Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
Vom Netzwerk:
unbeeindruckt – Ferschweiler fragte sich allerdings, ob
sein Kollege als Zugezogener sie überhaupt verstand.
    »Nein, ist er nicht. Als ich vorhin mit meinen Kindern nach Hause
gekommen bin, da fuhr er gerade mit seinem Wagen weg.«
    »Können Sie uns etwas über den Wagen sagen? Farbe? Modell?« De Boer
hielt bereits seinen kleinen Schreibblock und einen Stift in der Hand.
    »Na, das ist so ’n dicker Schlitten, schwarz mit viel Chrom vorn am
Kühler. Hat ’ne Luxemburger Nummer.«
    »Können Sie uns die auch nennen?« Ferschweiler verlor allmählich die
Geduld. Dass immer alle meinten, mit der Polizei zusammenzuarbeiten sei
schändlich. Das Gegenteil war schließlich der Fall!
    » SX 6969 oder so ähnlich.«
    Aus dem Inneren ihrer Wohnung hörte man nun lautes Geschrei. Die
erwähnten Kinder begannen anscheinend gerade damit, sich eine regelrechte
Schlacht zu liefern.
    »Ich muss nach meinen Radisij schauen.« Mit einem lauten Knall
schlug sie das Fenster zu. Von drinnen hörte man sie in einer Lautstärke
brüllen, die Ferschweiler ihr nicht zugetraut hätte.
    »Sehen Sie, was ich mit Lärm meine?«, meldete sich der Mann im
Obergeschoss wieder zu Wort.
    »Kennen Sie denn Ihren Nachbarn näher?« Ferschweiler legte den Kopf
in den Nacken und schaute dem Mann in die trüben Augen.
    »Nee. Der will mit so ’nem Schmull wie mir nischt zu tun haben. Der
hält sich für wat Besseres.«
    »Aber wohnen tut er doch hier. Warum eigentlich?«, wollte de Boer
wissen.
    »Na ja, hier hat er seine Ruhe«, sagte der Mann und schloss kichernd
das Fenster.
    Ferschweiler schaute zu seinem Assistenten, der wohl nicht wusste,
was er sagen sollte, und daher nur die Achseln zuckte.
    »Was machen wir jetzt? Gehen wir in die Wohnung?«, fragte de Boer.
    »Nein, Wim, du hast Dr.   Süß doch gehört: keine Skandale. Wir
besorgen uns einen Durchsuchungsbefehl und kommen dann wieder«, sagte
Ferschweiler, »und zwar möglichst schnell.«
    »Sollten wir nicht wenigstens raufgehen und mal an der Tür
lauschen?« De Boer grinste. »Würde mich nicht wundern, wenn wir jemanden
dahinter röcheln hören. Du weißt schon, Rudi: Gefahr in Verzug. Hinterher heißt
es noch, wir hätten uns der ›unterlassenen Hilfeleistung‹ strafbar gemacht.«
    Ferschweiler sah seinen Assistenten entsetzt an. »Hör auf und komm
jetzt mit. Wir sind im Trierer und nicht im Wilden Westen.«
    Dr.   Quint wartete bereits in ihrem Büro, als Ferschweiler
und de Boer kurze Zeit später zurückkehrten. Er hatte sich auf Ferschweilers
Stuhl gesetzt, und sein massiger Körper ließ den ohnehin nicht großen Raum noch
kleiner erscheinen.
    »Was verschafft uns denn wieder mal die Ehre, Doc?«, fragte de Boer.
Ferschweiler nickte Quint lediglich zu.
    »Eigentlich wollte ich euch nur zur Feier anlässlich meiner Pensionierung
einladen, die nächsten Freitag ansteht. Aber eure Gesichter verraten mir, dass
ihr euch wirklich sehr darüber freut, mich zu sehen.«
    Ferschweiler kannte Dr.   Quint seit seinem Eintritt in den
Polizeidienst. Sie hatten so einiges miteinander erlebt und durchgestanden.
    Aber in derart bedrückter Stimmung wie heute hatte Ferschweiler
Quint selten gesehen. Musste er sich Gedanken machen?
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte er seinen alten Weggefährten
besorgt.
    »Nein, es ist alles in Ordnung. Alle Probleme wie immer, aber noch
im grünen Bereich. Ich habe nur ein wenig Angst vor der Veränderung. Was ist,
wenn ich in ein Loch falle, weil ich nichts mehr zu tun habe? Und nur im Garten
sitzen? Rudi, du kennst mich.«
    Das stimmte, Ferschweiler kannte Quint sehr gut.
    »Weißt du was? Lass uns heute nach Feierabend gemeinsam rüber in die
›Agritiusschänke‹ gehen. Da können wir gemütlich ein Stubbi trinken und reden.
Und wenn du willst, auch nageln. Hm?«
    »Okay, waorom aijentlich nöt, du Flabbes?«
    Nachdem Dr.   Quint sich verabschiedet hatte, setzte sich
Ferschweiler an seinen Schreibtisch und mühte sich damit ab, einen Bericht
über die bisherigen Ermittlungen zu verfassen. Er merkte recht schnell, dass
ihn diese Aufgabe den ganzen Nachmittag über in Anspruch nehmen würde. De Boer
hingegen sollte in dieser Zeit noch einmal das Archiv nach weiteren
Informationen zu den Namen »Bolski« und »Kommittke« durchsehen.
    Der Abend in der »Agritiusschänke« verlief anders als
gedacht. Quint und Ferschweiler tauschten sich über vieles aus, was sie in den
letzten knapp zwanzig Jahren gemeinsam erlebt hatten. Sie sprachen auch

Weitere Kostenlose Bücher