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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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ein Leben im Untergrund ist bekanntlich nicht billig.«
    »Was meinst du mit ›Karriere im Milieu machen‹?«, fragte Ferschweiler.
    »Der Reihe nach«, sagte de Boer. »2001 haben die Kollegen in Duisburg
einen Manfred Bolski als Hauptverdächtigen bei einem größeren Drogendeal
ermitteln können. Es reichte jedoch nicht für eine Festnahme. Dann gab es 2006
eine Schießerei an der niederländischen Grenze, als die Kollegen vom
holländischen und deutschen Zoll gemeinsam einen Kleinbus kontrollieren
wollten. Damals starb ein deutscher Kollege, zwei holländische wurden schwer
verletzt. Der Kleinbus hingegen konnte entkommen. Man fand ihn einige Kilometer
weiter an einer Ausfahrt der Autobahnmeisterei. Ein toter Dealer lag im Wagen,
die beiden anderen Insassen waren flüchtig. Angemietet wurde der Bus im
niederländischen Arnheim auf den Namen Manfred Bolski. Dann habe ich die
Aussage eines im Jahr 2009 in Palma de Mallorca verhafteten Drogendealers, er
habe mit einem Manfred Bolski als dem Vertreter eines angeblich großen Rings
von Heroinimporteuren nach Deutschland im marokkanischen Tanger verhandelt.
Fotos von diesem Manfred Bolski gibt es jedoch keine. Er ist wie ein Phantom –
dies- wie jenseits der Landesgrenzen.«
    Ferschweiler stand mittlerweile vor dem Fenster seines Büros, hatte
beide Hände in den Hosentaschen vergraben und schaute hinunter auf den
Innenhof, auf dem Mitglieder der Karnevalsgesellschaft Rote Funken gerade damit
beschäftigt waren, ihre Musikinstrumente in einem Kleinbus zu verstauen. »Jetzt
stellt sich aber immer noch die Frage, wer der junge Mann eigentlich war, der
Bolskis Namen angenommen hat.«
    »Mir stellt sich die Frage nicht mehr«, erwiderte de Boer. »Ich habe
ihn höchstwahrscheinlich identifiziert.«
    Dr.   Süß klatschte begeistert in die Hände. »De Boer, gute Arbeit.«
    »Er heißt mit richtigem Namen Kommittke«, sagte de Boer.
    »Wie hast du das denn so überaus schnell herausbekommen?«, fragte
Ferschweiler.
    »Na, ich bin nicht umsonst Polizist geworden. Aber eigentlich war es
ganz einfach. Die Cousine, die Bolskis Grab betreut, berichtete, dass jedes
Jahr zum Todestag ihres Cousins ein großer Blumenstrauß neben dem Grabstein
steht. Sie fand das all die Jahre merkwürdig, da sich ansonsten niemand für die
Grabstelle interessiert habe. Die Cousine konnte mir mitteilen, von welcher
Gärtnerei die Blumen stammten. Ich habe daraufhin dort angerufen und so
erfahren, dass die Blumen seit Jahren von einem Lothar Kommittke aus Saarburg
bezahlt werden.«
    »Dann ist Kafka also Lothar Kommittke?«, fragte Dr.   Süß.
    »Nein, Lothar Kommittke ist fünfundsiebzig Jahre alt, aber er hat
einen Sohn im passenden Alter namens Hans-Walther. Ich habe mir dessen letztes
vorliegendes Lichtbild vom Einwohnermeldeamt in Saarburg kommen lassen. Es ist
zwar schon einige Jahre alt, aber die Ähnlichkeit mit Kafka ist unverkennbar.«
    »Weißt du schon Näheres über Kommittke?«, fragte Ferschweiler.
    Der Holländer holte tief Luft. »Geboren wurde Kommittke 1967 in
Saarburg. Seine Eltern hatten im Stadtteil Beurig eine Apotheke. Und der junge
Kommittke hat sich schon sehr früh für Chemie interessiert. Viermal hat er bei
›Jugend forscht‹teilgenommen, einmal sogar einen
Preis gewonnen. Der Titel seines Beitrags war ›Öle und ihre Verwendung in
pharmazeutischen Produkten‹. Es ging wohl, wenn ich das richtig verstanden
habe, um die Optimierung von Emulsionen als Basis für medizinische
Körpercremes.«
    »Soso«, meinte Dr.   Süß. »Klingt in unserem Zusammenhang ja nicht
völlig uninteressant, oder?«
    »Nein, im Gegenteil.« De Boer legte jetzt richtig los und referierte
detailliert die frühe Biographie Kommittkes. »Im Wintersemester 1989/90 nahm
Kommittke das Studium der Angewandten Chemie an der Universität Kaiserslautern
auf. Allerdings hat er dort nie ein Diplom gemacht. Insgesamt war Kommittke fünfzehn
Semester eingeschrieben und verließ die Universität offiziell nach dem Sommersemester
1997 ohne Abschluss. Danach verliert sich seine Spur.«
    »Vollständig?«, fragte Ferschweiler.
    »Na ja, er ist weiterhin bei seinen Eltern gemeldet. Offiziell ist
er seitdem aber nicht mehr in Erscheinung getreten. Er zahlt keine Steuern, hat
aber auch nie Arbeitslosengeld beantragt. Krankenakten gibt es nach 1997 auch
keine mehr. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Hast du schon mit seiner Familie Kontakt aufgenommen?«
    »Das habe ich versucht. Aber der

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