Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
erinnern als an helle Pfirsichfarbe, und aus ihren klaren, veilchenblauen Augen strahlte das Glitzern der Sterne. Dies waren die Eigenheiten, die sie zu verraten drohten, doch ihrer Erfahrung nach ließen sich die Menschen ziemlich leicht etwas vormachen, und während sie in seliger Ahnungslosigkeit ihrem täglichen Treiben nachgingen, konnte sie in aller Seelenruhe ein paar Einkäufe erledigen und das eine oder andere Konzert besuchen. Das hatte sie schon bei früheren Gelegenheiten getan und nie Probleme damit bekommen, so dass sie sich auch dieses Mal nicht vorstellen konnte, wo welche auftauchen sollten.
»Und ich sage euch, ich habe kein gutes Gefühl dabei«, mäkelte Babbage, der die friedvolle Stille der Waldlichtung offenbar keine Sekunde länger mehr ertrug. Fiona hatte sich ohnehin schon gewundert, dass er es überhaupt so lange ausgehalten hatte. Ein Elf war nicht gerade für seine Schweigsamkeit bekannt.
»Wenn du dieses Tor durchschreitest, wirst du es bitter bereuen.«
»An allem hast du was zu meckern«, nuschelte Squick, »aber das tut man ja von dir nich anders kennen.«
»Einen Grund, etwas zu bereuen, hätte ich höchstens, falls mir die Königin dahinterkommt«, sagte Fiona.
»Aber das ist kaum anzunehmen, es sein denn, du erzählst meiner Tante etwas davon. Aber das wirst du ja wohl schön bleiben lassen, nicht wahr, Babbage?«
Der Elf reagierte darauf mit verstocktem Schweigen. Zum ersten Mal in seinem Leben hielt er freiwillig den Mund.
Fionas Hand schoss vor, nahm Babbages zartes Gewand zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sich den Kobold genau vors Gesicht.
»Das wirst du doch, Babbage?«
Er blickte zwischen ihr und dem Tor auf der anderen Seite der Lichtung hin und her und ließ die Flügel sinken.
»Jawohl, Prinzessin Fiona. Ich werde der Königin nichts von deiner Unvorsichtigkeit und deiner törichten Exkursion in verbotene Gefilde erzählen.«
»Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du mich nicht ›Prinzessin‹ nennen sollst«, ermahnte sie ihn und entließ das kleine Wesen mit einem Fingerschnipsen.
Von seinem Platz auf ihrer Schulter streckte Squick Babbage die Zunge heraus, als der ein paar Schritte weit durch die Luft geschleudert wurde und ein gekränktes Schniefen von sich gab.
»Du bist aber eine Prinzessin.«
»Gewiss – ebenso wie meine Kusinen. Von meinen zehn Vettern, die sich allesamt Kronprinzen nennen, ganz zu schweigen.«
Sie blickte um den Stamm einer alten Eiche herum, um sicherzugehen, dass sich auf der Lichtung auch nichts rührte. Bloß weil die Furcht vor Entdeckung sie nicht davon abhielt,
das bewusste Tor zu durchschreiten, hieß das noch lange nicht, dass sie sich nicht alle Mühe geben würde, gar nicht erst entdeckt zu werden .
»Aber von denen hatte keiner Eltern, die gestorben sind und sie unmittelbar der Obhut der Königin überlassen haben. «
»Willst du es jetzt darauf anlegen , dass ich dich mitnehme, Babbage?«
»Mich kannst du doch mitnehmen tun!«, rief Squick ganz aufgeregt und hüpfte auf Fionas Schulter auf und ab.
Die Wiederholung ihrer Drohung brachte Babbage zum Schweigen, aber trotzdem war’s nun einmal geschehen: Er hatte sie an etwas erinnert, was sie mit aller Macht zu verdrängen versucht hatte, und nun würde dieser Satz für den Rest des Tages wie eine dunkle Wolke über ihr hängen. Dieser verflixte Plagegeist von einem Kobold!
Fiona wusste nur zu gut, dass sich eine unbequeme Wahrheit nicht einfach von selbst erledigte, indem man sie ignorierte, aber das hielt sie nicht davon ab, es dennoch auf diese Weise zu versuchen – jeden Tag aufs Neue. Sie verabscheute das Tun und Treiben bei Hofe, gleich, ob es sich dabei nun um den Hof der Sommerelfen, also den ihrer Tante, oder den der bösartigen Winterelfen handelte, der von Dionnu regiert wurde, Mabs früherem Ehemann und nach wie vor offiziell Fionas Onkel. Bei der Vorstellung, auf den Thron steigen zu müssen, wo doch, so lange sie zurückdenken konnte, zwischen den beiden Höfen bestenfalls so etwas wie eine zerbrechliche Koexistenz geherrscht hatte, bekam sie eine Gänsehaut – was genau der Grund dafür war, dass sie eine kleine Auszeit benötigte. Sie besaß weder die Engelsgeduld noch die Verschlagenheit, die man aufweisen musste, um als Herrscher des Elfenvolkes zu bestehen, und
sie hatte auch keinerlei Ambitionen, sich eine dieser beiden Fertigkeiten anzueignen. Ihre Eltern mochten beide Sidhe gewesen sein – die edelsten unter den Feen und Elfen
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