Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
sich nicht totprügeln lässt. Und pass auch auf dich selbst auf, ja?«
Mit ernster Miene strebte Fiona rasch zu dem Tor und drückte sich mit dem Rücken gegen den Stein. Es mochte ihr nicht gelingen, durch das verdammte Ding hindurchzuschlüpfen, aber wenn es das Schicksal gut mit ihr meinte, konnte sie ihm vielleicht einen kleinen Energiestoß entziehen. Und falls nicht, konnte sie sich auf diese Weise wenigstens sicher sein, dass nichts sich von hinten an sie heranschlich.
Sie wusste um die Beschaffenheit des Zauberspruchs, den sie zu benutzen gedachte. Während ihrer Ausbildung hatte sie wiederholt darüber gelesen, ihn aber nie selbst angewendet, und sie war sich auch nicht ganz sicher, ob das überhaupt jemand je getan hatte, zumindest seit dem Ende der Kriege. Nachdem die Dämonen nach Untererde vertrieben worden waren, hatte es ja für niemanden mehr viel Sinn gemacht, sich eines Zauberspruchs zu bedienen, mit dem man sie vernichtete.
Sie schloss die Augen, holte tief Luft und versuchte, die Geräusche des Kampfes aus ihrer Wahrnehmung zu verbannen. Sie hasste das, hasste es, nicht sehen zu können, was mit Walker geschah – als ob es ihn vor Schaden bewahren könnte, wenn sie ihm zusah. Aber eines wusste sie mit Bestimmtheit – falls nicht gerade während der nächsten paar Minuten Verstärkung über die Hügelkuppe herangestürmt kam, war dies ihre vielleicht einzige Chance, dafür zu sorgen, dass sie alle drei aus dieser Begegnung mit dem Dämon lebend herauskamen.
Der Schlaf, der ihr in der vergangenen Nacht nicht vergönnt gewesen war, kam ihr in diesem Fall sogar zupasse; sie mochte zwar übernächtigt sein, aber ihr Körper strotzte geradezu vor der Energie, die sie während der langen, intensiven Liebesnacht gespeichert hatte. Sie konnte richtig fühlen, wie sie in ihr aufwallte, sich aus den Tiefen ihres Herzens und ihres Bauches nach allen Seiten ausbreitete und durch ihre Adern zu strömen begann, bis sie durch die Intensität dieses Fließens beinahe angefangen hätte, zu schimmern.
Der Zauberspruch hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem, den sie vor ein paar Tagen gegen ebendiesen selben Dämonen angewendet hatte, aber eben nur eine gewisse . Für diesen zweiten Zauber benötigte sie viel mehr Energie und musste sich auch viel stärker konzentrieren. Sie wartete ab, während sich die Kraft in ihr immer weiter aufbaute, sie sie in Wellen in sich aufnahm und sie sich schließlich zu einem festen Knäuel voller Magie verdichtete. Dieses Knäuel konnte sie wie ein Gewicht in ihrer Brust spüren, merkte, wie es immer größer wurde, bis es ihre sämtliche Kraft in sich aufgespeichert hatte. Dann konnte sie nur noch darauf hoffen, dass es auch reichen würde.
Als sie die Augen wieder öffnete, sah die Lichtung ganz verändert aus; sie war erfüllt von einem hellen Dunstschleier, der sich wie ein Heiligenschein um die Wipfel der Bäume und die Spitzen des Buschwerks rankte – und in dem sie die scheinbar immer schwächer werdende Gestalt ihres Wolfes ausmachte.
Ihr Atem stockte, und ihr ganzer Körper verkrampfte sich. Ihre Instinkte sagten ihr, dass sie zu ihm laufen sollte. Geh zu ihm! Er ist verletzt! Bring ihn in Sicherheit!
Ihr Herz schlug ihr fast bis in die Kehle, und sie musste sich enorm anstrengen, um an Ort und Stelle zu verharren, denn von dort, wo sie war, konnte sie ihm viel besser helfen,
indem sie nämlich ihren Zauber aussandte, anstatt Walker nur abzulenken und dem Dämon damit auch noch einen Vorteil zu verschaffen.
Sie sah nun, dass der Dämon in ihrer neuen Sichtweise das einzig Dunkle auf der Lichtung war. Er bewegte sich an ihrem Gesichtsfeld vorbei wie ein öliger Schleim, ein schwarzes, sich ständig veränderndes Krebsgeschwür.
Fiona atmete tief durch, hob die Hände, sandte der Göttin ein Stoßgebet und kratzte jedes Fitzelchen Magie zusammen, dessen sie habhaft werden konnte, um diese Magie dann sorgsam auf den gewaltigen Dämon zu richten.
Und da blieb ihr dann das Herz fast stehen.
Am Rande der Lichtung sah sie eine weitere Gestalt aus dem Wald hervorkommen. Diese sah fast menschlich aus, wie ein großer, raubeiniger Raufbold mit Augen so schwarz wie Pech. Fiona konnte weder Hufe noch Hörner noch Panzer noch Klauen an ihm ausmachen, aber er war eine imposante Erscheinung und mit so dicken Muskeln bepackt, dass ein Profiringer vor ihm davongerannt wäre. Er hatte dunkelblondes Haar, das ihm um den Kopf wehte, aber das verlieh ihm trotzdem keine
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