Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
der bei der Mordkommission arbeitet, in Verbindung zu setzen. Shelby – also ihre Leiche, meine ich – befindet sich auf dem Weg in die Gerichtsmedizin, und Adam und Annie folgen ihr sozusagen auf dem Fuße.«
»Wir könnten in zwanzig Minuten auch dort sein.«
»Walker, wir müssen dieses Vieh finden«, sagte Graham mit todernster Stimme.
»Nicht bloß wegen Shelby, obwohl ich diesen Dämon Gott weiß am liebsten mit meinen bloßen Zähnen in Stücke reißen und dann auf seinen Überresten einen Freudentanz aufführen würde, aber…«
»Aber was?«
»Die Verhandlungen. Die Delegierten haben heute Vormittag abgestimmt. Die Europäer und die Asiaten werden die Deklaration der Rechte der Anderen in ihrer Grundfassung ratifizieren. Mit ihnen auf unserer Seite werden, denke ich, sich auch die Afrikaner und die Amerikaner überzeugen lassen. Aber wenn das mit den Dämonenattacken ruchbar wird, bevor die Verträge fix und fertig unterschrieben sind, sehe ich schwarz.«
»Verstanden. Vertrau mir, ich tue alles, was ich kann.«
Er legte auf und stellte sich an die Straßenecke, um ein Taxi anzuhalten. Fiona hatte seit Rachels Glückwunschbekundungen nicht mehr viel gesagt, aber sie folgte ihm willig, wobei ihre albernen pinkfarbenen Turnschuhe kein Geräusch auf dem Pflaster hinterließen. Er hoffte nur, dass sich da nicht schon wieder ein Zank um ihre Beziehung anbahnte.
Wenn sie vor sich hinbrüten wollte, sollte ihm das recht sein. Er setzte sich neben sie ins Taxi und starrte aus dem Fenster, versuchte, so zu tun, als würde er nicht jeden einzelnen ihrer Atemzüge genauestens wahrnehmen. Aber es kam ihm gar nicht so vor, als würde sie schmollen. Dazu fehlten ihr die beleidigt gespitzten Lippen und die Aura gekränkter Eitelkeit. Vielmehr schien sie einfach nur in Gedanken verloren, denn in dem Licht von der Straße, das durch die
Scheiben des Taxis ins Wageninnere drang, wirkte ihr Gesichtsausdruck nachdenklich, aber eher unberührt.
Am Anfang des Häuserblocks, in dem sich der Eingang des Krankenhauses befand, ließen sie sich absetzen. Dann gingen Walker und Fiona zum Fahrstuhl. Obwohl die Besuchszeit längst vorüber war, summte und brummte es auf den Fluren geradezu vor Geschäftigkeit, aber niemand achtete auf sie, als sie in die Kabine traten, um sich ins Untergeschoss befördern zu lassen. Die Leichensäle waren stets im Keller untergebracht – eigentlich ein Widerspruch, wenn man bedachte, welchen Wert die Menschen dem Himmel als Aufenthaltsort der Verstorbenen hoch über allem Irdischen beimaßen.
Graham hatte nicht zu viel versprochen. Als Walker und Fiona in der gerichtsmedizinischen Abteilung eintrafen, wartete Adam bereits auf sie. Er öffnete die Tür mit seiner Codekarte und bat sie, einzutreten.
»Tut mir leid, dass wir uns so rasch wiedersehen müssen«, begrüßte er sie, und die Ränder unter seinen Augen traten noch deutlicher zutage als bei ihrem letzten Treffen.
»Annie ist schon drinnen. Diese Fälle gehen ihr besonders nahe, und sie ist ja auch ein echtes As auf ihrem Gebiet. Sie ist in die Rolle der Gerichtsmedizinerin geschlüpft und versucht schon Beweise sicherzustellen, bevor ich auch nur mit der Autopsie angefangen habe.«
Walker nickte nur und trat in den kühlen, sterilen, fensterlosen Raum, der die gerichtsmedizinische Abteilung des Leichenschauhauses beherbergte. Es stieß ihm unangenehm auf, wie vertraut ihm die krankenhausgrüne Farbe und die blitzsauberen Kacheln an den Wänden schon vorkamen; ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass er sich in jüngster Zeit zu viel mit dem Tod beschäftigte.
Er vermied es, einen Blick auf den Autopsietisch und die Brünette, die lautlos und voller Eifer an der Toten darauf arbeitete, zu werfen. Denn diese Tote war Shelby Lupo, nicht irgendeine Fremde, sondern ein Mitglied seines Rudels und dazu noch eine gute Freundin. Er wollte sie nicht so sehen und sich eingestehen müssen, dass er sie nie wieder anders sehen würde. Fiona musste den Ausdruck auf seinem Gesicht richtig gedeutet haben, denn ihre kleine Hand schlüpfte in die seine und drückte sie tröstend.
Seine eigene Hand verkrampfte sich ein wenig im Einklang mit seinem Herzen. Es verwunderte ihn, dass er derart schnell das Gefühl hatte, nicht auf sie verzichten zu können. Er baute schon so sehr auf sie, wie er noch nie auf sonst jemanden gebaut hatte. Das beunruhigte und beflügelte ihn gleichzeitig.
Adam merkte, wie die beiden in der Nähe der Tür stehen blieben und
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