Die schöne Teufelin
mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen. Simms hatte ihr gesagt, dass ein Gentleman sie dort erwartete. Wahrscheinlich war es nur Billingsly – da lohnte es sich nicht, ihre Tante zu bitten, als Anstandsdame dabei zu sein. Sie würde nur kurz reingehen und dem Kerl sagen, dass sie gerade fürchterlich mit irgendwas beschäftigt war.
Sie sah niemanden im Raum, nur eine grellbunte Hutschachtel stand mitten auf dem Tisch. Sie trat näher heran, um nach einem Etikett zu sehen.
»Für Lady Pennington. Als Entschuldigung für ein bedauerliches Missverständnis.«
Oh, nein. Das konnte doch nicht wahr sein. Jane hob den Deckel der Hutschachtel an.
Aber es war so. Zärtlich in Seidenpapier gehüllt, lag da diese schreckliche Haube – in ihrer ganzen abscheulichen Pracht. »Liebe Güte«, murmelte Jane, als sie sie herausnahm. »Sie ist ja noch hässlicher, als ich sie in Erinnerung hatte.«
»Dem Himmel sei Dank«, brummte eine tiefe Stimme hinter ihr. »Ich dachte schon, es läge an mir.«
Jane wirbelte herum. Mr Damont stand wartend hinter der Salontür. »Was machen Sie denn hier?«
Er verneigte sich. »Ich bin ebenfalls entzückt, Sie wiederzusehen, Mylady.«
Zornesröte stieg Jane ins Gesicht, als sie die Haube wieder in die Schachtel stopfte und ihm beides entgegenhielt. »Nehmen Sie Ihr Geschenk. Ich will nichts damit zu tun haben.«
Er schaute auf das zerdrückte Stroh hinunter. »Sie haben sie kaputt gemacht!«, beschuldigte er sie.
Jane blickte hinab. Das hatte sie tatsächlich. Jetzt war sie
noch mal so verlegen. Wütend schaute sie wieder zu ihm auf. »Jetzt sehen Sie sich an, wozu Sie mich gebracht haben!«
Er schaute spöttisch. »Hab ich nicht!«
»Oh!« Ein Gentleman würde niemals einer Dame widersprechen! »Haben Sie wohl!«
Er verschränkte die Arme. »Hab ich nicht!«
Sie stellte die Schachtel mit Schwung auf den Tisch zurück und stemmte die Hände in die Hüften. »Haben Sie doch!«
Er grinste. »Hab ich nicht!« Seine Stimme klang hoch und kindisch.
Sie kicherte, dann biss sie sich auf die Lippen. »Haben Sie doch!«
Er stampfte mit dem Fuß auf. »Hab ich nicht!«
Sie lachte laut auf, dann hielt sie sich schnell die Hand vor den Mund. »Ich hasse Sie«, murmelte sie.
Er legte den Kopf schief. »Tun Sie nicht!«
Sie atmete hörbar ein, dann gab sie es auf. Sie streckte die Arme weit aus und schüttelte lächelnd den Kopf. »Sie haben recht. Ich hasse Sie nicht.«
Er lächelte irgendwie süß. Es zauberte tiefe Grübchen in seine Wangen. Bei dem Anblick stockte ihr der Atem. Manchmal vergaß sie, wie überaus attraktiv er doch war. Sie riss sich zusammen und blinzelte ihn an. »Das war also ein bedauerliches Missverständnis heute Nachmittag?«
Er hob die Hand wie zum Schwur. »Absolut. Ich wollte nur gern die Meinung einer Dame zu etwas hören, das ich bei mir zu Hause habe. Das ist alles.«
Sie wurde wieder rot. Jane presste beide Hände an ihre Wangen. »Ich dachte …«
Er nickte. »Ich weiß. Aber ich verspreche, dass ich keine Radierungen habe.«
Kichernd hob Jane den Kopf. »Sie bringen mich immer zum Lachen, sogar wenn ich das gar nicht will.«
»Vergeben Sie mir denn? Sie glauben nicht, dass ich ein Schuft bin, der einer anständigen Dame ein unanständiges Angebot machen würde?«
Sie schaute ihn neckend an. »Also, so weit würde ich nicht gehen …«
Ein Flackern trat in seine Augen, und er machte eine kaum merkliche Bewegung, als wollte er etwas abschütteln. Jane zögerte. Es war ihm ernst – es war ihm wichtig, was sie über ihn dachte. Schnell schüttelte sie den Kopf. »Nein, das glaube ich ganz und gar nicht«, sagte sie aufrichtig. »Ich habe mich geschämt, weil -« Weil ich Ihnen auf die Hose geschaut habe. Äh, auch Aufrichtigkeit hatte ihre Grenzen. Sie faltete die Hände vor ihrem Körper. »Ich denke ganz und gar nichts Schlechtes über Sie. Sie waren sehr freundlich zu mir und auch zu Serena. Ich halte Sie für einen sehr netten Mann.«
Er blinzelte. »Da gehen Sie vielleicht ein bisschen zu weit.«
Sie nickte. »Sie haben recht. Ich nehme es zurück.«
Jetzt war er es, der unwillkürlich lachen musste. Er schüttelte den Kopf. »Wer sind Sie, Lady Jane? Woher um alles in der Welt sind Sie gekommen? Und gibt es dort noch mehr von Ihrer Sorte?«
Jane hielt inne. Mutter hatte ihr eingeschärft, nicht zu viel über sich selbst zu verraten. »Ich habe einige Jahre lang in Northumbrien gelebt. Und nein, ich glaube nicht, dass es dort viele
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