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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wesentlich schneller.«
    Er wandte sich wortlos ab und kroch weiter.
    Als der Gang sich nach rechts und links verzweigte, entschloß er sich, nach rechts zu kriechen.
    Nach nochmals sieben Metern wurde die Röhre höher, er konnte aufrecht stehen – wenn auch mit geneigtem Kopf. Hier war dumpfe, stickige Luft um sie … 5.000 Jahre lang konserviert. Das Atmen wurde schwerer, und in den Schläfen klopfte das Blut.
    »Ich schätze, wir sind jetzt im Labyrinth«, sagte Herburg. »Sollten wir in der untersten Etage sein, so wird es lange dauern, bis wir nach oben kommen …«
    »Wir haben noch dreihundertvierunddreißig Stunden Zeit …«
    Luisa kam zu ihm und legte den Kopf an seine Schulter.
    »Das war die Rechnung aus unserer Kammer!« Seine Stimme klang rauh. »Hier ist die Luft wesentlich schlechter. Rechnen wir nur noch die Hälfte …«
    Fast um die gleiche Zeit rief Harris Pernam in sein Mikrofon: »Ihr könnt mich jetzt raufziehen! Hier unten ist alles okay! Ganz langsam hochziehen … und wenn ich halt rufe, sofort anhalten! Dann will ich nämlich versuchen, in einen der hier mündenden Ein- oder Ausgänge – wie man's nimmt – hineinzukriechen. Also – Winde los!«
    Das Nylonseil straffte sich. Ganz langsam schwebte Dr. Pernam aus der Höhlenfalle nach oben.

XV
    Dr. Abdullah kam mit seinem verzweifelten Anruf bei der Militärbasis für Hubschrauber in Kairo zu spät.
    Wie beim Militär üblich, meldeten sich erst einmal Stellen, die nicht zuständig waren. Abdullahs Gespräch wurde weitergereicht, von Zimmer zu Zimmer, bis er an einen Offizier geriet, der zuerst einmal ganz von vorn anfing. Er wollte wissen, wie er hieße, wie alt er sei und wo er wohne …
    »Ich will mich nicht freiwillig als Soldat melden!« schrie der außer sich geratene, unglückliche Vater. »Außerdem bin ich bereits Oberst der Reserve. Was sind Sie? Oberleutnant? Nun hören Sie mir mal gut zu: In einem Hubschrauber, der gerade von Sakkara dort angekommen sein muß, sitzt meine Tochter. Ich möchte, daß Sie sie festhalten, bis ich bei Ihnen bin.«
    »Das ist völlig undenkbar …«
    »Was ist undenkbar?« brüllte Dr. Abdullah zurück.
    »Hier bei mir sitzt General Fuad el Hamran. Er wird Ihnen jetzt sagen, was undenkbar ist …«
    »Undenkbar ist«, sagte der Oberleutnant und blieb ganz ruhig, »daß eine Frau in einem Militärhubschrauber mitfliegt. Und das auch noch bei einem Einsatzflug! Unmöglich!«
    »Sie kennen meine Tochter nicht. Sie hat es eben möglich gemacht!« Abdullah war nahe daran, sich die Haare zu raufen. »Sie muß gerade landen …«
    »Dann muß ich Sie weitergeben an die Kommandostelle.«
    »Und wer sind Sie?« brüllte Abdullah und schlug mit der Faust gegen die Barackenwand.
    »Der Wachoffizier …«, kam die ungerührte Stimme zurück. »Ich verbinde Sie weiter …«
    Wie gesagt – es war zu spät.
    Als Dr. Abdullah ibn Hedscha endlich bei der Kommandostelle den richtigen Mann am Telefon hatte, war der Hubschrauber bereits gelandet. Man konnte ihm nur – nach nochmaliger längerer Rückfrage bei dem Bodenpersonal – mitteilen, daß tatsächlich eine Frau, eine Zivilistin, mitgekommen sei, daß diese aber die Flugbasis vor wenigen Minuten in einem Jeep mit zwei Offizieren verlassen habe.
    Wohin? Ja, wie sollte man das wissen?
    Müde und resignierend legte Vater Abdullah auf. Er ließ sich in seinen Korbsessel fallen und starrte vor sich hin. Er war nicht abergläubisch, aber jetzt war auch er bereit zu glauben, daß alle, die ein Grab der Pharaonen auch nur von weitem ansahen, ihrem Unglück nicht mehr ausweichen konnten.
    In der Mitte der Stadt Kairo setzten die beiden Offiziere Leila auf deren Wunsch ab. Sie bedankte sich artig und verschwand dann in dem breiten Strom von Passanten, der durch die Einkaufsstraße flutete.
    An der nächsten Ecke nahm Leila ein Taxi und ließ sich in das Villenviertel von Kairo hinausbringen.
    Die reichsten Ägypter hatten sich hier auf der Nilinsel Ghezira – in der Nähe der Tahrirgärten und des Andalusischen Gartens – die schönsten und prunkvollsten Häuser gebaut.
    Hier wohnte auch Gemal Mohammed ibn Djelfa in einem kleinen Palast, umgeben von einem blühenden Garten und mit einem traumhaft schönen Blick auf das andere Nilufer mit dem Kuppelbau des Ägyptischen Museums.
    Gemal Mohammed war zu Hause und erwartete Leila.
    Er wußte nicht, wer sie war, aber wenn sie so schön wie ihre Stimme am Telefon war, dann rechnete sich Gemal eine große Freude für einen

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