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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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langen Tag und vielleicht auch noch für die Nacht aus. Die Unbekannte brachte eine gute Empfehlung mit, denn sie hatte am Telefon gesagt:
    »Mich schickt Suliman ibn Hussein zu Ihnen, Gemal Mohammed. Ich soll Ihnen einen Brief überbringen. Sicherlich ist es wichtig …«
    »Endlich!« hatte der dicke Gemal geantwortet. »Eine Nachricht meines Freundes Suliman! Wo steckt der Bursche überhaupt? Ich versuche seit Stunden vergeblich, ihn zu erreichen. Immer wieder heißt es, er sei nicht da! Ja, wo ist er denn eigentlich?«
    »In Gizeh.«
    »Und was macht er da?«
    »Vielleicht steht es in dem Brief? Er ist vertraulich. Können wir allein sein, Gemal Mohammed?«
    Die Stimme hatte so fröhlich geklungen … ein zwitscherndes Vögelchen, hatte Gemal gedacht.
    »Suliman befahl mir, nur Ihnen allein den Brief zu übergeben!«
    »Wir werden ganz unter uns sein, meine Süße!« hatte Gemal entzückt ausgerufen. »Wann können Sie bei mir sein?«
    »In zwanzig Minuten …«
    Der dicke, eitle Gemal tat in diesen zwanzig Minuten alles, was zur Vorbereitung von schönen Stunden nötig war: er parfümierte sich, er ließ große Schalen mit frischem Obst auftragen, die besten Fruchtsäfte und gebackene Süßigkeiten bereitstellen, und dann befahl er seinen Dienern, ihn nicht mehr zu stören, bis er läuten würde.
    Genau zwanzig Minuten später brachte ein devoter Diener Leila in das große Arbeitszimmer Gemal Mohammeds. Eine lautlose Klimaanlage verbreitete wohltuende Kühle.
    Mit ungläubigen Augen erhob sich Gemal, als Leila den Raum betrat.
    So etwas schickt Suliman mir? dachte er. Soviel anbetungswürdige Schönheit? Er muß verrückt sein … oder das, was die Dame bringt, ist ganz besonders unangenehm.
    Es war eine Ahnung, die sich rasch bewahrheiten sollte.
    Zunächst klang es wirklich so, als habe Leila eine wichtige Botschaft zu überbringen. Sie ließ, wenn auch mit Ekel in den Augen, zu, daß Gemal ihr schmatzend die Hände küßte und beim Heben des Kopfes unverhohlen auf ihre Brüste starrte, die sich durch ihre dünne Bluse deutlich abzeichneten. Er hielt ihre Hände noch fest und ließ seine Schweinsäuglein blitzen.
    »Einen besseren Briefträger hätte Suliman nicht finden können«, sagte er und ließ seinen schmierigen Blick immer wieder über ihren Körper gleiten. »Welch ein Glück für Sie, daß Salimah Sie nicht mehr kennengelernt hat …«
    »Salimah war meine beste Freundin«, entgegnete Leila.
    Dann entzog sie Gemal die Hände und ging zu einem Diwan, auf den sie sich mit gespielter Koketterie setzte. Die langen Beine schlug sie so übereinander, daß Gemal bereits Atembeschwerden bekam.
    »Welch eine Tragik, nicht wahr?« rief Gemal Mohammed theatralisch und schob einen Rolltisch mit einer riesigen Kristallschale voller Früchte vor den Diwan. »Diese Mordwelle um unseren Freund Suliman! Entsetzlich, nicht wahr? Irgend jemand will ihn vernichten und geht dabei buchstäblich über Leichen. Zwölf sind es schon, nicht wahr?«
    Er blinzelte Leila an und setzte sich dann neben sie auf den Diwan. Sein enormes Gewicht drückte die Seite der Polster, auf der er saß, so tief hinunter, daß Leila das Gefühl hatte, sie würde dem Kerl gleich auf den Schoß rutschen.
    »Nun, wo ist der Brief? Sie heißen Leila? Und weiter?«
    »Ich bin die Tochter von Dr. Abdullah ibn Hedscha …«
    »Ibn Hedscha?« Gemal Mohammed suchte in seinem Gedächtnis. Er hatte den Namen schon einmal gehört, er war ihm nicht fremd, aber er wußte im Moment nicht, wo er ihn einordnen sollte.
    »Ich weiß nicht, ob Sie meinen Vater kennen. Er ist Archäologe und vom Institut für Altertumsforschung mit der Beratung bei den Ausgrabungen von Sakkara beauftragt.«
    Gemal starrte Leila an.
    Sakkara! Das Wort elektrisierte ihn. Er wollte etwas fragen, er wollte vom Diwan aufspringen, als ihm wie ein Blitz die Erkenntnis ins Gehirn fuhr, daß Suliman niemals die Tochter eines Staatsbeamten als Briefträgerin in geheimen Rauschgiftangelegenheiten schicken könne …
    Der Diwan war für seinen massigen Körper zu tief, die Beine stemmten den schweren Leib nicht so schnell hoch, wie er es wollte … und als er sich hinterrücks mit den Armen abstützen wollte, stand Leila schon vor ihm und hielt ihm eine Waffe entgegen, die er von seinen Beduinen genau kannte: Es war ein mittelgroßes, beidseitig geschliffenes Messer mit einem genau ausbalancierten Griff, der immer in der Waagerechten blieb, wenn man das Messer warf.
    »Sie sind verrückt,

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