Die schoene und der Lord
Boden ausgestreckt, während ihr Sohn James Charles Robert Edenhall sich an der Sofakante abstützte und wacker daran entlangmarschierte. James lernte gerade Laufen, aber seine zehn Monate jungen Beinchen waren noch zu ungeübt, um ihn zu tragen, und so pflegte er das jeweils nächstgelegene Möbelstück zu Hilfe zu nehmen, um sich durch die Zimmer zu bewegen.
Catriona lachte auf, als er sich langsam umdrehte und mit einem kindlichen Ausdruck des Staunens in den großen dunklen Augen Ausschau nach dem nächsten Objekt zum Abstützen hielt. Lediglich zwei Fingerchen ruhten noch auf dem Sofa, und der Beistelltisch war noch wenige Zentimeter von seiner anderen Hand entfernt, die er jetzt ausstreckte. Und dann ließen diese beiden Finger los, und er watschelte zwei unsichere Schrittchen, bis er die Tischkante zu fassen bekam.
»Er hat seine ersten Schritte gemacht!« rief Robert aus, aufgeregt und stolz, ganz der junge Vater. »Hast du das gesehen?« »Und damit fängt jetzt der Unfug an«, antwortete Catriona, die nun ihren Brief unterbrochen hatte, um sich zu ihren beiden Jungs auf den Boden zu kauern. Sie nahm den strampelnden James in die Arme und drückte ihm einen Kuß auf den dunklen Schopf.
Zärtlich schnoberte Robert an ihrem Ohr. »Er kommt ganz nach seiner Mutter, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern.«
»Ja, obwohl seine Mutter nie viel Erfolg bei dem einen Abenteuer hatte, auf das sie aus war.«
Catriona dachte an jenen uralten Schatz zurück und ließ ihren Blick über die Unmengen von Büchern schweifen, die die Wände der Bibliothek säumten; es waren jetzt mehr denn je. In den vergangenen Monaten hatte Robert die vom Feuer unversehrt gelassenen Bücherder Bibliothek auf Devonbrook nach Rosmorigh bringen lassen, wo sie verbleiben sollten, bis der Wiederaufbau des Hauses in Lancashire abgeschlossen war. Catriona war jedes einzelne dieser Bücher durchgegangen, und dennoch hatte sie die Textkarte zum Schatz des Bonnie Prince Charlie nicht gefunden. So war sie zu dem Schluß gelangt, daß er nun für alle Zeiten verloren war.
Als sie den Kopf umwandte, stellte Catriona fest, daß James das aufrechte Gehen zu anstrengend geworden war und er seinen Weg jetzt doch lieber im Krabbeln fortsetzte. So strebte er dem Schreibtisch aus Zebraholz zu, unter dem Mattie gerade ein friedliches Schläfchen hielt, das nun jedoch nur zu bald ein jähes Ende finden würde.
Catriona stand auf. »Ich muß diesen Brief an Tolley jetzt zu Ende schreiben, wenn er noch mit der nächsten Post fort soll. Er kehrt in zwei Wochen aus Paris zurück. In seinem letzten Brief bat er mich, dir auszurichten, daß er ein Pferd gekauft hat, mit dem er dich und Bayard letzten Endes doch noch schlagen könnte. Er wird es mit heimbringen, zusammen mit Elise.«
Tolley hatte in Frankreich tatsächlich eine amour gefunden, und nach seiner Ankunft in Paris hatte er sie unverzüglich geheiratet. Sie war die Tochter deklassierter französischer Adliger. Ihre Eltern hatten ihr Leben auf der Guillotine gelassen, und als Tolley ihr das erste Mal begegnete, lebte sie bei ihrer Großmutter. Jetzt brachte er seine frischgebackene Ehefrau und ihre Großmutter mit nach England, und dazu noch sein neues Pferd.
Robert lachte auf. »Wird er es denn nie aulgeben?« »Anscheinend nicht. Er hat auch geschrieben, daß er Ian und Mairead aufgesucht hat, als er in Paris war. Mairead hat an der Rue Pavot einen Laden aufgemacht und bereits eine ansehnliche Klientel gewonnen. Es sieht so aus, als würde eine ganze Anzahl von Damen, für die sie in London gearbeitet hat, sie auch dort beehren. Ihr guter Ruf hat sich rasch herumgesprochen, und jetzt kommen die französischen Damen scharenweise zu ihr und flehen sie an, ihre unnachahmlichen Entwürfe für sie zu nähen.« Catriona blickte von Tolleys Brief auf und sah Robert an. »Ian hat mit seinem Transportunternehmen offenbar ebenfalls Erfolg.«
Robert sah nicht sehr belustigt drein. »Das überrascht mich nicht. Dieses Gewerbe scheint ja geradezu seine Berufung zu sein.«
»Robert, er hat dir doch schließlich dabei geholfen, das Bild zu bekommen, hinter dem du her warst.«
»Der Bursche hat mich angeschossen, Catriona. Er hat Angus verraten und hätte dabei um ein Haar seinen Tod verschuldet. Und vergiß bitte auch nicht, daß er mit deinem Cousin im Bunde stand.«
Damon. Wenn sein Name erwähnt wurde, überlief Catriona noch immer ein Schauer. Jetzt war er fort, aber sein Erbe, der unsägliche Kummer,
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