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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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an der Kunstakademie studiert? Ich dachte, das sei eher etwas für nach
Sinn suchende Hausfrauen und Damen im fortgeschrittenen dritten
Lebensabschnitt.«
    Dr.   Rosskämper schien das etwas anders zu sehen.
    »Ich hoffe, Sie meinen das als Scherz«, sagte er kühl. »Meine Frau
war im Förderverein der Akademie, ich bin sogar Vorsitzender. Ich schätze sehr,
was dort unter Natascha Berggrün geleistet wird.«
    Ferschweiler wurde rot.
    »Ohne die Akademie wäre Trier kulturell doch trostlos. Was gibt es
denn hier schon für Museen mit moderner Kunst? Oder glauben Sie etwa, dass es
vor 1970 überhaupt moderne Kunst in Trier gegeben hätte? Und ohne die an der
Akademie tätigen Künstler würde sich diese Stadt kulturell in keinster Weise
weiterentwickeln«, ereiferte sich Dr.   Rosskämper. Dann fragte er plötzlich,
wieder in völlig ruhigem Ton: »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir auf die
Terrasse gehen würden? Ich möchte gern eine Zigarette rauchen.«
    Er öffnete die große Terrassentür und trat hinaus in eine Art
Innenhof, in dem ein Zierbrunnen im japanischen Stil neben einem roten
Trauerahorn leise vor sich hinplätscherte. Strahlend weiße Kiesel bildeten
einen Kontrast zu dem auch hier vorherrschenden Betongrau der umliegenden
Mauern.
    »Kommen Sie mit nach oben. Da können wir uns weiterunterhalten.«
    Sie stiegen eine Treppe hinauf und stellten sich an die Brüstung der
erhöhten Terrasse mit Blick auf den im Tal liegenden Weinort Olewig. Dr.
Rosskämper schaltete einen Gasheizstrahler ein.
    »Damit Sie nicht frieren müssen, Herr Kommissar«, sagte er lächelnd.
Ferschweiler spürte noch immer die Nervosität des Mediziners.
    Nachdem Rosskämper zwei tiefe Züge von seiner Zigarette genommen
hatte, übergab er Ferschweiler die Papiere, die er bereits seit seiner Rückkehr
in den Wohnbereich in Händen gehalten hatte.
    »Bitte, darauf finden Sie alle gewünschten Informationen zu dem
Samenspender. Aber bitte verwenden Sie diese Angaben streng vertraulich. Ich
möchte nicht, dass mein Ruf als Reproduktionsmediziner Schaden nimmt.«
    »Sie können mir glauben«, versicherte Ferschweiler, »dass wir
äußerst diskret mit diesen Informationen umgehen werden.«
    »Gut.« Rosskämper zog erneut heftig an seiner Zigarette.
    »Ich hätte da noch einige Fragen, Herr Dr.   Rosskämper«, sagte Ferschweiler.
    »Nur zu.« Rosskämpers Hände schienen nicht mehr zu zittern.
    »Sie waren drei Jahre lang verheiratet. Haben Sie bei Ihrer
Eheschließung eigentlich Gütertrennung vereinbart?«
    »Nein, wir haben beide füreinander gehaftet, aber auch voneinander
profitiert.«
    »Und haben Sie in letzter Zeit voneinander profitiert ?«
    »Nein, in den letzten Monaten ging es uns nicht besonders gut –
zumindest nicht finanziell. Und da Sie es sowieso herausfinden werden: Wir sind
so gut wie bankrott.«
    »Aber Ihre Klinik läuft doch sehr gut, wenn man der Presse Glauben
schenken darf.«
    »Das schon, aber wir wollten unser Geld anlegen, und da hatte uns
ein ehemals guter Freund, der bei einer Bank in Luxemburg arbeitet,
amerikanische Immobilienfonds empfohlen, die angeblich große Renditen erwarten
lassen würden.«
    »Und in die haben Sie dann investiert.«
    »Und zwar im sechsstelligen Bereich …« Rosskämpers Hände fingen
wieder an zu zittern. »… und den Rest kennen Sie ja wohl, selbst wenn Sie
nur den Trierischen Volksfreund lesen. Wir haben alles verloren.«
    Nun konnte er sich nicht mehr zusammenreißen und fing hemmungslos an
zu weinen.
    Ferschweiler verschlug es die Sprache. Alles auf eine Karte zu
setzen … Wer tat denn so etwas? Das war finanzieller Selbstmord.
    »Und warum haben Sie Ihr gesamtes Vermögen so hochriskant
investiert?«, fragte er.
    »Meine Frau wollte immer alles sofort«, antwortete Rosskämper. »Sie
hatte keine Geduld, im Casino nicht und auch nicht an der Börse. Und es ist
schiefgegangen. Ich hätte nicht auf sie hören dürfen. Aber so war sie: Sie
bekam immer, was sie wollte. Und wenn ich mal nicht sofort nach ihrer Pfeife
getanzt habe, dann hat sie mich knallhart auf sexuellen Entzug gesetzt. Sie
konnte richtig grausam sein.« Erneut wischte er sich eine Träne aus dem
Augenwinkel. »Erst ist das ganze Geld weg und nun auch noch Melanie. Was soll
ich denn jetzt nur machen?«
    Dr.   Rosskämper schien völlig am Ende zu sein. Ferschweiler klopfte
ihm tröstend auf die Schulter.
    »Haben Sie vielen Dank für Ihre Offenheit. Wenn ich etwas für Sie
tun kann, dann lassen Sie

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