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Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Titel: Die Schöne und der Leopard (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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wie es Lomungé gesagt hatte.
    Norma Blake musste sich anstrengen, um den Leoparden nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn sie zu langsam war, fauchte er oder knurrte. Der Leopard legte ein für ihn langsames, für Norma jedoch flottes Tempo vor. Er führte sie über die Dschungelpfade.
    Auf einer Hängebrücke aus Lianen wurde der Bandama überquert. Auf der anderen Seite ging es weiter durch den Dschungel. Die Trommeln ertönten lauter. Sie riefen die Diener des Leopardengottes durch die Tropennacht, in der der bleiche, große Vollmond nur selten die Wolken durchbrach.
    Aber er war da. Die Leopardenmenschen spürten seine Wirkung.
    Der Leopard fauchte wieder. Am Rand einer Lichtung, auf der Feuer brannten und wo die Trommeln ertönten, verschwand er hinter einem Pfahlwurzelbaum. Einen Augenblick später tauchte Lomungé, der Medizinmann, neben dem Baum auf.
    Er winkte Norma auf die Lichtung. Der Leopard war nicht mehr zu sehen. Die Schauspielerin fragte sich, ob Lomungé und der Leopard ein und dasselbe Wesen waren, in zwei Erscheinungsformen, oder der eine ein Teil von dem anderen.
    Der Medizinmann hielt sich eine Tanzmaske mit einer schrecklichen Dämonsfratze darauf vors Gesicht. Er schwang sein Juju-Holz, das pfiff und surrte. Auf der Lichtung bot sich Norma ein beklemmender Anblick.
    Männer und Frauen, alle mit Leopardenköpfen, tanzten zum Klang der Trommeln bis zur Erschöpfung. Auch die Trommler, die die hohen und schlanken Trommeln schlugen, hatten Leopardenköpfe, die verblüffend lebensecht wirkten.
    Plötzlich war der Leopard wieder da, der Norma hergeführt hatte. Ein kräftiger Schwarzer mit Leopardenkopf trat zu ihr. Er gab ihr eine Salbe, mit der sie sich einrieb. Die Salbe brannte am ganzen Körper wie Feuer, was jedoch rasch aufhörte.
    Anschließend hatte die Schauspielerin ein Rauschgefühl, als ob sie sich über die ganze Welt erheben könnte. Norma Blake hatte einschlägige Erfahrungen mit Drogen. Doch so einen Kick hatte sie noch nie erlebt.
    Sie tanzte mit den anderen. Jemand gab ihr einen ausgehöhlten Leopardenkopf, den sie aufsetzte. Er bestand aus gefärbtem Affenpelz, der über ein Bambusgeflecht gespannt war. Weil Leoparden heilige Tiere waren, durften die Leopardenmenschen ihnen kein Leid zufügen.
    Das Dröhnen der Trommeln erfüllte für Norma Blake das Universum. In Trance erlebte sie noch einmal nach, wie sie mit Lomungé die ersten Kontakte geknüpft hatte, um gewisse ehrgeizige Ziele zu erreichen. Schon als sie ihn zum ersten Mal unter den einheimischen Filmkomparsen sah, fiel Norma Blake die dämonische Aura auf, die diesen Mann umgab.
    Lomungé war stockhässlich. Trotzdem faszinierte er die Schauspielerin, die nicht nur in ihren Filmrollen ein Biest mit einem immensen Männerverschleiß war. Norma Blake, die perfekt Französisch sprach, hatte sich bei den Eingeborenen erkundigt.
    Dann war sie in Lomungés Hütte geschlichen. Er hatte sie erwartet, gerade als ob er jede Nacht US-Filmstars bei sich empfangen würde.
    »Mein Leopard sagte mir, dass du kommst«, sprach Lomungé. »Tombés erstem Diener bleibt nichts verborgen.«
    Sie hatten sich in der Hütte geliebt. Obwohl Tombé nicht mehr der Jüngste war, erfüllte er Normas Erwartungen voll und ganz. Hinterher sprach sie ihn auf ihre Pläne an. Lomungé versprach, ihr zu helfen.
    Abrupt kehrte Norma in die Gegenwart zurück. Lomungé, die Tanzmaske vorm Gesicht, den Leoparden neben sich, stand in der Mitte der Lichtung auf einem Erdhügel. Die Trommeln waren verstummt.
    Ein Ziegenbock wurde auf die Lichtung geführt. Drei Leopardenmänner mit Stahlklauen an den Händen brachten ihn um. Das Meckern des verängstigten Tiers erstarb.
    Die Leopardenmenschen fingen das rauchende Blut in einer Schale auf. Eine fette Schwarze mit einem Leopardenkopf auf den Schultern versprengte es mit einem Palmwedel. Norma Blake, die nur noch ihre Shorts am Leib trug, bekam ein paar Tropfen ab.
    »Tombé!«, rief der Medizinmann dann und streckte die Arme empor, dem Vollmond entgegen, der in dem Moment zwischen den Wolken hervortrat.
    Der Leopard brüllte. Ganz in der Nähe antwortete ihm ein hundertfach lauteres Gebrüll von der gleichen Art. Hätte Norma nicht zu den Leopardenmenschen gehört, wäre sie jetzt vor Angst zu Boden gesunken. Doch so wusste sie, dass sie auf der richtigen Seite stand und der Verursacher jenes ungeheuren Gebrülls ihr nichts antun würde.
    Ein riesiger Schatten strich durch den Dschungel. Riesige Raubtieraugen

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