Die schoene und der Lord
ihm etwas Wasser aus einer Kanne, die in der Nähe stand. »Ich werde Mam bitten, Ihnen zur Linderung eine ihrer Kräutertinkturen mit Eibisch zu bereiten.«
Der Colonel schüttelte den Kopf. »Nein, Mädchen. Dieser
Husten ist der gerechte Lohn für das Leben, das ich geführt habe. Ich habe den lieben Gott schon vor langer Zeit gebeten, mich zu meiner Mattie zu lassen. Er aber erhält mich hier auf Erden und zahlt mir so die Dinge heim, die ich angestellt habe.«
»Das können Sie nicht ernst meinen, Colonel. Wie können Sie so etwas sagen? Sie sind immer so gut gewesen, zu so vielen Menschen.«
Der Colonel schnaubte abermals. »Erzähle das dem Gutsherrn, wenn er die Zeit für reif hält, mich durch vierbeinige, blökende Pächter zu ersetzen.«
Der Gutsherr. Gütiger Himmel, aus diesem Grund hatte Catriona doch den Colonel überhaupt aufgesucht, um ihm davon zu erzählen, daß der Herzog nach Rosmorigh gekommen war. Über seinen Erzählungen hatte sie das völlig vergessen.
»Oh, aber der ist ja jetzt hier.«
Der Colonel nahm einen weiteren Schluck Whiskey. »Wer ist hier, Kind? Und wer auch immer er ist, aus welchem Grund ist er hier?«
Catriona hob Matilda hoch und ließ sich auf dem Fußbänkchen des Colonels nieder. Als sie der Katze den orangeroten Kopf kraulte, ließ diese aus ihrem wohlgenährten Leib ein zufriedenes Schnurren vernehmen. »Der Gutsherr ist hier, Colonel. Und er hat Aufenthalt auf Rosmorigh genommen.« Der Colonel setzte sich sofort aufrecht hin und schaute sie durchdringend an. »Der Gutsherr, sagst du? Das kann nicht sein. Er ist hier? In Rosmorigh? Er ist zurückgekommen? Bist du sicher, daß er es ist?«
Catriona nickte und wunderte sich, weshalb der Colonel angesichts dieser Neuigkeit so überrascht war. Schließlich pflegte der Gutsherr doch gelegentlich nach Rosmorigh zu kommen. »Ja, aber es ist der neue Gutsherr, Colonel, der Sohn des alten Gutsherrn. Und es sieht ganz so aus, als habe er vor, sich für immer hier niederzulassen.«
Der Colonel strich sich mit den Fingern über seinen Bart. »Warum zum Teufel sollte er das tun? Er ist jung, sagst du?« »Ja. Dreißig oder knapp darüber.«
»Aus welchem Grund könnte ein junger Bursche wie er den Wunsch verspüren, sich in diesem gottverlassenen Landstrich niederzulassen? Eine Frau hat er nicht dabei?«
Catriona hatte gar keinen Gedanken daran verschwendet, daß der Herzog auch eine Herzogin haben könnte. Dies wäre durchaus möglich, und sie hatte ihn vielleicht bloß nicht nach Rosmorigh begleitet. Aber dann dachte sie daran, wie er ihre Hand in der seinen gehalten hatte. Ein Ring hatte sich nicht an seinem Finger befunden. »Nein, Colonel. Ich glaube nicht, daß er verheiratet ist.«
»Und er ist der Erbe des Gutsherrn, sagst du? Dann verfügt er doch bestimmt über prächtigere Besitzungen als Rosmorigh, wo er sich niederlassen könnte.«
»Rosmorigh ist doch prächtig«, warf Catriona ein. »Ich habe noch nie ein prachtvolleres Bauwerk gesehen.«
»Ja, das ist wohl so, Mädchen, aber im Süden gibt es noch weitaus prächtigere Landsitze, goldene Paläste voll herrlicher Dinge, du würdest es nie glauben, und außerdem läßt seinesgleichen sich eher dort unten nieder. Es muß einen Grund für sein Kommen geben. Er ist wegen irgend etwas hierhergereist.« Der Colonel sah Catriona an, verengte seine kleinen Äuglein zu Schlitzen und setzte noch hinzu: »Und ich kann mir ungefähr vorstellen, worum es sich hier dreht.«
»Nein, Colonel«, sagte Catriona und widersprach mit einem Kopfschütteln seinem Verdacht, den er nicht in Worte gekleidet hatte. »Ich glaube nicht, daß der Gutsherr hergekommen ist, um nach dem Schatz zu suchen.«
Der Colonel schlug ihre Ansicht in den Wind. »Woher willst du das wissen? Hat er dir das selbst gesagt?«
»Nein.«
»Dann hast du also seine Gedanken gelesen?«
Catriona mußte lächeln. »Natürlich nicht.«
»Was dann? Woher weißt du es?«
»Er ist nicht hier, um den Schatz zu suchen.« Catriona blickte den Colonel an. »Der neue Gutsherr ist blind.«
Der Colonel schien über diese Mitteilung verblüfft. »Blind, sagst du?«
»Ja, aber ich glaube nicht, daß er schon lange blind ist, denn er sträubt sich noch sehr dagegen und hat Schwierigkeiten damit.« Sie mußte daran denken, wie der Herzog reagiert hatte, als seine Brille zu Boden gefallen war. »Es ist nicht zu übersehen, daß er eine ohnmächtige Wut über seine Blindheit verspürt.«
»Und woher weißt du das
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