Die schoene Tote im alten Schlachthof
erschlagene Putzfrau aus Konz-Roscheid,
oder? Der Tote weist die gleiche Verletzung auf wie Ulrike Kinzig.«
Ferschweiler starrte immer noch wie benommen auf den Leichnam.
»Ich vermute, dass man ihm ebenfalls mit einem Spaten den Schädel
eingeschlagen hat«, fuhr Quint fort. »Größe und Art der Verletzung lassen
zumindest diesen Schluss zu. Aber auf meine genauen Ergebnisse wirst du noch
ein bisschen warten müssen.«
Was Ferschweiler derart zu schaffen machte, war nicht die Art der
Verletzung, sondern vielmehr der Umstand, dass er wusste, wer der Tote war.
»Rudi, kennst du den etwa?«, fragte Quint.
»Ja«, erwiderte Ferschweiler. »Den kenne ich. Er heißt Thomas Gorges
und war ein Dealer, der neben Drogen auch mit Zigaretten handelte, die bei uns
nicht zu bekommen sind.«
»Schau mal.« Quint hielt Ferschweiler eine kleine Plastiktüte mit blauen
Pillen hin. »Die haben wir bei ihm gefunden. Hast du solche schon einmal
gesehen?«
»Noch nie in der Realität«, antwortete Ferschweiler. »Aber Juppes
Simon hat mir erst vorhin bei einer Besprechung ein Foto einer solchen Pille
gezeigt.«
»Weiteres habe ich bisher nicht gefunden. Wenn du meine bescheidene
Meinung hören möchtest, dann war da jemand mächtig sauer auf deinen Dealer.«
Ferschweiler dachte nach. »Laszlo Kafka, unser Hauptverdächtiger in
den Morden an Rosskämper und Kinzig, und der Tote hier wollten angeblich
demnächst in der Disco ›B51‹ einen Drogendeal über die Bühne bringen. Aber
jetzt liegt Thomas Gorges hier.« Ferschweiler zeigte auf den Toten. »Gut
möglich, dass Kafka auch Gorges ermordet hat, warum auch immer. Vielleicht
haben sie sich gestritten, oder Kafka hat geglaubt, Gorges würde ihn an die
Polizei verraten.«
Dr. Quint schaute Ferschweiler an. »Wenn wir die Tatwaffe hätten,
wären wir um einiges schlauer. Wir suchen gerade das ganze Gelände ab.«
»Ich hoffe, dass wir sie bald finden werden. Weiß Juppes Simon
eigentlich schon von dem Fund?«, fragte Ferschweiler.
»Nein«, entgegnete Quint. »Wir hatten den Toten ja noch nicht
identifiziert.«
»Dann rufe ich ihn jetzt direkt an. Wir müssen unbedingt besprechen,
wie wir jetzt weiter vorgehen wollen.«
»Na«, sagte der Gerichtsmediziner, der noch einmal seinen offenbar
geschundenen Rücken streckte, »ich drücke euch auf jeden Fall die Daumen. Meine
Ergebnisse bekommst du bald. Und vielleicht besuchst du mich dann doch noch ein
letztes Mal in meinen heiligen Hallen, was meinst du?«
Simon und seine Mitarbeiter erwarteten Ferschweiler und de
Boer bereits. Ferschweiler unterrichtete die Kollegen kurz über die ersten
Erkenntnisse von Dr. Quint.
De Boer schaute gedankenverloren aus dem Fenster, dann drehte er den
Kopf, blickte in die Runde und sagte:
»Was haben wir? Dr. Quint vermutet, dass die Tatwaffe in den
Mordfällen Gorges und Kinzig identisch ist. Beide Opfer wurden demnach mit
einem Spaten erschlagen. So wie es aussieht, haben wir es also mit ein und
demselben Täter zu tun. Für mich steht fest, dass es einen Zusammenhang
zwischen beiden Morden geben muss. Wie der Mord an Melanie Rosskämper da
reinpasst, ist mir allerdings noch nicht ganz klar.«
»Nach euren aktuellen Kenntnissen kommt als Täter niemand anderes in
Frage als Kafka«, sagte Simon. »Einer von Kafkas Partnern ist der Ehemann von
Ulrike Kinzig, Thomas Gorges ist der andere. Vielleicht wollte Gorges Kafka
übers Ohr hauen, wer weiß?«
»Warum Thomas Gorges sterben musste, werden wir wahrscheinlich nur
vom Täter selbst erfahren«, sagte Ferschweiler. »Wir müssen jetzt handeln,
sonst geht uns Kafka durch die Lappen. Die Gefahr, dass er sich absetzt, ist
einfach zu groß. Da sich die Razzia in der Disco mit dem Tod Gorges’ erübrigt
hat, schlage ich vor, die Kunstakademie zu durchsuchen. Denn wenn Kafka
irgendwo hier in Trier seine Drogen bis zum großen Deal zwischenlagern kann,
dann dort. Das Gelände eignet sich perfekt. Es ist groß und unübersichtlich«.
»Das ideale Versteck«, ergänzte de Boer Ferschweilers Überlegungen.
Simon nickte. »Du hast recht, Rudi. Das ist zumindest eine Möglichkeit.
Ich informiere die Chefs und besorge uns Durchsuchungsbefehle für den alten
Schlachthof und auch für Kafkas Wohnung. Einverstanden?«
»Alles klar«, sagte Ferschweiler. »Wir fahren jetzt schon einmal vor
an die Akademie. Ruf mich an, wenn die Durchsuchung starten soll.«
Unter der Römerbrücke waberten noch letzte Nebelschwaden, als
Ferschweiler und de
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