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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Frau.
    Gedankenlos rieb er über die Stelle, wo ihre Träne auf seine Haut getroffen war. Jane war vernünftig. Normalerweise. Aber sie weinte, und das machte ihm ein ungeheuer schlechtes Gewissen, wenn er bedachte, was er tun musste.
    »Ich will da nicht hin.« Ihr Flüstern schwebte durch den Raum, schwebte über den unendlichen und unüberbrückbaren Abgrund zwischen ihnen.
    Ethan verdrängte den Schmerz, der ihn bei der leisen Angst in ihrer Stimme durchfuhr. »Das denkt auch keiner. Und doch glaube ich, dass es so am besten ist.«
    Jane verließ der Mut, als sie die Entschlossenheit hinter dem leichten Ton seiner Stimme bemerkte. Ethan tat nicht einfach, was ihr Onkel ihm aufgetragen hatte – er handelte aus eigener Überzeugung. Einen Mann, der sich eine Meinung gebildet hatte, konnte sie nicht umstimmen.
    »Gott bewahre mich vor einem Mann, der glaubt, er täte
das Richtige«, sagte sie. Ein müdes, verzweifeltes Lachen stahl sich in ihre Stimme. »Du hast gewonnen, Ethan. Ich gehe nach Bedlam, ohne mich zu wehren.«
    »Ich nehme dich beim Wort«, antwortete er vorsichtig. Sie schien resigniert, denn statt einer Antwort lehnte sie nur die Stirn gegen den Fensterrahmen und starrte blind in die Nacht.
    Wenigstens weinte sie nicht mehr. Stille senkte sich über die Kabine und ließ das Klappern der Hufe und das Quietschen des Chassis noch lauter erscheinen. Ethan befühlte die Schriftstücke in seiner Tasche. Es schien der falsche Zeitpunkt zu sein, um ihr zu sagen, dass das alles seine Idee gewesen war.
    Bethlehem Hospital war schließlich ein Krankenhaus. Ein netter, sicherer Ort, an dem Jane bleiben konnte, bis die Gefahr vorüber war und Ethan seinen Auftrag erfüllt hatte. Es war ein guter Plan und viel besser als Lord Maywells unausgegorene Idee, Jane umzubringen.
    Lord Maywell war dem Untergang geweiht, daran hatte Ethan keinen Zweifel. Ethan brauchte nur noch etwas Zeit, um sich tiefer in Lord Maywells Vertrauen zu schleichen. Wenn alles erledigt war und der Staub sich gelegt hatte, dann wäre immer noch genügend Zeit, Jane aus dem Krankenhaus zu holen.
    Janes ungeheuerliche Anschuldigungen – gut, sie entsprachen der Wahrheit, aber sie kamen dennoch zum absolut falschen Zeitpunkt – hätten die Sache fast scheitern lassen. Ethans Vorschlag, sie nach Bedlam zu bringen, hatte sie davor bewahrt, jetzt schon tot zu sein. Maywell schreckte vor Mord nicht zurück, darauf würde Ethan sein Haus verwetten.

    Nein. Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass Bedlam ein Krankenhaus war. Ein sicherer Ort außerhalb von Maywells Einflussbereich und deshalb außerhalb jeglicher Gefahr.
    Jane würde es dort gut gehen.
     
    Bethlehem Hospital für die Geistig Verwirrten war in London legendär. Seit hunderten von Jahren hatte es das eine oder andere Bedlam gegeben, seit der Zeit, als Wahnsinn als Zeichen von Heiligkeit angesehen wurde.
    Verschiedene Standorte, immer größere und modernere Gebäude, und doch wurden sie alle noch nach altem Muster geführt. »Sei gesund und keusch, oder du endest in Bedlam.«
    Jane wusste, was für ein Ort Bedlam war, auch wenn Ethan es nicht wusste. Sie wusste, dass die Verrückten wie in alten Zeiten als lebende Warnzeichen betrachtet und deshalb öffentlich zur Schau gestellt wurden. Und vielleicht waren die Verrückten für einige wenige Besucher tatsächlich eine Art Warnung. Vielleicht verließen ein paar sensible Gemüter Bedlam und sahen ihr Leben in einem anderen Licht – ihr Leben, das verändert und zum Wohle der Allgemeinheit eingesetzt werden konnte.
    Jane kannte sich mit Irrenhäusern aus. Schließlich war ihre eigene Mutter fast in einem gestorben. Dunkle Erinnerungen und bedrückende Angst legten sich eng um ihren Hals und erschwerten ihr das Atmen.
    Als die Kutsche sich dem Krankenhaus näherte, wandte sich Ethan in einem letzten Versuch an Jane, sie aus ihrem Elend aufzurütteln. Als die Kutsche an der Eingangspforte des Krankenhauses vorfuhr, bekam Ethan Bedenken. Der
Ort war ihm unheimlich. Er wirkte abweisend, nur wenige flackernde Laternen leuchteten am Eingang.
    »Oh, sieh nur«, sagte Jane mit einem Anflug von Hysterie in der Stimme. »Ich bin zu Hause angekommen.«
    Ethan rieb sich mit der Hand den Nacken, um ein unbehagliches Kribbeln loszuwerden. Tja, wahrscheinlich würde fast jedes öffentliche Gebäude in der Dunkelheit so wenig Vertrauen erweckend wirken. Vielleicht bekamen sie mitten in der Nacht nicht so viele neue Patienten.
    Der Pförtner schien

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