Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
stellte sich neben Walker.
»Mein Beileid«, sagte er. Er berührte den Mann nicht, der im Wolfsrudel einen höheren Rang als er einnahm, doch seine Stimme vermittelte ebenso viel Mitgefühl wie eine tröstend auf die Schulter gelegte Hand.
»Der Alpha sagte, sie wäre eine Freundin Ihrer Familie gewesen. Wir hoffen, dass die Prinzessin vielleicht irgendeine Erkenntnis hat, auch wenn der Tod schon vor einiger Zeit eingetreten ist. Aber es ist kein schöner Anblick. Falls Sie es vielleicht vorziehen, doch nicht näher zu treten …«
Walker wollte sich nichts anmerken lassen.
»Das stört mich nicht. Ich möchte einfach nur wissen, was passiert ist.«
Adam nickte und ging schweigend zu dem Tisch vor, auf dem Shelbys sterbliche Hülle lag. Als sie sich dem Tisch näherten, blickte Annie auf, und aus ihren warmen, braunen Augen sprach echtes Mitgefühl.
»Mein Beileid, Walker«, sagte sie, legte die lange Pinzette ab, mit der sie gearbeitet hatte und kam in der deutlichen Absicht, ihn an sich zu drücken, mit ausgestreckten Armen um den Tisch herum.
»Ich hoffe, Rachel geht es einigermaßen.«
Fiona, die neben Walker ging, zuckte innerlich ein wenig zusammen, aber Annie entging die kaum merkliche Bewegung nicht. Sie zögerte, steckte witternd die Nase in die Höhe und blieb dann wenige Zentimeter vor ihrem Freund und Rudelkameraden stehen, ohne ihn in den Arm zu nehmen. Mit großen Augen schaute sie in rascher Folge abwechselnd zwischen Walker und Fiona hin und her, bevor sie die Hände eilig hinter dem Rücken verschränkte. Dann trat sie einen großen Schritt zurück.
»Nun denn … lasst es mich wissen, wenn ich etwas für euch tun kann.«
Walker konnte spüren, wie Fiona sich sogleich entkrampfte und fand es trotz der Situation beinahe amüsant.
»Danke, Annie. Das wissen wir zu schätzen.«
Annie und Adam tauschten wissende Blicke aus und zogen sich von dem frisch verlobten Paar auf die andere Seite des Seziertisches zurück, wo sie sich beflissen wieder an ihre Arbeit machten, den Blick ganz auf die vor ihnen liegende Leiche konzentriert.
Genau das suchte Walker zu vermeiden; Adam hatte nicht übertrieben. Es war kein schöner Anblick.
Hätte Walker nicht gewusst, um wessen Leiche es sich hier handelte, würde er nie einen Blick auf sie geworfen und dabei gedacht haben: Oh, das ist ja Shelby Lupo . Er wusste nicht, ob er es als einen Segen oder als einen Fluch betrachten sollte, aber er erkannte sie kaum wieder. Irgendjemand hatte sich Mühe gegeben, sie auf der glänzenden Metallfläche
so ordentlich und naturgetreu wie möglich wieder … zusammenzusetzen, aber es war immer noch deutlich zu erkennen, wo ihre abscheulichen, langgezogenen Verletzungen glatt Muskeln und Knochen durchtrennt hatten. Die klaffende Wunde an ihrem Hals war eine davon, und ähnliche rote Striemen zogen sich über beide Arme und ihren rechten Oberschenkel.
Walker biss die Zähne zusammen und zwang sich, sich jede einzelne Verwundung genau anzusehen. Er merkte, dass es ihm leichter fiel, wenn er vermied, Shelby ins Gesicht zu sehen. Der Anblick ihrer Leiche und der Geruch ihres Blutes machten es ihm unmöglich, einfach so zu tun, als wäre sie irgendeine beliebige Person, doch zumindest konnte er es auf diese Weise vermeiden, sie anzuschauen und sich dabei zu erinnern, wie sie einmal gewesen war – gesund und munter und voller Energie.
»Ich habe sämtliche Beweise zusammengetragen, die ich finden konnte«, begann Annie, nachdem sie sich geräuspert hatte.
»Viel war es nicht, und ich fürchte, das meiste davon sind bloß Schmutzpartikel, wie man sie an jedem Tatort findet – Reste von Straßenschotter, organische Substanzen, ein paar Haare, die entweder zu ihr oder zu einer anderen Wölfin gehören dürften – deiner Schwester, nehme ich an.«
Walker nickte.
»Ja. Das Biest, das sie angefallen hat, trug kein Fell. Die Haare müssen entweder von Rachel oder von Shel stammen. «
Annie bestätigte dies mit einem Kopfnicken.
»Abgesehen davon haben wir hier nicht viel. Ich habe an ein paar der Verletzungen, die mehr nach Bisswunden aussahen als nach Klauenhieben, Abstriche gemacht. Vielleicht
erfahren wir durch die Speichelproben etwas mehr. In meinem Labor habe ich die nötige Ausrüstung, um die DNA abzugleichen, und da ich die Chefin bin, kann ich all das umgehen, was Adam hier in der Klinik an Steinen in den Weg gelegt würde. Ich lasse es euch wissen, wenn ich auf etwas Interessantes stoße.«
Adam nahm dies als
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