwiesene unverblümte Lügnerin. »Sie haben ihn reingelegt.«
»Hab ich nicht«, widersprach sie ihm ernst.
»Haben Sie sehr wohl. Sie haben ihn reingelegt, als hätten Sie’s gelernt.«
Sie setzte sich grazil auf das Sofa und vermied Blickkontakt. »Ich habe nichts dergleichen getan. Alles, was ich gesagt habe, entsprach der absoluten Wahrheit.«
»Ich weiß«, sagte er und seufzte begeistert. »Deshalb war es ja auch so schön.« Er stellte sich vor sie und wippte auf den Fußballen. »Lassen Sie es uns noch mal tun!«
Jetzt verlor sie die Beherrschung. Sie starrte ihn an. »Was?«
»Lassen Sie es uns noch mal tun! Lassen Sie uns jemanden finden, dem Sie die absolute Wahrheit vorlügen können. Ich will es noch mal erleben.«
Sie brach in vorsichtiges Gelächter aus. »Nein, herzlichen Dank. Ein schwarzer Flecken auf meiner Seele reicht mir für diesen Tag.«
»Ach, kommen Sie schon. Suchen wir uns einen Pfarrer. Oder einen Bischof!«
Ihr blieb der Mund offen stehen. »Sie sind unverbesserlich!«
Er grinste verschwörerisch auf sie hinab. »Genau wie Sie, Lady Pennington. Sie haben das eben genossen, und Sie wissen das!«
Sie wandte den Blick ab, aber ihre Mundwinkel zuckten. »Hab ich nicht.«
Er beugte sich nah zu ihr hin, etwas näher, als es schicklich war. »Oh, doch«, sagte er, und seine Stimme schien sie zu streicheln. »Sie sind sehr gut darin, böse zu sein, Lady Jane.«
Sie versetzte ihm einen Stoß und stand auf, um im Salon auf und ab zu gehen. »Und Sie sind unerträglich.«
Er lachte und ging neben ihr her. »Danke. Ich gebe mir Mühe.«
Sie verdrehte die Augen und ging weiter. »Jahre geduldigen Trainings, ja?«
Ethan grinste sie nur an. Sie war einfach eine merkwürdige Mischung. Zur Hälfte anständige Dame, zur anderen Hälfte schlaues Biest. Dazu noch eine gehörige Portion Sarkasmus, und er war ihr verfallen. Wenn sie nicht aufpasste, würde er ihr vielleicht doch noch etwas Unanständiges vorschlagen, etwas höchst Unschickliches und für sie beide extrem Befriedigendes.
Er seufzte. Keine Jungfrauen. Es war eine verdammt gute Regel, und er würde sich daran halten.
Er wünschte nur, er könnte sich an den Grund dafür erinnern.
»Mr Damont«, sagte sie leise. »Haben Sie jemals überlegt, mehr aus sich zu machen?«
»Mehr als was?«
Sie drehte sich um und schaute ihm direkt ins Gesicht. »Mehr als ein Kartenspieler und ein Platzhalter?«
Ein Platzhalter. Die Bezeichnung traf ihn ins Mark. Er wandte sich ab.
Sie ging hinter ihm her. »Sie könnten das. Sie sind schlau – und Sie kennen schon so viele einflussreiche Leute.«
Er ging weiter, aber sie ließ sich nicht abschütteln. »Sie könnten es mit der Juristerei versuchen – oder der
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