Die Schöne und der Tod (1)
am Tisch, Baronis Augen sagen, dass alles so ist, wie es sein soll. Alles ist friedlich, bis Max wieder nach der Wohnung fragt.
Er will es wissen, er will die gute Stimmung nutzen, er denkt nicht daran, dass sich der Himmel wieder verdunkeln könnte. Was in dieser Wohnung passiert ist, will er wissen, was Marga dort gemacht hat, was August mit ihr getan hat. Max achtet nicht auf das Gesicht vor sich, das sich mit jedem Wort aus seinem Mund verändert, sich verfinstert, unfreundlich wird, hart.
Neunzehn
Kattnig ist überall voll Blut. Es muss in Strömen geronnen sein, aus seiner Nase, aus einer Wunde auf seiner Stirn. Es ist überall auf ihm, auf seinem weißen Hemd, auf seiner Hose, überall in dem kleinen Lagerraum, in den sie ihn eingesperrt haben. Max und Baroni stehen da und starren ihn an.
Der Bulle ist aufgesprungen, ist laut geworden, von einer Sekunde auf die andere veränderte sich alles, sein Gesicht war wild, seine Faust drohte, auch der Barmann stand plötzlich neben ihm, bereit zuzuschlagen. Die Angst war plötzlich wieder da, die Fragen von Max waren hier unerwünscht, sie machten den Bullen wütend, ließen ihn brüllen, grob werden. Er zerrte Max mit sich, packte ihn, zog ihn von der Couch hoch, stieß ihn vor sich her.
Max wehrte sich nicht, er wusste, dass es noch schlimmer werden würde sonst. Baroni ging ihnen nach, wollte die Situation beruhigen, er redete auf den Bullen ein, er wollte heil aus dieser Kneipe herauskommen, sein Geld nehmen und gehen. Er wollte Max an der Hand nehmen, abhauen, nicht weiter mit diesem hässlichen Fleischberg über Fußball reden müssen, sie würden nie mehr wiederkommen. Baroni flehte. Er hatte Angst um Max, Angst um sie beide.
Der Bulle sperrte eine Tür auf und drängte Max in einen kleinen Raum, der voll war mit Getränkekisten und Bierfässern. Auf dem Boden saß Kattnig, er starrte in ihre Richtung, zuckte zusammen, als der Bulle einen Schlag andeutete, er krümmte sich, schützte seinen Kopf, die Wunde, die da war, sein Gesicht, die Nase.
Bitte nicht, sagt er.
Max und Baroni bemerkt er im ersten Moment gar nicht, nur die Faust des Bullen, die Beine der anderen, er blickt nach unten. Dann sieht er sie an, erkennt sie, dankbar, sie sind so etwas wie Rettung für ihn in diesem Moment. Verzweifelt hält er die Hände vor seinen Kopf, er hat Angst, dass er wieder geschlagen wird. Er bettelt. Der Bulle ignoriert ihn und baut sich vor Max auf.
– Verschwindet und nehmt den hier mit. Er hat auch zu viel gefragt.
– Kattnig? Alles in Ordnung?
– Jetzt. Und wenn ihr euch noch einmal blicken lässt, dann bringe ich euch um. Der da weiß, dass ich das ernst meine. Und jetzt haut ab.
– Was ist mit seinem Kopf?
– Ihr sollt verschwinden. Jetzt. Sonst überlege ich es mir anders.
– Wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen, Baroni, schnell.
– Ihr habt noch dreißig Sekunden.
Sie helfen ihm hoch und schleifen ihn hinaus auf die Straße, schnell, ohne sich umzudrehen. Sie stützen ihn, greifen fast zeitgleich noch einmal in ihre Taschen, sie spüren das Geld, schauen sich kurz an und schlagen die Tür zu.
Max und Baroni mitten in der Nacht betrunken am Gürtel, Kattnig zwischen ihnen. Wie sie ihn hundert Meter die Straße hinunterschleifen, wie sie verängstigt am Gehsteig sitzen und auf ein Taxi warten. Wie sie sich immer wieder umdrehen und hoffen, dass niemand ihnen folgt, dass keiner sie schlägt. Wie sie einsteigen, ihn auf den Rücksitz schieben, wie sie vor der Notaufnahme stehenbleiben.
Kattnigs blutiges Gesicht, die große Platzwunde auf seinem Kopf, die vielen Fragen, die im Kopf von Max kreisen, der Alkohol, das viele Geld in ihren Taschen, das Wissen, dass August Marga betrogen hat, dass er ein Spieler ist, dass er Schulden hat, Kattnig, der blutig neben ihnen sitzt, die Frage, was Marga in der Wohnung getan hat. Kattnig, wie er kaum sprechen kann. Wie er den Mund aufmacht und Max sieht, dass ihm zwei Zähne fehlen.
Bei der Aufnahme geben sie an, dass er gestürzt ist, dass er sich den Kopf an einem Geländer aufgeschlagen hat, dass er mehrere Stufen hinuntergefallen ist. Sie wollen nichts riskieren, niemanden anzeigen, niemandem sagen, wie es wirklich gewesen ist, nicht herausfinden, wie ernst der Bulle es gemeint hat. Max und Kattnig verschwinden im Behandlungsraum, Baroni schläft im Wartezimmer ein.
Kattnigs Nase ist gebrochen, zwei Zähne fehlen, schwere Gehirnerschütterung, die Platzwunde wird genäht. Max steht neben ihm, er
Weitere Kostenlose Bücher