Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
er gewaltige Hufe, also Pferdefüße wie der Teufel, gehabt.
Diese Beschreibung ließ den Dämon so ähnlich erscheinen wie den ersten, dem Fiona und Walker begegnet waren, nachdem sie durch das Grenztor nach Manhattan gekommen war. Im Gegensatz zu diesem schien es sich bei Rachels und Shelbys Angreifer jedoch um eine verbesserte Version zu handeln – Dämon 2.0 sozusagen.
Ein Muskel in Walkers Kiefer zuckte, was Fiona als Indiz dafür wertete, dass er sich zusammenzunehmen versuchte, um seiner Schwester gegenüber nicht zu schroff zu sein, sie nicht anzublaffen und wie aus der Pistole geschossene Antworten von ihr zu erwarten – wie es seine Art war, die sie selbst ja schon zur Genüge kennengelernt hatte.
»Ich weiß, dass du gesagt hast, du hättest nicht gesehen, von wo er gekommen war, aber hast du zufällig mitbekommen, wohin er verschwunden ist? In welche Richtung?«
Rachel lachte, ein heiseres, raues, ungläubiges Lachen.
»Tut mir leid, Bruderherz, aber ich habe mich nicht lange aufgehalten, um mich noch groß von ihm zu verabschieden. Ich habe Shel sterben sehen, und daran, dass sie tot war, konnte auch kein Zweifel bestehen, wenn man bedenkt, dass ihr Kopf zu meinen Füßen gelandet ist – ungefähr fünf Meter von dem Rest ihres Körpers entfernt. Ich konnte nichts mehr für sie tun, also habe ich die Beine in die Hand genommen und bin so schnell, wie ich konnte, nach Hause gerannt. Ich habe sie im Stich gelassen. Ich habe ihre Leiche auf dem leeren Grundstück liegen lassen und bin weggerannt, weil ich zu viel Angst hatte, um irgendetwas anderes zu tun! Sowie ich zu Hause war, habe ich durch Jake das Rudel benachrichtigen lassen, aber…«
»Sie haben das Richtige getan«, sagte Fiona. An Walkers verkrampftem Kiefer konnte sie erkennen, dass er die passenden Worte jetzt nicht hervorzubringen vermochte, also sprach sie sie für ihn aus.
»Sie haben es doch selbst gesagt. Sie hätten nichts ändern können, selbst, wenn Sie dageblieben wären. Wären Sie nämlich nicht weggelaufen, gäbe es jetzt zwei Frauen zu betrauern anstatt einer und noch mehr Trauernde.«
Rachel blickte Fiona erstaunt an, als hätte sie ganz vergessen, dass sie ja auch da war, doch als sie etwas erwidern wollte, schnitt ihr Sohn ihr das Wort ab.
»Sie hat recht, Mom. Du hast das Richtige getan.« Auch Jake hatte sich räuspern müssen, ehe er die Worte hervorbrachte, aber immerhin hatte er es geschafft, und er begleitete sie sogar noch mit einem etwas schiefen Lächeln.
»Schließlich wäre es doch wirklich unfair von dir gewesen, zu sterben und es Onkel Tobe zu überlassen, den Rest
meiner Studiengebühren zu bezahlen, vor allem, da ich an ein Medizinstudium denke.«
Sie starrte wie durch ihn hindurch, während sie den Sinn seiner Worte verdaute; dann gab auch sie ein halb verschlucktes Lachen von sich, griff ihren Sohn am Hemdkragen und zog ihn ganz nahe an sich heran, um ihm einen Kuss zu geben.
»Mach dir keine Sorgen, Kleiner. So schnell wirst du mich nicht los. Aber dieses Wochenende musst du trotzdem deine Wäsche selbst waschen.«
Die Atmosphäre in der Küche hatte sich verändert. Es herrschte nach wie vor tiefe Betroffenheit, aber die Wut und die Anspannung hatten sich gelegt, und an ihre Stelle trat Erschöpfung. Rachel sah aus, als würde sie jeden Augenblick in ihrem Stuhl zusammensinken. Nach der aufwühlenden Schilderung der Ereignisse wirkte sie ausgelaugt, beinahe wie betäubt.
Ihrem Sohn war die Sorge um seine Mutter deutlich am Gesicht abzulesen.
»Mom, ich glaube, du solltest nach oben gehen und dich ins Bett legen. Versuch doch ein bisschen zu schlafen.«
»Ich glaube nicht, dass ich das könnte, mein Schatz. Sooft ich die Augen schließe, sehe ich vor mir …« Sie brach mitten im Satz ab und blickte zu Boden.
»Du musst es wenigstens versuchen«, sagte Walker.
»Du bist entkräftet. Nicht nur, dass es schon spät ist; du hast einen schweren Schock erlitten, und geweint hast du für fünf. Du solltest dich wenigstens etwas hinlegen.«
Rachel schüttelte den Kopf.
»Du bist wirklich ein Schatz von einem kleinen Bruder, Tobias, aber ich kann nicht.«
»Das verstehe ich gut«, sagte Fiona.
»Das Letzte, was Sie sich jetzt wünschen, ist, die Augen zuzumachen und die vergangenen Stunden noch einmal an sich vorüberziehen zu lassen, aber wenn Sie möchten, könnte ich Ihnen vielleicht beim Einschlafen behilflich sein und auch dafür sorgen, dass Sie keine Albträume haben.«
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