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Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Titel: Die Schöne und der Leopard (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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lag Sue-Ann als Dona Ines auf der Veranda in der Hängematte. Rawlins näherte sich ihr. Sue-Ann hatte die verwöhnte Schönheit aus dem portugiesischen Mutterland zu spielen, die der triebhaften Faszination des Sklavenjägers und Abenteurers verfiel.
    Sue-Ann spielte gut, dass Kameraleute und Filmarbeiter klatschten, was in der Branche als das größte Kompliment galt. Die gewerkschaftgestützten Filmtechniker waren nämlich eine hartgesottene und zynische Bande, der weder Ruf noch Rang imponierten.
    Nach Mitternacht suchte Sue-Ann ihr Zelt auf. Kurz darauf erschien Ed Anderson. Jetzt ereignete sich die zweite Liebesszene, die viel weiter ging als jene vor der Kamera, bei der die Schauspielerin malerisch mit einem weißen Schleier bedeckt gewesen war, den Rawlins – schwarzbärtig, dunkel als Gegensatz zu der hellen und blonden Schönheit – in seiner Leidenschaft zerriss und ihr vom Leib fetzte.
    Die Schauspielerin und der Regisseur liebten sich.
    »Du hast mir so gefehlt«, sagte Ed Anderson Sue-Ann ins Ohr.
    »Ich liebe dich«, flüsterte sie.
    An Ed Anderson geschmiegt, schlief sie später ein. Der Regisseur lag noch eine Weile wach. Ein Streifen Mondlicht fiel in das Zelt und über das Feldbett unterm Moskitonetz. Anderson wartete darauf, dass Sue-Ann wieder im Schlaf zu stöhnen anfing, sich versteifte und zuckte und dass ihr der kalte Schweiß ausbrach. Auf die Anzeichen für den Alptraum also.
    Als sie sich nicht einstellten, war der Regisseur erleichtert. Er küsste seine Geliebte, die schlafend schöner denn je war, sacht auf den Mund. Seine Hände fuhren sacht über den vollendeten Körper.
    »Schlaf, Darling«, flüsterte der Regisseur. »Der Schrecken liebt hinter uns. Lomungés Beschwörung hatte Erfolg.«
    Auch in der folgenden zwei Wochen blieb Sue-Ann ohne die Heimsuchung. Sie freute sich schon. Zu früh.
     
    *
    Von dem Ehrgeiz besessen, einen noch größeren Klassiker und Kassenschlager als John Fords »African Queen« mit Humphrey Bogart und Catherine Hepburn zu drehen, legte sich Ed Anderson mächtig ins Zeug. Er verlangte von jedem Mitglied des Filmteams totalen Einsatz.
    Die Arbeit florierte, nachdem die Hauptdarstellerin wieder ruhig durchschlief. Sue-Ann Baileys Probleme hatten im Team eine Unruhe erzeugt, die sich auf die Produktion niederschlug. Wie immer drehte das Filmteam nicht in der Reihenfolge, sondern nach Zweckmäßigkeit. Das gesammelte Filmmaterial war ein Sammelsurium, aus dem nur ein Experte schlau werden konnte.
    Zwei Drittel fielen ohnehin dem Schnitt zum Opfer. Das Cutten, zu dem sich der Regisseur später in Hollywood tage-, wenn nicht wochenlang mit dem Cutter und Assistentinnen zusammen in den Schneideraum unterziehen musste, spielte eine wesentliche Rolle bei der Herstellung des Films und entschied in bedeutendem Maß über Erfolg oder Misserfolg.
    In den Studios wurden auch die Special effects erstellt und in den Film hineingemixt. Manch einer, der bei den Dreharbeiten mitgewirkt hatte, kannte das fertige Produkt hinterher nicht wieder. Das konnte im Positiven wie im Negativen der Fall sein.
    Dass seine Freundin ihre Psychoprobleme los war, wie er dachte, gab dem Anderson mächtigen Auftrieb. Bei den Filmleuten kursierten schon Heiratsgerüchte über die beiden.
    Für Sue-Ann wie für Ed wäre es die erste Ehe gewesen, und sie hofften, wenn sie heiraten, dass die Hollywood-Scheidungsseuche sie dann verschonen würde. Ehen zwischen Künstlern und besonders Filmleuten mit ihrem hektischen und aufwendigen Lebensstil, wobei sie oft genug noch exzentrisch und egoistisch waren, waren immer gefährdet.
    Tom Rawlins, der männliche Hauptdarsteller, stellte philosophisch fest, dass er mit einem alten Brauch würde brechen müssen. Bisher hatte er noch mit jeder seiner Filmpartnerinnen ein sexuelles Verhältnis gehabt. Mit Sue-Ann klappte das nicht, weil sie nur Augen und Ohren für ihren Regisseur hatte.
    Die beiden hielten während der Drehpausen Händchen und waren ein Herz und eine Seele. Es war eine rührende Liebe, die selbst die sonst zynischen Filmleute mit ihren Kommentaren verschonten. Durch irgendeine Quelle sickerte die Romanze an die Medien durch, deren Reporter sich von den Dreharbeiten fernhielten.
    Die Ivory Coast war zu abgelegen, und die Dreharbeiten dauerten schon zu lange, als dass ständig Journalisten hätten abgestellt werden können. Zu einer Recherche um die halbe Welt zu fliegen, lohnte auch nicht.
    Dafür gab es eine Medienagentin vor Ort bei den

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