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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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war.«
    Rasch nahm er einen Schluck aus der Flasche. Ein verklärter Ausdruck trat in seine Augen, und Catriona hörte schweigend zu, während er sich in seinen Erinnerungen verlor. Die Geschichte war immer dieselbe, aber das störte sie nicht. Sie hörte sie für ihr Leben gern.
    »Es war während der letzten Tage im April, als die Franzosen bei Loch nan Uamh anlegten, ihre Schiffe, die Mars und die Bellona, beladen mit angeblich fünfunddreißigtausend Golddukaten, die man dem Stuart für seinen Aufstand zukommen lassen wollte. Ja, aber es war schon zu spät, leider zu spät. Das war schon '46, und die Schlacht bei Culloden war längst geschlagen und verloren, was kaum eine Stunde gedauert hatte. Dieser verfluchte Cumberland ließ jeden einzelnen fliehenden Hochländer aufspüren und schonte niemanden, gleich, ob Verwundete, Frauen oder Kinder. Alles Flüchtlinge, so nannte er sie.« Der Colonel sah Catriona an und nahm ihre Finger in die seinen. »Ach, Mädchen, daß dieses Grauen dir erspart geblieben ist, dafür allein bin ich dem lieben Gott dankbar. Unschuldige Augen wie deine sollten nie dergleichen mitansehen müssen, wie die Engländer hier gewütet haben.«
    Catriona drückte ihm sanft die Hand. »Aber die Engländer haben den Schatz nie gehoben.«
    Der Colonel lächelte. »Nein, Mädchen, sie haben ihn nicht gehoben. Sie wußten ja nicht einmal davon. Der Stuart hielt sich versteckt, war ins Hochland geflohen, um sein nacktes Leben zu retten. Die folgenden fünf Monate verbrachte er hier, immer auf der Flucht, und wartete auf die Franzosen, die ihn abholen sollten. Die Jakobiter hörten davon, daß man von der Bellona sechs Kisten von dem Gold geraubt hatte, und daß sie später auf Cameron-Land bei Loch Arkaig vergraben wurden. Allerdings wußten die meisten nicht, daß es in Wahrheit sieben Kisten voller Gold gewesen waren.«
    »Und diese siebte Kiste ist irgendwo in der Nähe von Rosmorigh verborgen«, ergänzte Catriona.
    »Ich wünschte, ich hätte sie selbst vergraben, Mädchen, dann wäre die Aulgabe, die ich dir übertragen habe, kinderleicht, denn mein Verstand ist noch ebenso klar wie damals. Nein, dieser Bär MacDonnell von Barrisdale hat jene siebte Kiste verbuddelt, als er die anderen von der Bellona raubte. Nur er wußte, daß es sieben Kisten waren. Natürlich hatte er vor, sich damit abzusetzen, also vergrub er sie heimlich irgendwo bei Rosmorigh, wo niemand außer ihm sie wieder aufspüren konnte. Er wußte, daß der Aufstand im Sande verlaufen würde. Teufel auch, wahrscheinlich hat er sogar von Anfang an seinen Teil dazu beigetragen, daß das Ganze schließlich gescheitert ist. Das war ein echter Mistkerl, dieser MacDonnell, und ein Verräter obendrein. Aber er war auch ein gerissener
    Hund. Zeichnete sich eine Karte mit Symbolen, wo er den Schatz versteckt hatte, die allerdings so unbestimmt war, daß niemand sie je hätte entschlüsseln können. Dann kritzelte er auf einen zweiten Bogen die Worte, die seine Symbole erklärten, und versteckte beide Dokumente.«
    »Aber Sie haben die Karte mit den Symbolen.«
    »Ja, die habe ich, doch ohne das andere Blatt ist sie wertlos.« Der Colonel stieß ein aufgebrachtes Schnauben aus und verschluckte sich dabei so an seinem Whiskey, daß seine Schultern vor Anstrengung zu zittern begannen. »Deshalb müssen wir jene andere Karte finden«, sagte er, während er sich langsam wieder erholte. »Sie ist irgendwo dort in der Bibliothek verborgen, zwischen die Seiten von einem dieser unzähligen Bücher geschoben, so daß man sie nie fände, wenn man nicht genau wüßte, wo man suchen muß. Ohne diese Worte, Mädchen, sind MacDonnells Symbole - ein Bach, eine Höhle und eine gegabelte Eiche — weniger wert als das Papier, auf das sie gezeichnet sind.«
    Catriona starrte den alten, weisen Mann an und stellte sich mit verklärten Augen ein Leben vor, das nicht von den Zwängen des Pächterdaseins und von der Last immer höherer Pachtzahlungen bestimmt wurde, ein Leben, in dem ihr Vater sich nicht auf seine Unternehmen einlassen mußte — es handelte sich dabei um Schmuggelei, um ganz genau zu sein —, um ihr bloßes Überleben zu sichern. Diese Träume verdankte sie dem Colonel, der sie mit dem zuversichtlichen Glauben angesteckt hatte, daß sie den Schatz finden würden, die siebte Kiste voller Gold, mit dem sie die armen Kleinbauern von ihrem Los befreien könnten.
    »Ich habe das Gefühl, Ihr Husten verschlimmert sich«, sagte Catriona und holte

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