Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
versagte Rachel die Stimme. Sie legte den Kopf auf die Tischplatte, und wieder überkam sie ein hemmungsloses Schluchzen.
Fiona sah ihr zu, und das Herz tat ihr weh, als die Schwester ihres Liebhabers sich den Wogen ihres Kummers, ihres Schocks, ihrer Schuldgefühle ergab. Walker stieß einen stummen Fluch aus und schob seinen Stuhl zurück, um sich neben seiner Schwester hinzuknien und sie wieder in seine Arme zu schließen. Rachel klammerte sich an ihm fest und weinte, ihr gegenüber sah Jake so aus, als würde er auch gleich zu heulen anfangen. Über Rachels Kopf hinweg trafen sich Fionas und Walkers Blicke, und der finstere, hilflose Ausdruck in dem seinen ließ den Sprung in ihrem Herzen noch tiefer werden.
Heimlich, still und leise ersann sie einen Zauberspruch und sandte ihn flügelschlagend in Richtung Rachels Herz. Fiona konnte den Schmerz der anderen Frau nicht lindern und hätte das auch nie von sich behauptet. Wie alle Zauberkundigen hatte sie längst gelernt, sparsam mit ihren Kräften umzugehen, wenn es darum ging, die Herzen anderer zu beeinflussen – was ebenso auf deren Verstand zutraf, wenn es sich um Dinge des Herzens drehte. Den Portier des Apartmenthauses ihres Onkels zu becircen, war die eine Sache gewesen – er kannte sie nicht und störte sich auch nicht daran. Doch wenn sie versuchte, Rachels Erinnerungen an ihre beste Freundin auszulöschen, würde das Herz der Frau es irgendwie merken, dass etwas nicht stimmte. Ihr Herz würde nach wie vor die Regungen der Liebe und des Kummers verspüren; doch ohne eine Erinnerung, die es mit diesen Gefühlen verknüpfen konnte, wüsste Rachels Herz möglicherweise gar nichts damit anzufangen. Ebenso wäre es auch, wenn Fiona versuchte, Rachels Herz von seinem Schmerz zu befreien: Dann würde sie sich verstandesmäßig an die Ereignisse erinnern, sich aber darüber wundern, dass sie bei diesen Reminiszenzen keinerlei Gefühle entwickelte.
Aber ein wenig Erleichterung konnte Fiona der trauernden Frau dennoch verschaffen; sie vermochte zwar nicht ihre Wunden zu heilen, doch wenigstens deren Ränder ein wenig zu glätten. Sie konnte nicht die Erinnerungen auslöschen, aber angenehmere, erquicklichere in den Vordergrund rücken. Fiona konnte sehen, wie ihr Zauber seine Wirkung tat, hörte, wie Rachels schmerzerfüllte Schluchzer einem etwas wohltuenderen, konstanten Tränenfluss wichen, und sie nahm auch den Ausdruck der Erleichterung in Walkers Gesicht wahr. Dann sah er sie an, und sie erwiderte seinen Blick mit einem leisen Lächeln.
»Es tut mir ja so leid für dich, Schatz«, wiederholte er gerade noch einmal und wollte seine Schwester gar nicht loslassen.
»Ich weiß, dass es dir das Herz im Leibe zerreißt, aber du musst es aus dir herauslassen. Und wenn ich dahinterkommen soll, wer das getan hat, muss ich alles wissen.«
»Wer das getan hat, kannst du gleich von mir erfahren«, sagte Rachel. Zum ersten Mal begann Wut in ihrer Stimme mitzuschwingen.
»Ich kann zwar nicht von mir behaupten, jemals einen Dämon zu Gesicht bekommen zu haben, aber ich habe genau erkannt, dass das einer gewesen ist, und zwar so sicher, wie es in der Hölle heiß ist.«
Fiona war wie erstarrt. Sie sah, wie sich ihr gegenüber auch Walker verkrampfte, und sie wusste haargenau, was in seinem Kopf vorging. Es wäre gut, wenn Squick bald mit ein paar Antworten wiederkäme. Sehr bald.
»Beschreibe ihn mir«, verlangte Walker in barschem Ton.
»Bis in alle Einzelheiten. Erzähl mir genau, was du gesehen hast und alles, was dir an dem Dämon aufgefallen ist. Sofort.«
Rachels Antwort überraschte keinen der beiden. Es war definitiv ein Dämon gewesen, ein Dämon von zweieinhalb Metern Größe und entsprechender Breite, muskelbepackt wie ein Bergriese, aber so flink wie ein Gepard, wenn er sich richtig ins Zeug legte. Seine dunkelrote Haut wäre wie eine lederne Rüstung gewesen, sagte Rachel, das müsste sie schließlich genau wissen, denn sie habe ja versucht, ihm eine Verletzung beizubringen, damit er von Shelby abließ. Außerdem wären ihr an ihm Hörner aufgefallen – und bestimmt nicht solche kleinen Stumpen, wie Squick sie hatte, dachte Fiona – sondern schwere, gebogene Hörner wie die eines Widders, setzte Rachel die Beschreibung ihres Angreifers fort, die sich bis hinunter zu seinen Schläfen krümmten und ihn damit vor Schlägen gegen seinen Kopf schützten. Seine Beine waren nach hinten gewinkelt gewesen wie die eines Ziegenbocks, und statt Füßen habe
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