Die Schöne und der Tod (1)
Wienerisches, keinen unfreundlichen Kellner im schwarzen Anzug, keine Kuchenvitrinen, er bestand auf McDonald’s.
In der Nähe des Krankenhauses stopfen sie Burger in sich hinein, Pommes, Cola.
Das gibt es auch bei uns, sagt Max.
– Du bist eine Banause.
– Mir geht dein Wien auf die Eier.
– Warum wehrst du dich denn so gegen Wien?
– Ich wehre mich nicht, ich muss nur nicht alles so wunderbar finden wie du und permanent schwärmen von dieser einzigartigen Stadt. Wie gesagt, mir geht Wien auf die Eier.
– Wegen Emma, ich weiß.
– Halt die Klappe, Baroni, du weißt, was sonst passiert.
– Ist schon gut, du Landei. Schmeckts?
– Wunderbar. Das ist internationale Küche hier.
– Nur satt wird man von dem Zeug nicht, in zwei Stunden hast du wieder Hunger, und fett wirst du auch davon.
– Mir schmeckts.
– Hast du die Rumänin gebumst?
– Was?
– Hast du? Du warst ziemlich lange weg.
– Ich habe mit ihr geredet.
– Geredet?
– Ja, geredet. Über August, über das Spielen, über Marga, das habe ich dir doch alles schon erzählt, warum fragst du?
– Sie war heiß.
– Sie hat schlimme Sachen über August erzählt.
– Halb nackt?
– Ganz.
– Nur weil er dort war und sich amüsiert hat, heißt das aber noch lange nicht, dass er Marga ausgegraben hat.
– Und Dennis erschlagen.
– Wir wissen immer noch nichts.
– Und das, was Kattnig sagt?
– Gar nichts wissen wir. Und außerdem, wer sagt dir, dass Kattnig nicht lügt? Vielleicht hat er auch gespielt, vielleicht war er schon öfter hier, vielleicht hat er dich angelogen. Warum sollten sie ihn so zurichten? Nur weil er ein paar Fragen gestellt hat? Das ist doch absurd.
– Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich will jetzt heim.
– Ich habe eine Wohnung in Wien.
– Ich weiß, Baroni, ich weiß.
– Ich habe noch eine zweite Wohnung, gleich daneben, im selben Stockwerk. Sie steht leer.
– Und?
– Die könntest du haben. Du müsstest nur die Betriebskosten übernehmen.
– Was soll das jetzt?
– Das ist ein freundschaftliches Angebot, Max.
– Zuerst schenkst du mir siebentausend Euro, und dann willst du mich kostenlos wohnen lassen, was ist los mit dir?
– Vielleicht wärst du hier besser aufgehoben.
– Wär ich das?
– Ich meine es nur gut, Max.
– Das ist nicht notwendig.
– Vielleicht ja doch.
– Lass es.
– Die Wohnung steht seit Jahren leer. Ich habe sie gekauft, als mein Nachbar ausgezogen ist, ich hatte den Vertrag in Spanien unterschrieben und Geld übrig. Aber ich habe sie nie vermietet, ich wollte nicht irgendein Arschloch neben mir haben.
– Was willst du von mir?
– Ich will mich nicht in dein Leben einmischen, Max, aber du solltest es dir überlegen. Hier ist der Schlüssel, falls du sie dir einmal anschauen willst. Neubaugasse, sechzig Quadratmeter, ist nicht ganz schlecht.
– Ich bin glücklich im Dorf.
– Wir könnten hier gemeinsam viel Spaß haben.
– Wieso willst du mich in Wien? Ist doch praktischer für dich, wenn ich im Dorf bleibe. Was willst du denn dort ohne mich?
– Ich bin dein Freund, Max.
– Und?
– Du könntest pendeln.
– Warum sollte ich?
– Dann hättest du beides. So wie ich. Und Wohnen ist gratis.
– Was soll ich jetzt sagen?
– Nichts, nimm einfach den Schlüssel. Wenn du ihn nicht brauchst, kannst du ihn mir ja irgendwann zurückgeben.
– Muss ich mich jetzt bedanken?
– Nein, musst du nicht, du musst mir nur versprechen, dass du das nächste Mal ordentlich mit mir frühstückst.
– Ich nehme den Schlüssel und wir reden nicht mehr darüber?
– Wenn du willst, dann machen wir das so.
– Ich fliege zurück.
– Wann?
– So bald als möglich.
– Bleib doch noch. Wir könnten gemeinsam ein bisschen von dem Geld ausgeben.
– Ich muss Dennis begraben.
– Haben sie ihn schon freigegeben?
– Keine Ahnung, aber irgendwann werden sie es tun und dann muss ihn jemand eingraben. Und dieser Jemand bin ich.
– Was hast du vor?
– Ich weiß es noch nicht.
– Aber du rufst mich an, wenn etwas passiert?
– Versprochen.
Max verabschiedet sich und steigt in ein Taxi. Sein Kopf ist voll, nichts passt zusammen, nichts ist an seinem Platz. Er spielt mit dem Schlüssel in seiner Hand, er ist müde, sein Rücken tut weh, sein Kopf, der Schnaps. Er denkt an Emma. Sie wird noch ein paar Tage in Wien bleiben, wo sie wohl ist, wie das Taxi über die Autobahn fährt.
Kurz vor dem Flughafen sagt er Stopp. Der Fahrer soll umdrehen, ihn
Weitere Kostenlose Bücher