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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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wächsernen »M« ordentlich versiegelt. »Bist du so weit, Liebes?« Sein Tonfall war überaus freundlich. Seine falsche Freundlichkeit sorgte dafür, dass sie sich am liebsten übergeben hätte.
    Sie fragte sich müde, ob das ihre Wachen auf irgendeine Weise beeinträchtigen würde. Sie sah zu den einfachen, brutalen Gesichtszügen der Diener auf, und ihr kamen Zweifel.
    Lord Maywell öffnete die Tür und winkte sie mit wehmütigem Lächeln durch. »Ich habe einen Mann draußen, der sie nach Moorfields bringen wird«, sagte er den Dienern. Er
reichte ihnen die Einweisungspapiere. »Gebt ihm das hier und sagt ihm, er soll sich als fest engagiert betrachten.«
    Jane konnte sich kaum auf den Beinen halten, als die beiden Männer sie aus dem Haus in die sich vertiefende Abenddämmerung schleppten, wo eine unmarkierte, unbeleuchtete geschlossene Kutsche auf sie wartete. Sie zog in Betracht, sich ziehen zu lassen, aber auch so hatte sie bereits das Gefühl, als würden ihre Arme aus den Schultern gerissen.
    Sie musste wach und wachsam bleiben. Wenn sie ihren Onkel richtig verstanden hatte, dann würde nur ein Mann sie zu der Anstalt begleiten. Sie hatte eine gute Chance gegen einen, und eine noch bessere, wenn sie nicht gefesselt wurde. Ihr einziges Ziel musste sein, so schwach und unbedrohlich wie möglich zu erscheinen.
     
    Die Diener schubsten sie in die wartende Kutsche, und sie landete auf ihrem Sitz wie ein Sack Kartoffeln. Jane hatte sich gerade aus ihren Röcken befreit und ihr Haar aus dem Gesicht geschoben, als sie beim plötzlichen Antritt der Pferde schon wieder zur Seite taumelte.
    Hände griffen in der Dunkelheit nach ihr, zogen sie an einen harten, männlichen Körper. Jane schrie auf und fing erneut an, sich zu wehren – obwohl sie sich doch vorgenommen hatte, so hilflos wie möglich zu erscheinen.
    »Pst, Jane. Halt still.«
    Freude durchdrang ihren Körper, als sie Ethans Stimme erkannte. »Ich bin gerettet! Oh, Ethan, Liebster, wie schlau von dir!« Sie drehte sich in seinen Armen und drückte ihm schlecht gezielte Küsse aufs Gesicht, lachte erleichtert trotz der Angsttränen, die ihr noch immer über die Wangen rannen.

    Er zögerte, dann drückte er sie sanft zurück auf ihren Sitz. »Warum, um alles in der Welt, sagst du so etwas?«, sagte er bedächtig.
    In der einengenden Dunkelheit der Kabine fühlte Jane erneut Angst in sich aufsteigen. Nein, das konnte nicht sein – nicht auch noch Ethan! Ihr Herz wurde ihr schwer. Jane drückte sich an die samtenen Kissen und kniff die Augen zusammen, um ihn in der Finsternis besser sehen zu können.
    »Du wirst mich nicht retten?«
    Er bewegte sich. »Nicht jetzt … nein.«
    »Aber Seine Lordschaft schickt mich in ein Irrenhaus!«
    Er räusperte sich. »Ich mische mich nicht in Familienangelegenheiten. Ich bin mir sicher, dass dein Onkel … nun, dass er weiß, was er tut.«
    »Aber ich bin nicht verrückt!«, schrie sie.
    Im Nu bedeckte seine Hand ihren Mund, trotz der Dunkelheit. »Du wirst niemanden davon überzeugen, wenn du wie ein Fischweib in der Gegend herumschreist.«
    Jane schloss die Augen. Ethan würde das hier nie tun, wenn er Bescheid wüsste. Sie musste ihm nur die Wahrheit sagen – aber einer Irren würde er nicht zuhören. Er hatte voll und ganz recht. Niemand würde das tun.
    Deshalb atmete sie tief durch die Nase ein. Und dann noch einmal.
    »So ist es gut«, sagte Ethan beruhigend. »Es wird alles gut, wenn du ruhig bleibst.«
    Das kühle Mitleid in seiner Stimme ging ihr durch Mark und Bein. So redete Ethan nie mit ihr. Er provozierte sie, er neckte sie, ja, er beleidigte sie sogar – aber nie sprach er mit ihr wie mit einem Dummerchen.
    Diese unsägliche Ungerechtigkeit war zu viel für sie. Eine
einzelne heiße Träne rann unter ihrem Lid über ihre Wange und tropfte auf seine Hand. Er riss seine Hand weg, als hätte er sich verbrannt.
    Jane schlug die Augen auf und verkniff sich die restlichen Tränen. Sie hatte keine Zeit zum Weinen. Wenn es nicht gut lief, konnte sie sich auf lange Tage der Gefangenschaft gefasst machen, die ihr genügend Zeit ließen, sich ihren Tränen zu widmen. Wenn es gut lief, hatte sie keinen Grund zum Weinen.
    Bitte, lieber Gott, lass es gut laufen!
    Gegenüber von Jane drückte Ethan den Rücken in die Kissen und entfernte sich so weit wie möglich von Jane und ihren Tränen. Er durfte sich seinem Mitgefühl für sie nicht hingeben. Es stand mehr auf dem Spiel als eine etwas seltsame junge

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