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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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bin?«
    Harry Haltaufderheide wurde sofort ernst. »Ich habe davon gehört.
Tragisch … Erst die Rosskämper und dann die Kinzig … Ich selbst bin
erst heute aus meinem Urlaub von der Sauer zurückgekehrt. Ich war dort campen
mit meinen beiden Söhnen.«
    Campen im November – für so einen harten Hund hätte Ferschweiler
seinen ehemaligen Schützling gar nicht gehalten. Harry wirkte eher wie ein
unbeschwerter Sonnyboy.
    »Und was ist deine Aufgabe an der Kunstakademie?«, wollte er wissen.
»Dein Onkel hatte doch ganz anderes mit dir vor, oder?«
    »Ach, mein Onkel«, entgegnete Harry. »Der ist falsch gepolt. Wenn es
nach ihm gegangen wäre, dann wäre ich jetzt Anzugträger und Betriebswirt in
seiner Firma. Ich habe nach dem Tod meiner Mutter mit der Familie gebrochen,
war zwei Jahre als Anhalter unterwegs durch die Welt und habe dann versucht,
meinen eigenen Weg zu gehen.«
    Ferschweiler nickte. »Harry«, sagte er dann. »Weißt du, ob Lazlo
Kafka inzwischen wieder an der Akademie ist? Es hieß, er werde für heute
zurückerwartet, und ich würde ihn jetzt gern befragen.«
    »Ja, der war gerade hier«, antwortete Harry. »Und der ist bestimmt
auch noch da.«
    »Schick ihn bitte in die Lithowerkstatt, ja?«, bat Ferschweiler und
verabschiedete sich von Harry.
    Das Gelände des alten Schlachthofs hatte sich mittlerweile geleert.
Nur wenige Wagen standen noch auf dem Parkplatz, als Ferschweiler in Richtung
seines Verhörraumes ging. Auch Künstler machten offensichtlich gern früh
Feierabend.
    Laszlo Kafka ließ auf sich warten. Ferschweiler saß nun
schon seit einer knappen halben Stunde in der Lithowerkstatt. Gerade hatte er mit
de Boer telefoniert, der ihm mitgeteilt hatte, dass er Thomas Gorges bisher
nicht habe erreichen können, die Kollegen aber dranblieben. Ferschweiler gefiel
das nicht. Genauso wenig wie Laszlo Kafkas Unpünktlichkeit. Er äußerte seinen
Unmut über die mangelnden Manieren an der Akademie und wies de Boer gerade an,
sich den morgigen Vormittag frei zu halten, da er noch einmal nach Konz fahren
wollte, um mit dem Ehemann von Ulrike Kinzig zu sprechen, als sich die Tür
plötzlich öffnete. Ein Mann trat ohne anzuklopfen in den Raum.
    Ferschweiler schaute ihn verdutzt an. Dann sagte er in sein Handy:
»Okay, er ist jetzt da. Wir sehen uns dann später.«
    Ferschweiler hatte sich Laszlo Kafka ganz anders vorgestellt: schlank,
groß gewachsen, gut aussehend, mit vollem Haar und ebenmäßigen Gesichtszügen.
Aber der Mann, der ihm nun entgegentrat, entsprach in vielem dem totalen
Gegenteil von Ferschweilers Vorstellung.
    Laszlo Kafka war relativ klein, höchstens einen Meter siebzig, und untersetzt.
Er hatte schwarzes, nach hinten gegeltes Haar, das sich bereits bis über die
Mitte seines Schädels zurückgezogen hatte, und eine für Ferschweilers Geschmack
etwas zu dominante Nase. Seine Finger waren auffallend kurz. Ferschweiler stach
sofort der imposante Siegelring am linken Ringfinger ins Auge – selbst der
des Edlen von Schnüffies hätte daneben bescheiden gewirkt. Dazu trug Kafka
einen äußerst eleganten, dunklen, gut geschnittenen Anzug – Ferschweiler
tippte auf Maßanfertigung – und darunter ein aufwendig besticktes weißes
Hemd mit doppelten Manschetten. In der Brusttasche des Jacketts steckte ein
dezent orange-rot gemustertes Seidentuch, und sein linkes Handgelenk zierte
eine mächtige goldene Uhr. Es war keine Rolex, das konnte Ferschweiler
erkennen. Vielleicht eine Breitling? Auf jeden Fall schien sie teuer gewesen zu
sein.
    »Guten Tag, Herr Kommissar«, sagte der Mann. »Ich bin Laszlo Kafka,
Dozent für Malerei und Lebenskunst hier an der Akademie.«
    Beim letzten Teil des Satzes meinte Ferschweiler, einen süffisanten
Unterton wahrnehmen zu können.
    »Herr Kafka, ich freue mich, dass Sie heute noch Zeit für die
Trierer Polizei gefunden haben«, sagte Ferschweiler, wobei er sich einen
leichten Zynismus nicht verkneifen konnte. »Nehmen Sie bitte Platz.«
    »Aber, aber, Herr Kommissar«, entgegnete der Dozent und setzte sich
auf einen der alten, von Farbresten überzogenen Holzstühle, »ich bin doch nicht
im öffentlichen Dienst beschäftigt. Mich kann man eigentlich immer sprechen,
bei Tag und bei Nacht. Es kommt halt immer nur darauf an, ob ich gerade
anwesend bin oder mich um meine internationale Karriere kümmern muss.«
    Der Mann mit seiner recht abgehobenen Art war Ferschweiler vom
ersten Augenblick an unsympathisch.
    »Wie Sie sicher wissen, ermittle ich

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