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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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geschlummert hatte.
    Mary lächelte. »Ja, Mädchen. Es ist in der Tat das fraoich geal. Jetzt ist es alt und welk, aber als es auf dem Feld blühte, wo ich es als junges Mädchen in deinem Alter gepflückt habe, war es so weiß und rein wie der frischgefallene Schnee.« Mary berührte Catriona an der Hand und sah ihr mit ernster Miene in die Augen. »Du mußt mir gut zuhören, Catriona. Diese Blume ist etwas ganz Besonderes. In ihren brüchigen Blütenblättern birgt sie nämlich Zauberkräfte. Du mußt das Heidekraut nehmen, und wenn der Mond voll und weiß am Himmel steht, mußt du mit dem jungen Gutsherrn nach Linnanglas gehen.«
    »Zu Loch Linnanglas?«
    Mary nickte und sah sie weiter ernst aus großen Augen an. »Ja. Dorthin müßt ihr gehen und euch ans Ufer des Loch setzen, und dann mußt du diese getrockneten Heidekrautblüten in deinen Händen zu Staub zerreiben. Dann mußt du sie im Wind über dem jungen Gutsherrn ausstreuen, denn dieser Wind kommt vom Mond und hat heilende Kräfte. Nachdem du dies getan hast, muß der Gutsherr in den Loch steigen. Die mystischen Wasser vom Loch Linnanglas werden ihm dann sein Augenlicht wiederherstellen.«
    Dann drückte Mary sanft Catrionas Finger und fügte hinzu: »Aber du, Catriona, mußt auch mit ihm in die Wasser steigen, sonst könnte aus den Fluten ein Wassergeist auftauchen und sein Augenlicht rauben, bevor es ihm wiedergeschenkt wird, und dann wäre alles verloren.«
    Zuerst blickte Catriona noch recht zweifelnd drein, aber als Mary fortfuhr und ihr noch einmal die Legende vom weißen Heidekraut und seinen Zauberkräften erzählte, genau wie damals als Kind, sah sie bald, daß sie sie am Ende doch überzeugt hatte. Klar und deutlich konnte sie Catrionas Gedanken lesen: Wenn die Geschichte nicht stimmt, würde dem Gutsherrn dabei kein Schaden entstehen, aber wenn sie wahr wäre ...
    Diese Möglichkeit klang so verlockend, daß Catriona sie niemals leichtfertig in den Wind geschlagen hätte.
    »Aber was ist, wenn ich Robert nicht dazu überreden kann, in den Loch zu steigen?«
    Mary schüttelte den Kopf und blickte Catriona weiter eindringlich an. »Oh, aber das ist die Bedingung, Mädchen. Du mußt ihn einfach dazu überreden. Nur auf diese Weise wird die Zauberkraft des fraoich geal für ihn wirken. Du darfst ihm aber nicht verraten, was du genau im Schilde führst, denn wenn er von dem Heidekraut und deinem Vorhaben erführe, würde ihm sein Augenlicht nicht zurückgegeben. Dann wären all deine Bemühungen umsonst.«
    Eine ganze Weile betrachtete Catriona nachdenklich den ge-trockneten Heidekrautzweig und hielt ihn so behutsam, als sei er aus feinstem Gold gesponnen. Sorgsam überdachte sie Marys Worte und legte dann das Heidekraut zurück in sein schützendes Tuch, das sie vorsichtig wieder zusammenfaltete. Sie sah ihre Mutter an, und vor Staunen wirkten ihre tiefblauen Augen noch dunkler als sonst, dunkel wie die See zur Mitternacht, ganz wie bei einer anderen jungen Frau, die einst Marys Wundergeschichten gelauscht hatte. Ganz wie ihre Mutter, Lady Catherine.
    »Ich werde es tun.«
    Catriona nahm das Tuch mit dem Heidekraut an sich und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Haus. Mary blieb sitzen und blickte ihr nach. Catriona würde sich eine List ausdenken müssen, mit der sie den Gutsherrn dazu bringen konnte, mitten in der Nacht den Loch aufzusuchen; ganz zu schweigen davon, wie sie ihn dazu überreden konnte, sich in seine eisigen Fluten zu begeben. Mary lächelte vor sich hin, als sie sich vorstellte, welche bunte Fülle von Gedanken Catriona jetzt gewiß durch den klugen Kopf gingen.
    Mary aber wußte, daß Catriona irgendwie Mittel und Wege finden würde, den Plan in die Tat umzusetzen, ganz gleich, welche Hindernisse sich ihr dabei in den Weg stellten. Wenn dieses Mädchen sich einmal etwas in den Kopf setzte, dann führte sie es auch durch. In dieser Hinsicht war sie ganz wie ihre Mutter.
    Und eines Tages würde Catriona von jenem bislang geheimen Teil ihres Lebens erfahren, aber nicht, bevor sie nicht sicher war, daß der junge Herzog sie gern hatte, so wie sie jetzt war, die Tochter schottischer Kleinbauern — bevor er die lieben konnte, als die sie sich am Ende entpuppen würde.
    Catriona hatte es ganz ähnlich ausgedrückt, und Mary fand, daß ihre Worte mehr als ein Körnchen Weisheit enthielten. Damit Catriona sich der Gefühle des Gutsherrn ihr gegenüber wirklich sicher sein konnte, mußte er sie ihr offenbaren, bevor irgend etwas von der

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