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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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Cargo-Lux, der weltweit operierenden Luftfrachtgesellschaft am Luxemburger
Flughafen, dem Findel. Damit er und seine Frau finanziell über die Runden
kamen, ließ er sich überwiegend in der Nachtschicht einsetzen, da diese besser
bezahlt wurde als die beiden Tagesschichten. Gegen sieben Uhr morgens war er,
so seine Aussage, heute nach Hause gekommen. Aufgrund des dichten Nebels hatte
er heute länger für die Heimfahrt gebraucht als sonst. Für ein Gespräch mit
seiner Frau sei bei seiner Rückkehr kaum mehr Zeit gewesen.
    »Sie hatte bereits gefrühstückt. Gustav lag wie immer zu ihren Füßen«,
sagte Rolf Kinzig, der wieder zu weinen begonnen hatte.
    Da er sehr müde gewesen sei, sei er direkt ins Bett gegangen und sofort
eingeschlafen. Deshalb habe er nicht mehr mitbekommen, wie seine Frau mit dem
Hund die Wohnung verlassen hatte. Ohne dass Ferschweiler ihn danach gefragt
hätte, erzählte Kinzig, dass seine Frau jeden Morgen denselben Weg über die
Felder genommen habe, wenn sie Gustav ausführte. Er selbst ging, den
Nachtschichten geschuldet, fast nie morgens mit dem Hund raus.
    »Das weiß hier jeder, Herr Kommissar«, sagte Kinzig mit schluchzender
Stimme. Ferschweiler, der sich alle Details der Aussage in seinem kleinen
Notizbuch notiert hatte, machte sich bereits so seine Gedanken.
    Kinzig verfügte also für die Tatzeit über kein Alibi, aber
Ferschweilers Gefühl, das ihn bisher nur selten im Stich gelassen hatte, sagte
ihm, dass er als Täter nicht in Frage kam. Er konnte sich einfach nicht
vorstellen, dass dieser Mann seinen eigenen Hund erschlagen hatte.
    Nachdem er die Wohnung der Kinzigs verlassen hatte, rief
Ferschweiler de Boer an und bat ihn, die finanziellen Verhältnisse der beiden
Roscheider zu überprüfen. In Luxemburg zu arbeiten musste sehr rentabel sein,
dachte er. Ihm war der riesige Flachbildfernseher im Wohnzimmer der Kinzigs
aufgefallen. Berthold, sein beim Studierendenwerk beschäftigter Freund, besaß
auch so ein Gerät, und Ferschweiler beneidete ihn ein wenig darum. Andererseits
hätte er in seinem kleinen Wohnzimmer sowieso keinen Platz dafür gehabt, und so
begnügte er sich weiterhin mit dem alten Röhrengerät, das er seit seiner Zeit
an der Polizeischule hatte. Und für die paar alten Videos, die er besaß und in
die er abends kurz mal reinschaute, um zu entspannen, reichte der Apparat
allemal.
    Das Mobiliar der Kinzigs wirkte ebenfalls teuer, die Couch hätte
auch von Fesser Einrichtungen sein können. Das Möbelhaus befand sich in
Trier-West und passte mit seinen exklusiven Stücken etwa genauso gut dorthin
wie eine Boutique von Karl Lagerfeld in die Hornstraße, fand Ferschweiler und
musste bei diesem Gedanken grinsen.
    Er stieg zu dem Schutzpolizisten in den Wagen und ließ sich zurück
zur Dienststelle fahren. Dort angekommen lief er auf dem Flur, auf dem sein
Büro lag, Dr.   Süß über den Weg.
    »Ach, Ferschweiler, da sind Sie ja«, sagte der Polizeipräsident.
    Beide wussten nie so genau, ob sie sich duzen sollten oder in ihrer Beziehung
noch beim förmlichen Sie waren. Ferschweiler war mit dem Polizeichef bisher
immer gut zurechtgekommen, aber seit dem Mord an der Kunstakademie schien der
studierte Jurist mächtig unter Druck zu stehen. Es war seitdem kein Tag
vergangen, an dem er Ferschweiler nicht angerufen hatte, um sich nach dem
aktuellen Stand der Ermittlungen zu erkundigen.
    »Schon wieder ein Mord, und das innerhalb weniger Tage«, konstatierte
Dr.   Süß. »Was haben Sie bisher in Erfahrung bringen können?«
    »Ich komme gerade erst vom Tatort«, wiegelte Ferschweiler ab. »Ich
halte Sie auf dem Laufenden. Sobald ich mehr weiß, teile ich es Ihnen mit.«
    »Ja, das sagen Sie mir andauernd. Haben Sie eine Ahnung, was bei mir
los ist? Mein Telefon steht nicht mehr still, und die Presse rennt mir die
Türen ein. Gestern war ein Reporter von der BILD -Zeitung
bei mir, und ich kann Ihnen sagen, es hat mich eine Viertelstunde gekostet, bis
ich den Kerl wieder losgeworden bin. Sogar die Staatskanzlei in Mainz hat schon
bei mir angerufen. Dieser Fall zieht äußerst weite Kreise. Ferschweiler, wir
brauchen endlich ein paar handfeste Ergebnisse, damit ich die Herrschaften aus
Politik und Presse zumindest etwas beruhigen kann. Also: erst die Tote aus der
Kunstakademie und dann diese Putzkraft. Haben wir uns verstanden?«
    Dr.   Süß schien ernsthaft verzweifelt. Das kannte Ferschweiler von
seinem Vorgesetzten gar nicht. Der war doch immer so tough, ein

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