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Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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will ihn nicht aus den Augen lassen, er will wissen, was passiert ist, warum er in diesem Abstellraum war, warum in Wien, in diesem Lokal, er kann es kaum erwarten, ihn auszufragen, ihm die Antworten aus seinem Mund zu reißen, sobald die Ärztin den Raum verlassen hat.
    – Meine Nase, sie tut weh. Verdammt, verdammt, das alles. Und ich brauche etwas zum Anziehen, es ist alles voller Blut. Es tut so weh. Und mein Kopf.
    – Du bekommst Schmerzmittel. Und Baroni wird dir etwas zum Anziehen holen.
    – Dieses Schwein, dieses verdammte Schwein.
    – Du hast noch Glück gehabt.
    – Ich meine diesen dreckigen Saubauern.
    – Du hast uns nicht alles erzählt, was du über ihn weißt, über ihn und Marga. Was ist da noch?
    – Dass sie weg wollte von ihm. Dass sie unglücklich war.
    – Mehr nicht?
    – Er hat gespielt.
    – Er hat viel Geld verloren. Und er hat herumgefickt, während Marga in dieser Wohnung war.
    – In welcher Wohnung?
    – Die Wohnung, aus der sie gesprungen ist.
    – Marga. Dieses Schwein, dieses verdammte Schwein.
    – Was hat er mit ihr gemacht? Hat sie dir nie etwas erzählt?
    – Sie kann nicht darüber reden, hat sie immer gesagt.
    – Ich vermute, sie hat ihren Körper verkauft für ihn.
    – Nein.
    – Nein?
    – Sie war keine Hure.
    – Schaut aber alles danach aus.
    – Nein, nein, nein, das hätte sie nie getan, nie.
    – Schrei hier nicht so herum.
    – Das ist nicht wahr, das stimmt nicht, nicht Marga.
    – Ist aber so.
    – Warum hätte sie das für ihn tun sollen?
    – Was weiß ich. Sie hat ihn wohl über alles geliebt.
    – Scheißdreck. Er hat sie kaputt gemacht. Sie wurde immer dünner. Er hat ihr gesagt, dass sie weitermachen soll. Dass sie perfekt ist so. Er hat sie fertig gemacht, sie ausgehungert. Er war das. Er.
    – Beruhig dich, Kattnig.
    – Nein.
    – Wie bist du denn eigentlich hierher gekommen, was hast du in dem Club gesucht?
    – Sie war so perfekt.
    – Ja, war sie. Und jetzt erzähl mir, was passiert ist. Bitte.
    – Ich war dort, wo er herkommt. Auf seinem Hof, in seinem Scheißdorf. Ich habe mit den Nachbarn geredet, mit den Leuten dort. Die haben mich hierher geschickt, die wissen dort alle, was er macht, unser August.
    – Was wissen die?
    – Alles. Dass er gespielt hat, dass er hoch verschuldet war, dass er seinen Hof verkauft hat, weil er nicht mehr anders konnte.
    – So schlimm?
    – Die sagen, dass sie enorme Zinsen nehmen. 40 Prozent im Monat.
    – Der Typ aus dem Club?
    – Genau der. Die sagen, sie sind ins Dorf gekommen und haben ihm fünf Finger gebrochen, weil er nicht bezahlt hat. Nicht rechtzeitig, nicht genug. Er hatte fünf Wochen Gips, er hat gesagt, er wäre vom Traktor gefallen, aber alle wissen, wie es wirklich war.
    – Er hat den Hof verspielt?
    – Alles hat er verspielt. Marga war das Beste, was ihm passieren konnte.
    – Sie hat ihm Geld gegeben?
    – Alles, was sie hatte.
    – Sagst du.
    – Ist so.
    – Aber du sagst, dass sie ihn verlassen wollte. Warum sollte sie ihm dann Geld geben?
    – Sie wollte. Aber sie konnte nicht. Sie hatte nicht genug Kraft dafür. Der Weg von ihm zu mir war zu weit.
    – Tut mir leid.
    – Mir auch.
    –
    – Was hast du zu ihm gesagt?
    – Zu wem?
    – Zu dem Bullen im Club. Warum haben sie dich verprügelt, was hast du zu ihm gesagt?
    – Dass ich wissen will, was sie mit Marga gemacht haben. Wenn er nicht mit mir redet, mir nicht sagt, was mit ihr war, dann lasse ich den Laden hochgehen. Das habe ich gesagt.
    – Das war nicht sehr schlau.
    – Er hat sofort zugeschlagen.
    Kattnig auf der Liege, Max neben ihm. Wie Kattnig zu weinen beginnt, wie die Ärztin zurückkommt, wie Kattnig aufstehen und gehen will, wie sie ihn zurückhält. Er muss bleiben, sagt sie, sie wollen ihn beobachten, sie geben ihm Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, alles wird gut werden, sagt sie.
    Max verabschiedet sich. Er setzt sich neben Baroni und hört seinem Schnarchen zu. Es ist drei Uhr früh. Er schaut einer Frau zu, die auf allen vieren ins Behandlungszimmer kriecht. Dann fallen auch ihm die Augen zu.

Zwanzig
    Baroni hält einen Pappbecher in der Hand und hört, was Max über Kattnig erzählt. Er trinkt und kaut. Baroni hat vorgeschlagen, sich mit einem feinen Frühstück zu belohnen für diese denkwürdige Nacht, aber Max hat abgelehnt. Baroni wollte in ein Wiener Kaffeehaus, nachdem sie aus der Notaufnahme gekommen waren, er wollte Sekt trinken mit Max, Rührei essen, Apfelstrudel. Aber Max weigerte sich, er wollte nichts

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