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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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damals tun sollen …
    »Da!« sagte Herburg plötzlich laut. Er stand steif und lauschend da, dann beugte er den Kopf vor. »Hast du nichts gehört?«
    »Nein …«
    »Da war etwas …«
    »Was?«
    »Ein Laut! Ein fremder Laut! Ein ganz neuer Laut – außer unseren Stimmen. So … hell, vibrierend, als wenn jemand mit einem Stahlhammer gegen den Felsen schlägt. Du glaubst nicht, wie sich ein Ton im Erdinnern, gerade in Felsen, fortpflanzt.«
    Sie drückte die Hemdenstreifen an ihren Mund und starrte ihn ungläubig an.
    »Wenn das wahr ist …«, stammelte Luisa. »Wenn das wirklich wahr ist …«
    Dann schwiegen beide und strengten ihr Gehör an.
    Aber der Laut wiederholte sich nicht.
    Die Stelle, die den Ton weitergetragen hatte, war von Dr. Pernam nicht als Hohlraum erkannt worden. Er ging in der großen Höhlenfalle weiter und tastete mit seinem Stahlhammer die Wände ab …
    Nur zweiundzwanzig Meter trennten sie voneinander … aber dazwischen lag das Wunderwerk von Imhoteps Labyrinthen.
    Nach einer Stunde war Herburg soweit: Die Streifen hatten ein Seil von etwa zehn Metern ergeben, natürlich nur, um miteinander verbunden zu sein, keineswegs als Sicherheit vor einer neuen Falltür. Fiel Herburg unvermittelt herunter, dann würde das dünne Gewebe sofort zerreißen.
    »Wir lassen die volle Länge zwischen uns, Luisa«, sagte er. »Ich krieche voraus mit beiden Lampen, und du folgst, sobald sich das Seil strafft. Du mußt den Schminkkoffer Salimahs vor dir herschieben, denn auf die Verpflegung können wir nicht verzichten.«
    »Vielleicht werden wir uns doch noch besaufen, um das Sterben nicht zu merken«, sagte Luisa grob.
    Er sah sie erstaunt an und nickte.
    »Vielleicht. Was ist mit dir?«
    »Ich habe erkannt, daß ich ein Rindvieh bin …« Sie winkt ab. »Frag nicht mehr, Frank. Es sind so Aufwallungen, wenn man sich erinnert!«
    Frank wollte etwas erwidern, aber gleichzeitig riß es ihn herum, als habe man ihn in den Rücken geschlagen. »Da war es wieder! Kling!«
    »Ich habe wieder nichts gehört …«
    »Ganz weit weg. Man spürt es mehr, als daß man es hört. Jedenfalls weiß ich eines: Im Grab wird gearbeitet, Luisa!«
    Und plötzlich schrie er, stürzte auf sie zu, riß sie an sich und küßte ihr zitterndes Gesicht.
    »Sie arbeiten! Sie arbeiten! Der gute alte Harris arbeitet! Ich wußte es, sie sind tiefer eingedrungen, viel tiefer als ich! Mein Gott, wenn uns das gelingt … wenn wir ihnen entgegenkommen! Luisa, sie arbeiten …«
    »Ich habe doch nichts gehört«, stammelte sie.
    Und dann schluchzte sie auf, schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn mit einer wilden, verzweifelten Leidenschaft, wie er sie noch nie erlebt hatte.
    »Jetzt habe ich Angst«, schluchzte sie. »Angst, daß du einem Ton nachrennst, einem Ton, den es gar nicht gibt …«
    Zweiundzwanzig Meter von ihnen entfernt kroch Pernam durch die Höhle und hämmerte gegen die Felsenwand.
    »Keine Tür!« meldete er über das Mikrofon nach oben. »Rundherum massiver Fels. Nichts ist vermauert. So gut getarnte Türen kann es auch gar nicht geben. Es ist so, wie ich es vorhergesagt habe: Das Grablabyrinth ist um die Höhle herumgebaut worden. Ich habe noch eine Wand zu prüfen, dann könnt ihr mich hochziehen.«
    Er ging langsam weiter. Der Stahlhammer klang hell gegen die Felsen. Kling-kling-kling …
    Auf einer Seite, die den Schall nicht mehr zu Herburg und Luisa trug.
    Frank Herburg kroch in den röhrenförmigen Gang hinein. Die beiden Gaslampen schob er, wie verabredet, vor sich her und blieb, als sich das Wäschestreifenseil spannte, liegen. Er blickte über die Schulter zurück. Der Gang war hoch genug, daß man auf Knien rutschen konnte, aber es war einfacher und ging auch schneller, wenn man vorwärts robbte.
    Im fahlen Widerlicht der beiden Lampen tauchte Luisas Kopf am Stolleneingang auf. Sie schob den Koffer vor sich her und kam dann langsam näher gekrochen.
    Herburg ließ sie bis auf vier Meter herankommen.
    »Geht es nicht weiter?« fragte sie.
    »Doch, mir fällt nur plötzlich etwas ein.«
    »Und?«
    »Wir kommen ja, wenn wir in das Grab kriechen, auch in die Giftküche des Imhotep hinein.«
    »Ich weiß es«, sagte Luisa ruhig.
    »Und ich denke an dein Experiment mit der kleinen Katze. Das Lähmungsgift für die Atemwege …«
    Sie nickte nur, und Frank sah, daß sie dabei traurig lächelte.
    »Was macht es aus, ob wir nun an Sauerstoffmangel oder an Giftgas sterben?« fragte sie. »Die zweite Todesart geht

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