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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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ausgefahrenen Leiter stand und eine Schraube in vier Metern Höhe
an einer der Wände der Kunsthalle befestigte.
    »Wim de Boer von der Kriminalpolizei Trier. Hätten Sie vielleicht
kurz Zeit für mich?«
    »Muss ja wohl sein. Oder haben Sie meinen Kollegen heute schon
gesehen?«, presste der Mann mürrisch hervor und stieg von der Leiter. »Der
lässt mich heute wieder hängen. Und dann diese Künstler … Warum müssen die
immer alles anders machen als normale Menschen? Ein kleines Bild von fünf mal
zehn Zentimetern in vier Metern Höhe aufhängen? Wer soll das denn sehen?« Der
Hausmeister schüttelte den weitgehend kahlen Kopf. Ferschweiler hätte in dem alten
Trierer Miesepeter einen vortrefflichen Gesprächspartner gefunden, da war sich
de Boer sicher.
    »Was kann ich denn nun für einen Hüter des Gesetzes tun, junger
Mann?«
    »Mich würde interessieren, wo die Dozenten ihre privaten Sachen
deponieren, während sie unterrichten. Gibt es dafür einen speziellen Bereich?«
    »Kommen Se ma mit.« Der Hausmeister führte de Boer in einen angrenzenden
Raum. »Hier stehen die Spinde, von denen jeder Dozent einen benutzen kann, wenn
er mag. Viele tun das aber gar nicht. Ist ihnen zu arbeiterhaft, zu wenig
elitär.«
    »Und welcher ist der von Laszlo Kafka? Oder hat der auch keinen?«,
wollte de Boer wissen.
    »Doch, doch. Der Herr Kafka hat auch einen. Es ist der vierte in der
Reihe, der mit dem Bild von Franz Kafka drauf. Originell, oder? War’s das
jetzt? Kann ich wieder Bilder unsinnig aufhängen gehen?«
    Der Mann war de Boer irgendwie sympathisch.
    Auf dem Weg zurück zum Verwaltungsgebäude rief er Josef Simon an und
bat ihn, mit der Durchsuchung der Kunstakademie zu beginnen. Simon bestätigte
ihm, dass der Durchsuchungsbeschluss vorläge und die Kollegen von der KTU und der Drogenfahndung sowie weitere für die
Durchsuchung angeforderte Beamte bereits auf dem Parkplatz vor dem nahen
Kaufland warteten.
    De Boer hatte die Eingangstür zur Verwaltung noch nicht
ganz erreicht, als die Wagen der Kriminalpolizei nacheinander auf das Gelände
fuhren.
    Natascha Berggrün und Helena Claus kamen mit großen Augen aus der
Verwaltung nach draußen auf den Hof.
    »Guten Tag«, sagte Simon, nachdem er unter großem Schnaufen aus dem
Wagen gestiegen war. »Wer ist hier verantwortlich? Ich habe einen richterlichen
Durchsuchungsbeschluss.« Er fuchtelte wild mit Papieren in der Luft herum.
    »Einen was?«, fragte Dr.   Berggrün entsetzt. »Einen Durchsuchungsbeschluss?
Was wollen Sie denn bei uns durchsuchen?«
    »Erst einmal die Büros«, sagte Simon, »und dann das eine oder andere
Atelier sowie die Nebenräume der Kunsthalle. Treten Sie jetzt bitte beiseite,
damit meine Kollegen mit ihrer Arbeit anfangen können.«
    Vier Männer in weißen Papieroveralls zwängten sich mit großen
Metallkoffern an Helena Claus und Natascha Berggrün vorbei ins Gebäude. Vier
weitere wurden von Klaus Ternes in Richtung Kunsthalle geführt.
    Ungläubig wandte sich Helena Claus an Ferschweiler, der aus der
Verwaltung ebenfalls nach draußen gekommen war.
    »Was hat das denn zu bedeuten, Herr Kommissar? Was hoffen Sie hier
zu finden?«
    »Es geht um Dinge, die Sie mir bisher verschwiegen haben, meine
Liebe. Wenn Sie mir dann bitte in Ihren Besprechungsraum folgen würden. Frau
Doktor kommt sicherlich gleich nach.«
    Vorsichtig machten sich die Mitarbeiter der KTU an Kafkas Spind zu schaffen. De Boer war nervös.
Keinem der Beamten war es bisher gelungen, Kafka auf dem Gelände der Akademie
oder in seiner Wohnung ausfindig zu machen. Anscheinend war wirklich das
eingetreten, was sie nach dem Fund von Thomas Gorges’ Leiche befürchtet hatten:
Kafka hatte Trier verlassen.
    »Ich hab’s«, sagte einer der Techniker. »Herr Kommissar, wollen Sie
sich selbst den Inhalt des Spinds einmal ansehen?«
    »Ja, vielen Dank«, antwortete de Boer. Langsam öffnete er die Spindtür.
Hatte Kafka auf der Außenseite ein Porträt des großen Prager Dichters gleichen
Namens geklebt, so wies die Innenseite eher auf den Geschmack eines
Bauarbeiters denn eines großen Künstlers hin. Nacktfotos hingen dort, manche
zeigten die abgebildete Dame in eindeutigen Positionen. Es handelte sich fast
ausschließlich um Fotos von Melanie Rosskämper. Nur ein Bild zeigte eine andere
Person, und de Boer war sicher, dass Ferschweiler sich gerade über dieses Bild
freuen würde.
    ***
    Ferschweiler hatte am großen Tisch im Besprechungsraum der
Verwaltung Platz genommen.

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