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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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hatte. Und Kinsboroughs Gebot war mehr als großzügig. Zu großzügig. Es war eine Summe, die so manchen in Versuchung geführt hätte, und deswegen geriet Robert noch mehr darüber ins Grübeln, was dieser Mann im Schilde führen mochte.
    Welche Variante er auch im stillen durchspielte, jedesmal kam er zu demselben Ergebnis: Das Journal war von zentraler Bedeutung. Robert wurde den Verdacht nicht los, daß es etwas mit dem Feuer zu tun hatte. Auf ihrem letzten Ausflug, der gerade drei Tage zurücklag, waren er und Catriona der Abhandlung des Herzogs bis zu einer kleinen Höhle gefolgt, die sich wohlverborgen in der Flanke eines felsigen, windumtosten Berghanges befand. Dort hatten sie ein Picknick verzehrt, das aus Marys Gerstenmehlkuchen und kaltem Lamm bestand, während Catriona Robert aus dem Journal vorlas, wo sein Vater schilderte, wie er eines frostigen Dezembertages an diesen Ort gekommen war.
    Keine Erklärungen, kein Hinweis darauf, warum er ausgerechnet diesen Fleck ausgesucht hatte, aber so, wie Catriona die Höhle und ihre abgeschiedene Lage schilderte, schien es unwahrscheinlich, daß sein Vater rein zufällig darauf gestoßen war. Irgend jemand mußte ihm davon erzählt haben. Er war mit einer bestimmten Absicht hierher gekommen, obwohl sich in seinem Journal nicht die geringste Andeutung fand, worin diese bestanden haben mochte. Dieser Eintrag war jedoch mit einem Datum versehen, das nur drei Monate vor dem Feuer lag.
    Robert war so in Gedanken versunken, daß er Catriona nicht näher kommen hörte, bis sie sich neben ihm in den Sand plumpsen ließ.
    »Ist die Jagd auf Napfschnecken schon beendet?« fragte er.
    »Für den Eintopf habe ich jetzt genug, glaube ich, und sogar noch ein paar mehr für den Colonel. Im übrigen vermute ich, daß Sie lieber das nächste Ziel aus dem Journal aufsuchen möchten, als hier herumzusitzen, während ich in den Tümpeln herumplatsche.«
    Robert hätte sie zu gern gesehen. Und so Gott wollte, würde er das auch bald. Die letzten Tage über hatte er fast jede wache Minute mit dem Versuch zugebracht, sein Sehvermögen zurückzugewinnen. Gestern erst hatte er sich eine ganze Stunde lang auf einen Gegenstand auf dem Schreibtisch konzentriert, wofür er schließlich mit einem kurzen, flüchtigen Blick auf etwas belohnt wurde, das ihm mit großer Wahrscheinlichkeit ein Tintenfaß zu sein schien; dann hatte er schließlich vor Schmerz die Augen schließen müssen. Der Schmerz aber wurde mit jeder Sitzung schwächer. Mittlerweile nahmen die Bilder zusätzliche Umrisse und Farben an, wenn auch immer nur einen flüchtigen Moment lang. Bald, so sagte Robert sich, bald würde er seine Sehfähigkeit zurückerlangen und in der Lage sein, Catriona in die Augen zu schauen und das Lächeln zu sehen, das gewiß ihr ansteckendes Gelächter begleitete, während sie munter durch die Dünen sprang.
    Catriona hatte das Journal aufgehoben und blätterte darin herum, um zu sehen, wohin es sie als nächstes verschlagen würde. »Dem nächsten Eintrag im Journal zufolge sieht es ganz so aus, als habe ihr Vater sich landeinwärts bewegt, in Richtung...«
    Auf einmal verstummte sie.
    "Catriona? Was ist denn? Stimmt etwas nicht?«
    »Was? Oh nein, es ist alles in Ordnung. Ich habe nur gerade gelesen, was ihr Vater über einen gegabelten Baum schreibt, der sich unweit seines nächsten Rastplatzes befindet. Wollen wir dann los?«
    Line Dreiviertelstunde später erreichten sie den Ort, der im Journal des Herzogs als nächstes geschildert wurde.
    Catriona hatte Herzklopfen. Vor ihnen auf dem Pfad, der unter dem Farnkraut kaum auszumachen war, das den kleinen Hügel zur Gänze überwucherte, erhob sich eine riesige Eiche, deren gewundene Äste buchstäblich bis in den Himmel zu reichen schienen. Seit Hunderten von Jahren mußte sie schon dort stehen, und ihr Leib bildete ein vollkommenes V, so daß er aussah, als habe ein Riese sie einst entzweigehauen, denn sie wuchs aus zwei deutlich getrennten Stämmen empor. Das mußte sie sein, die gegabelte Eiche, welche auf der Bilderkarte des Colonels zu sehen war. Sie dachte an die anderen Symbole, die auf dem alten Pergament so grob eingezeichnet waren. Ein gewundener Bach. Eine abgelegene Höhle. Und jetzt eine gegabelte Eiche.
    Das Journal.
    Roberts Vater hatte ähnliche Orte aufgesucht, und war genau der Reihenfolge nachgegangen, die sie auf der Karte aufwiesen. Hatte er womöglich von dem Schatz gewußt?
    »Sind wir da?« fragte Robert und schreckte

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