Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
engelsgleiche Erscheinung. Bei sich trug er ein Schwert, dessen Klinge beinahe so lang war wie sie selbst groß. Vor allem aber war kein Leuchten seiner Aura zu erkennen; hätte ihr magisches Hilfsmittel ihr das nicht verraten, hätte Fiona den Neuankömmling glatt für einen Menschen halten können.
Aber es war ein Dämon.
Ein Aufschrei entfuhr ihr aus ihrer Kehle, halb Warnung, halb Verwünschung, und sie sah, wie der feistnackige Stierkopf des ersten Dämons bei dem Geräusch hochschoss. Dann sah er sie aus glühenden Augen an, als wäre er soeben erst wieder an ihre Gegenwart erinnert worden.
Fiona merkte, wie ihre Konzentration nachließ und das magische Knäuel sich an den Rändern aufzulösen anfing. Die Kraft begann, wieder in sie zurückzudringen. Sie versuchte, sie zusammenzuhalten, aber sie durfte den Blick nicht von der neuen Bedrohung abwenden, die sich anscheinend ohne Eile über den Waldboden auf sie zu bewegte und dabei ganz konzentriert den heftigen Kampf zwischen Walker und dem ersten Dämon verfolgte. Der zweite Dämon hielt das Schwert locker mit einer seiner wulstigen Pranken, die Spitze auf den Boden gerichtet, während er sich Schritt für Schritt Walker näherte.
»Nein!«
In ihrer Verzweiflung sah Fiona nun keine andere Möglichkeit mehr, als eiligst die Reste ihrer Magie zusammenzubündeln, und dann schleuderte sie das Knäuel aus magischem Sonnenlicht auf den zweiten Angreifer zu, wobei sie ebenso viel Kraft aus dem Zauber wie aus einem flehenden Stoßgebet schöpfen musste.
Dieser hielt den Blick zwar ganz auf Walker fixiert, aber irgendwie musste er den Bann gespürt haben, denn er fuhr flink wie ein Kater auf der Stelle herum und streckte den muskulösen Arm mit dem Schwert hoch in die Luft, als wolle er den Flug der gebündelten Magie, die auf ihn zukam, ablenken. Die Klinge erwachte sofort funkelnd zum Leben, doch anstatt dem Zauber auszuweichen, schien sie ihn zu absorbieren, und der Dämon selbst begann in einem leuchtend silbrigen Blauviolett zu schimmern, und um seinen Kopf herum bildete sich ein Heiligenschein aus dem Zauberdunst, den Fiona selbst erzeugt hatte.
Das war unmöglich. Das hätte einfach nicht sein dürfen. Sie hatte einen Sonnenzauber gewirkt, die intensivere Variante ihres Lichtzaubers von letzter Woche, der dem Dämon
so zugesetzt und es Walker ermöglicht hatte, sie in Sicherheit zu bringen. Dämonen konnten kein Licht ertragen, vor allem kein helles Sonnenlicht. Es verätzte ihre Haut wie Säure und hatte eine sogar noch verheerendere Wirkung auf sie als auf Vampire. Fionas Zauber hätte den zweiten Dämon zumindest kurzfristig bannen müssen, wenn es ihr schon nicht gelang, ihn damit ernsthaft zu verletzen. Ungeachtet der Tatsache, dass der Zauber ein Gutteil seiner Intensität durch Fionas Abgelenktsein eingebüßt hatte, stellte so ein Sonnenzauber eine wirkungsvolle Waffe gegen alle möglichen Dämonen dar.
Unwillkürlich sank ihr das Herz; ein erster Anflug von Todesangst überkam sie. Falls dieser zweite Dämon irgendwie vor Sonnenlicht geschützt oder dagegen immun sein sollte, waren sie verloren. Er würde sie und Walker töten, und sie konnte überhaupt nichts tun, um das zu verhindern.
Doch ganz gewiss wollte sie nicht untergehen, ohne sich zur Wehr zu setzen.
»Squick!«, schrie sie, und ihre Stimme übertönte sogar das Kampfgetöse.
»Hilf ihm!«
In der Hoffnung, dass der Kobold dem Scheusal zumindest ein Bein stellen und es zum Stolpern bringen oder an ihm hochklettern und ihm einen seiner kleinen Hufe ins Auge rammen konnte, entschloss sich Fiona, es mit einem Frontalangriff auf den menschlich aussehenden Dämonen zu versuchen.
Sie wusste selbst nicht so ganz genau, was sie damit zu erreichen gedachte. Sie hatte ihre gesamte Energie mit dem Sonnenzauber verbraucht. Fieberhaft überlegte sie, was für Möglichkeiten ihr ansonsten noch blieben, wo sie noch irgendeinen Rest Zauberkraft herkriegen konnte, um den Dämon
abzulenken oder sogar zu entwaffnen, aber wiederum konnte sie eher zu einem Gebet Zuflucht nehmen als zu magischen Kräften. Dabei hätte sie selbst die Energie ihrer Seele in die Waagschale geworfen, wenn sie nur vermocht hätte. Ihr Herz erstarrte ihr in ihrer Brust, als sie ihr letztes, verzweifeltes Mittel gegen den bewaffneten Dämon einsetzte.
Der zweite Versuch, den Dämon mit einem Zauber zu bezwingen, besaß längst nicht mehr die Intensität des ersten, und noch bevor er den Dämon mitten in die Brust traf,
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