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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Frühstücksraum war es kalt geworden, als Ethan gegangen war. Jane zog sich ihren ausgeliehenen Morgenmantel enger um die Schultern. Ethans Duft stieg aus dem dicken Samt – der Geruch von Tabak und Sandelholz und Ethan.
    Wann hatte sie sich so sehr an seinen Duft gewöhnt? Wann war die Berührung seiner Finger zu etwas geworden, das sie zum Leben brauchte?
    Sie wollte nicht, dass er fort war, dass er zum Haus von Lord Maywell ging. Sie würde diesen Mann nie mehr als ihren Onkel bezeichnen. Sein Betrug an ihr machte ihr mehr zu schaffen als sein Hochverrat – vielleicht lag das daran, dass Treue zu England ein großes und abstraktes Konzept war, während Treue gegenüber der Familie etwas war, das man sah und hörte und fühlte, wenn es nicht mehr da war.
    So wie die Loyalität, die sie gegenüber ihrer Tante und den fünf Mädchen entwickelt hatte. Sie sorgte sich um sie und auch um Bess, die immer noch im Sanatorium steckte.

    Und doch, trotz aller Verbundenheit, die sie zu ihren Verwandten verspürte, sorgte sie sich am meisten um Ethan, der in dieses Vipernnest zurückkehrte.
    Der Butler kam zurück ins Zimmer und stellte sich an seinen üblichen Platz hinter dem leeren Stuhl des Hausherrn. Sie lächelte ihn zittrig an. »Ich fürchte, jetzt haben Sie mich am Hals, Jeeves.« Überrascht nahm sie einen schwachen, schmerzlichen Ausdruck in seinem Blick wahr. »Was ist? Was hab ich gesagt?«
    Er schien bestürzt, dass sie irgendetwas Außergewöhnliches bemerkt hatte. »Bitte verzeihen Sie, Mylady«, sagte er schnell. »Es ist nur dieser Name.«
    Sie schaute irritiert. »Welcher Name? Jeeves? Heißen Sie etwa nicht so?«
    »Nein, Mylady. Der Herr nennt mich ›Jeeves‹, weil ihm das so gut gefällt.«
    »Er hat Sie tatsächlich umgetauft? Um genau zu sein: Er hat sie in ›Jeeves‹ umbenannt?«
    »Jeeves ist schon okay.« Der Butler seufzte kaum vernehmbar. »Der Herr mag seine kleinen Scherze.«
    »Ich weiß«, schnaubte Jane. »Er nennt mich ›Lady Pain‹.«
    »Oh, nein, Mylady. Das hat sich der Herr nicht ausgedacht. Sie sind unter diesem Namen wohl bekannt.«
    Sie klang verletzt. »Bin ich das? Aber warum?«
    Jeeves starrte sie ungerührt an. »Ich wage zu behaupten, dass das an Ihren Absagebriefen an Ihre Verehrer liegt.«
    Jane blieb der Mund offen stehen. »Briefe? Verehrer?«
    »Sie scheinen mir recht bestürzt, Mylady. Haben Sie etwa nicht einige recht pointierte Absagen an die jungen Gentlemen verfasst, die um Ihre Hand angehalten haben?«

    »Um meine Hand?« Jane wurde sich darüber bewusst, dass sie wie ein Echo klang. »Bitte vergeben Sie mir, Jeeves. Es ist nicht so, dass ich Ihnen nicht glauben wollte … aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    Jeeves zog eine Augenbraue hoch. »Ich verstehe. Also, Mylady, dann will es mir scheinen, als habe jemand in dieser Angelegenheit für Sie gehandelt.«
    »Zum Beispiel Seine Lordschaft«, murmelte Jane. Sie wurde wieder wütend. »Ich kann einfach nicht glauben -« Und doch konnte sie es glauben, und sie tat es auch. Lord Maywell war in der Lage, eine Verwandte so gut wie umzubringen. Sie hätte Bedlam nicht lange ertragen, wenigstens nicht als der Mensch, der sie gewesen war. War das nicht eine weitaus abscheulichere Tat, als ein paar junge Herren zu verjagen, um seine Finger an ihrem Erbe zu behalten?
    Bestimmt – aber Lady Pain ?
    Scham ließ sie erröten. Sie drückte beide Handflächen auf ihre Wangen, um sie zu kühlen. »Was müssen die Leute von mir denken!«
    »Oh, darüber würde ich mir keine Gedanken machen, Mylady«, sagte Jeeves ruhig. »Sie werden es sofort vergessen, wenn sie erfahren, dass Sie die Nacht mit dem berüchtigten Ethan Damont verbracht haben.«
    Jane riss den Kopf hoch und starrte ihn an. »Jeeves, bitte! Kein Wort davon darf bekannt werden …«
    Jeeves nickte ungerührt. »Schon besser, Mylady. Passiert ist passiert. Seine Lordschaft wird seine gerechte Strafe erfahren, da bin ich mir sicher.«
    Jane lachte reuig. »Ich nehme an, das war etwas dumm von mir … dass ich mich so um meinen guten Ruf sorgte.«
    »Ja, Mylady. Kommen Sie, Ihnen ist kalt. Mrs Cook hat
erwähnt, sie würde sich über ein wenig Gesellschaft in der Küche sehr freuen, wenn Ihnen danach ist.«
     
    Mrs Cook hatte ein fröhliches Naturell. Sie war rund und blubbernd wie die Töpfe auf ihrem Herd. Die Küche war warm und duftete nach dem Gebäck, das zum Auskühlen auf dem Rost lag. Jane fühlte sich um Jahre zurückversetzt. Damals war

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