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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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worden, und der Herzog glaubt, daß dies irgendwie mit den Besuchen seines Vaters hier zusammenhängt.«
    Der Colonel nickte. »Und du hast dich erbötig gemacht, ihm dabei zu helfen, das herauszufinden?«
    »Ja.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ach, Mädchen ...«
    »Es geht nicht anders, Colonel. Verstehen Sie denn nicht: Sobald der Gutsherr sich davon überzeugt hat, daß Rosmorigh mit dem Tod seines Vaters nichts zu tun hatte, wird er wieder abreisen. Und wenn ich ihm helfe, wird dies seine Abreise gewiß beschleunigen.«
    Catriona sah ihn an und hoffte inständig, er möge ihrer Begründung Glauben schenken, eine Begründung, die herzlich wenig mit der Wahrheit zu tun hatte.
    Der Colonel rieb sich das bärtige Kinn. »Und warum bist du dir so sicher, daß Rosmorigh nichts mit dem Tod des früheren Gutsherrn zu tun hatte?«

Kapitel 12
    Catriona steckte ihre Hand in den kleinen Tümpel, den die Flut hinterlassen hatte, und zerrte an der Napfschnecke, die hartnäckig an der Seite des halb unter Wasser liegenden Felsens haftete. Das Wasser um ihre Beine herum war ziemlich kühl, und an ihren Zehen spürte sie den weichen Sand und die Algen, welche den Grund bedeckten. Daß ihre Röcke ganz naß und am Saum von Sand überkrustet waren, nahm sie kaum wahr, als sie die Napfschnecke in das Körbchen warf, wo sie schon eine ganze Reihe für den Eintopf ihrer Mutter gesammelt hatte.
    Sie drehte sich um. Robert saß ein Stück von ihr entfernt und lehnte mit dem Rücken gegen eine grasbestandene Düne, wo auch ihre Schuhe und Strümpfe herumlagen. Bayard knabberte stillvergnügt an dem Seegras herum, das direkt neben ihm wuchs. Da es warm war, trug Robert keine Jacke, sondern lediglich eine gelbbraune Weste über seinem weißen Leinenhemd, dessen Ärmel er bis zu den Oberarmen aufgekrempelt hatte. Weil er so still war, fragte sie sich schon, ob er wohl eingedöst sein mochte, denn man konnte seine Augen hinter den dunklen Gläsern der Brille nicht sehen. Dann aber streckte er die Hand aus, um Bayard den Hals zu klopfen, als das Pferd sich ihm näherte.
    »Möchten Sie mir vielleicht helfen?« rief sie, aber Robert schüttelte bloß den Kopf.
    »Falls Sie sich erinnern, habe ich schon einmal etwas Ähnliches versucht und bin kopfüber in einem Bach gelandet«, sagte er. »Diesmal bleibe ich lieber an Land, glaube ich.« »Na gut, aber dann lassen Sie sich hier eine ganz schöne Menge entgehen. Es macht wirklich Spaß.«
    Robert lauschte Catriona nach, die sich wieder ihren Napfschnecken und Algen zuwandte, und seine Gedanken kehrten zu dem Brief zurück, den sie ihm heute morgen vorgelesen hatte. Er stammte von Noah, und sein Bruder hatte ihm darin mitgeteilt, daß er endlich herausgefunden hatte, wo Lord Kinsborough sich zum Zeitpunkt des Feuers aufgehalten hatte. Die Neuigkeiten waren nicht sehr ermutigend.
    Der Marquis, so schrieb er, war anscheinend in der Nacht des Feuers bis spätabends auf einem Ball in London gewesen, fernab von Lancashire. Daran bestand nicht der geringste Zweifel, denn die wohlbekannte ältere Dame der Gesellschaft, die das Fest ausgerichtet hatte, versicherte Noah, Kinsborough sei an jenem Abend tatsächlich zugegen gewesen; sie gestattete ihm sogar, sich in ihrem Gästebuch persönlich davon zu überzeugen.
    Robert war darüber nicht sonderlich erfreut, denn dies bedeutete, daß sein Verdacht hinsichtlich Kinsboroughs sich als falsch erwies und er letzten Endes an dem Feuer doch nicht beteiligt gewesen war. So wollte es zumindest zunächst scheinen, doch im folgenden schilderte Noah noch einen merkwürdigen Besuch, den er just an jenem Morgen von niemand anderem als Kinsborough höchstpersönlich erhalten hatte.
    Der Marquis war mit einem Angebot zu Noah gekommen, das er ihn an Robert zu übermitteln bat, da in London offenbar niemand wußte, wohin sein Bruder verschwunden war. Kinsborough erzählte Noah, er habe in den Ballsälen der Stadt das Gerücht vernommen, der Besitz derer von Devonbrook sei durch das Feuer in einen finanziellen Engpaß geraten. Sein Angebot gab sich den Anstrich des Samaritertums, erfolgte aber eigentlich aus höchst eigennützigen Beweggründen. Er erklärte sich bereit, sämtliche Stücke anzukaufen, die noch von der Devonbrook-Sammlung übrig waren. Irgendein besonderes Interesse an Einzelstücken ließ er nicht erkennen, sondern bezog sich auf die Gesamtheit dessen, was noch Bestand hatte, weil es sich im Londoner Stadthaus oder auf sonstigen Besitzungen befunden

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