Die schöne Teufelin
Mädchen wie mich gibt.«
Sie hatte nicht vorgehabt, dass sich diese feine Spur von Einsamkeit in ihre Stimme legte. Vielleicht hatte er es nicht
bemerkt. Sie schaute ihm in die Augen und sah, dass er das sehr wohl hatte. Schlimmer noch, er fühlte mit ihr. Jane wandte den Blick ab.
Darauf war sie nicht gefasst gewesen. Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, was sie davon halten sollte, mit ihm allein in diesem Zimmer zu sein – mit dem Mann, der sie bereits einmal geküsst hatte und der jetzt die bedauerliche Fähigkeit an den Tag legte, sie zu verstehen und zu bedauern. Warum er? Unter den ganzen Männern Londons, warum ein einfacher Kartenspieler?
Sie musste es auf der Stelle beenden, bevor aus ihrer gegenseitigen Anziehung oder was auch immer es war, mehr wurde. Es wäre nicht gut für sie – und auch nicht für ihn. »Mr Damont, ich denke, Sie sollten jetzt gehen.«
Er trat einen Schritt zurück. »Was? Ich dachte …«
Jane atmete tief ein. »Was auch immer Sie dachten, es war falsch. Ich möchte diese Unterhaltung nicht fortsetzen. Bitte gehen Sie.«
Er starrte sie mit offenem Mund an, dann breitete er resigniert die Arme aus. »Mal so, mal so. Sie sind die verwirrendste, rätselhafteste und sturste Frau, die mir je begegnet ist!«
Aufgebracht verschränkte sie die Arme unter der Brust. »Wahrscheinlich wollen Sie mich damit beleidigen, deshalb ist es mir ein großes Vergnügen, Ihre Anschuldigungen als Kompliment aufzufassen.«
Er warf die Arme in die Luft und wandte sich von ihr ab. »Warum ich? Ich bin nicht schlecht! Ich trete nicht nach Hunden und auch nicht nach kleinen Kindern. Ich habe niemandem auch nur einen Penny genommen, der es nicht verdient hatte!«
»Passen Sie auf, dass Sie’s nicht übertreiben!«, knurrte sie.
»Ich übertreibe ganz und gar nicht«, protestierte er. »Ich spiele nur gegen Kerle, die ihr Glück nicht verdienen.«
»Und was ist in Ihren Augen ›nicht verdienen‹ – wenn sie es geerbt haben?«
Er schnaubte. »Ich habe nichts gegen Erben. Nur was gegen solche, die das, was sie haben, benutzen, um anderen, die weniger haben, zu schaden.«
Sie ließ die Arme hängen. »Stimmt das?«
Er schüttelte den Kopf und warf sich in einen Sessel. »Nein, natürlich nicht«, sagte er. »Warum sollte irgendetwas, das aus meinem Mund kommt, der Wahrheit entsprechen?«
»Es tut mir leid«, sagte sie besänftigend. »Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
»Das haben Sie aber.« Er schaute sie böse an, dann lächelte er breit. »Zu Ihrem Glück bin ich nicht nachtragend.«
Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Dann sind Sie wirklich ein besserer Mensch als ich. Ich vergesse nichts.«
»Oh, wer hat Ihnen was getan? Ist er böse? Soll ich ihn für Sie am Kartentisch ausnehmen?«, fragte er eifrig.
Sie presste die Lippen aufeinander, konnte ihr Lächeln aber nicht verbergen. Ethan lehnte sich wieder zurück und sonnte sich in der Gewissheit, dass er Lady Jane Pennington gegen ihren Willen zum Lächeln bringen konnte.
»Sie sind wirklich eine von den Guten, Janet. Ich hoffe, wir können Freunde werden.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das funktioniert«, sagte sie langsam. »Ich habe noch nie von einer Freundschaft zwischen -«
Dieses Mal zuckte er wirklich zusammen. »Zwischen einer Lady und dem Sohn eines Kaufmanns gehört?«
Sie runzelte die Stirn. »Zwischen einem Mann und einer Frau.«
»Oh, machen Sie sich darüber keine Gedanken«, sagte er leichthin. »Ich habe einen Haufen Freundinnen.«
Sie war einen Moment ganz still. »Da bin ich mir sicher.« Sie stand auf und faltete die Hände vor ihrem Körper. »Es ist spät geworden, Sir. Ich denke, ich muss mich verabschieden.«
»Also wirklich, Janet!« Verdammt ungeschickt, Alter. Wie kannst du nur so was sagen! Ethan stand auf und ging zu ihr. »Ich meinte nicht … ich meinte nicht solche …«
Auf dem Flur vor dem Salon erklangen schwere Schritte. Obwohl sie eigentlich nichts zu verbergen hatte, warf Jane Mr Damont einen erschreckten Blick zu. »Mein Onkel!«
Geschmeidig wie eine Katze schlüpfte Mr Damont hinter die Tür zurück, als diese sich gerade öffnete.
»Jane?« Onkel Harold stieß die Tür weit auf. Ein bisschen zu weit. Jane zuckte zusammen und hoffte, dass Mr Damont den Türknauf nicht irgendwo hinbekommen hatte, wo es besonders wehtat. Onkel Harold schaute sich im Zimmer um. »Was machst du denn hier? Ich dachte, ich hätte Stimmen gehört. Ist jemand bei dir?«
Jane deutete auf die
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